Harald stieß seine Lanze in den matschigen Boden und schrie sein Leiden heraus. Kleine Tropfen spritzten seine bereits dreckigen Beine hinauf, blieben kleben oder flossen hinab auf den befleckten Boden. Mit dem Schwung seines Körpers und noch mehr Kraft flog der Schlamm immer höher. Immer dreckiger wurde der Fußsoldat, einzig bewaffnet mit einem einfachen Helm, einem einfachen Harnisch, einfachen Schuhen. Seine Rüstung könnte ihn kaum mehr schützen. Doch seine Kameraden neben ihm. Vor ihm, wie auch dahinter.
Der nächste Stoß, der nächste Schwung voller Matsch in die Gesichter der entschlossenen Männer. Unbeirrt blickten die vorderen Reihen auf den Horizont und vermutlich in die Gesichter der bereits verängstigten Feinde. Harald konnte keine Menschenseele außer dem Mann vor ihm erkennen, dafür stand er zu weit hinten. Soldaten mit mehr Erfahrung schützten die Unerfahrenen, wie Harald einer war. Doch umso mehr spornte das den jungen Mann an, für seine Freunde und sein Land sein Leben zu lassen. Er würde kämpfen. Er, der ebenso einfach bekleidet seinem Feind entgegenblickte, wie seine Kameraden.
Knut schrie neben ihm voller Inbrunst die Zeilen, die auch Harald mehr und mehr verinnerlichte. Mit jedem weiteren Stoß ließ er Familie und sein Ich zurück, wurde zu der Einheit, die in Reih und Glied auf den Feind wartete. Er lechzte nach der Ehre, die ihm nach dem Kampf zu teil werden würde, schrie nach den Göttern, bat um Schutz und Leben für die, die sich nicht verteidigen konnten. Harald war im Hier und Jetzt, Knut war neben ihm, Ivar hinter ihm. Mehr Stimmen konnte er nicht unterscheiden, denn ein jeder sang, schrie, stimmte in den Kriegsgesang mit ein und wurde zu einem Ganzen.
Im letzten Stoß hinterließ Harald die Ängste und Zweifel auf dem Dreck, verbannte jeden Gedanken an das Gestern, jede Hoffnung auf einen friedlichen Morgen. Sollten die Sorgen auf den Feind übergehen und die Furcht ihn ereilen! Sollten die Schrecken seiner Götter auf sie niederprasseln und den Zorn sie in die Gefilde Hels schicken! Odin wachte über seine Krieger, wachte über jeden Einzelnen!
Entschlossenheit erleuchtete in den Augen Knuts, als sich Harald und er erblickten. Das Grinsen und der Stolz schwangen in jedem seiner Züge mit, als sie das leise Geschrei vor sich hörten. Harald sang in Gedanken weiter, als die Reihen vor ihm ihre Waffen in Position brachten. Die Spitze der Lanze glänzte in der aufgehenden Sonne und würde bald Leben fordern. Er stand hier, um zu kämpfen. Vahalla hieß ihn willkommen!