Jessica schaute von ihrem Zeichentablett auf, als das Telefon, welches neben ihr auf dem Tisch stand, klingelte. Sie zog es zu sich heran und schaute auf die Nummer.
„Felix“, murmelte sie. „Ungewöhnlich, dass er mal ganz normal anruft.“
Sie ließ es noch einmal klingeln, dann nahm sie ab. „Hey Felix. Na, was kann ich für dich tun?“
„Jess, hey. Moment, woher wusstest du, dass ich es bin?“
„Auch, wenn ich nicht die neuste Technik habe, ich nutze auch kein altes Wahlscheibentelefon mehr.“
„Okay, klar. Naja, egal, du sag mal, funktioniert bei dir das Internet auch nicht?“
Sie schaute auf die Taskleiste auf ihrem Monitor, während sie den Zeichenstift auf dm Zeigefinger balancierte. „Nein. Seit einer Stunde schon nicht mehr.“
„Mhm. Weißt du, woran es liegt? Ich meine, es ist schon das dritte Mal diese Woche. Das nervt mich richtig, ich habe gerade ein paar Downloads angeworfen, und jetzt wurde der Kram abgebrochen und ich darf wieder von vorne anfangen.“
Jessica lachte leise. „Ne du, ich hab auch keine Ahnung, was da los ist. Hier ist es aber das erste Mal, sogar seit längerer Zeit.“
„Was gibt‘s denn da so zu lachen? Maaan! Nachher hab ich auch noch eine Verabredung zum Zocken, und ich wollte den Jungs eigentlich per Discord sagen, dass ich etwas später da sein werde.“
„Hast du nicht die Nummern? Kannst doch einfach anrufen und Bescheid sagen.“
„Glaube nicht. Ich hab schon lange nicht mehr wirklich telefoniert. Selbst deine Nummer musste ich erst mal wiederfinden. Bin einfach nur gestresst gerade. So viel noch, was ansteht, und dann geht das dumme Internet nicht!“
„Dann nutze die Zeit doch mal ein wenig anders. Oder entspann dich einfach mal. Du wirkst echt gestresst.“
„Du hast gut Reden, du in deiner Vergangenheitsblase. Wie kommst du eigentlich so noch zurecht?“
„Naja, wenn ich jemanden erreichen will, rufe ich ihn an. Und ich schreibe gerne Postkarten, die kennst du sicher noch?“, fragte sie mit spitzem Ton. Sie wusste, dass er es nicht mochte, so aufgezogen zu werden.
„Jajaja, schon gut, ich hab‘s verstanden. Dich bekomm‘ ich auch noch dazu, dir neuere Technik zu besorgen.“
„Kannst es ja mal versuchen, aber wu-“
„O-oh, äh, entschuldige, dass ich dich so unterbrechen muss, aber das Internet scheint wieder zu gehen. Ich muss erst mal wieder los, melde mich später. Bye!“
Und schon war Stille auf der anderen Seite der Leitung. Jessica seufzte und schüttelte den Kopf. Sie würde diesen Jungen wohl niemals verstehen, dachte sie und zeichnete weiter.