Grimmig hielt Walker den Blick auf die dunkle, nasse Straße gerichtet. Geschickt fuhr er zwischen den anderen Autos entlang, überholte jeden und hupte wie verrückt, um auf sich aufmerksam zu machen.
Wild riss er das Steuer seines Mustang herum und driftete auf den Highway, während er im Rückspiegel die drei Motorräder sehen konnte, die ihn erbarmungslos verfolgten.
Der starke Regen sorgte dafür, dass er seine Verfolger nicht abschütteln konnte, obwohl auch diese mit der rutschigen Straße zu kämpfen hatten.
Schnell hatte er seinen Wagen wieder unter Kontrolle gebracht und drückte mit dem Fuß das Gaspedal soweit wie möglich durch. Gleichzeitig suchte er mit einem schnellen Blick auf sein Handy eine Nummer heraus.
„Komm schon! Komm schon, geh ran!“, fluchte er, während er darauf wartete, dass die Person auf der anderen Seite der Leitung endlich das Gespräch annahm.
„Walker?“, meldete sich eine Frauenstimme.
„Ist alles vorbereitet?“, fragte er direkt. „Ich bin auf dem Weg, aber ich bringe wohl Gäste mit, wie es aussieht!“
„Hier ist alles bereit.“
„Gut, ich bin gleich da.“ Schnell warf er das Handy auf den Beifahrersitz und hupte weiter die Autos vor sich an. „Macht Platz, verdammt!“
Dann tauchte plötzlich einer seiner Verfolger neben ihm auf. Walker schaute ihn kurz an und sah sein eigenes Gesicht, welches sich im Visier des Motorradhelmes spiegelte, bevor der Mann seine Uzi zog und das Feuer auf Walkers Mustang eröffnete.
Schnell duckte er sich, während die Kugeln Löcher in die Karosserie seines Wagens rissen und die Scheibe durchschlugen. Dabei streckte er seinen Arm aus, öffnete das Handschuhfach und suchte mit den Fingern nach seiner Pistole. Sein Verfolger schoss dabei weiter auf seinen Wagen, die Kugeln zischten durch den Innenraum des Wagens und durchschlugen die Tür auf der Beifahrerseite.
Endlich hatte er seine Pistole gefunden. Er wartete, bis sein Verfolger seine Uzi leer geschossen hatte, tauchte aus seiner Deckung auf und eröffnet nun selbst das Feuer. Eine Kugel traf den Fahrer in den Arm, die nächste ließ einen Reifen des Motorrads platzen.
Die Maschine geriet außer Kontrolle, begann zu schlingern und überschlug sich mitsamt Fahrer auf dem Highway.
Doch davon ließen sich die anderen Verfolger nicht abschrecken. Sie jagten ihm weiter unermüdlich nach und kamen ihm langsam näher.
Ohne auf den Verkehr zu achten riss Walker das Steuer seines Mustang herum und erwischte knapp die nächste Ausfahrt. Das wütende Hupen der Passanten störte ihn dabei wenig, denn ihr Leben hing nicht am seidenen Faden.
Walker hielt direkt auf die große Fabrikhalle zu, die sich finster wie eine Burg aus alten Schauergeschichten in der Dunkelheit abzeichnete und nur ab und zu vom Blitz des Gewitters, welches über der Stadt zu toben angefangen hatte, erhellt wurde.
Mit quietschenden Reifen kam er vor dem großen Eingangstor zum Stehen. Doch bevor er aussteigen konnte, hörte er plötzlich einen anderen Motor aufheulen. Erschrocken starrte er aus dem zerschossenen Türfenster auf den Truck, der direkt auf ihn zuhielt.
„Verflucht!“ Da er es nicht mehr rechtzeitig geschafft hätte aus dem Auto auszusteigen, machte er sich hinter dem Steuer so klein wie möglich.
Der Aufprall ließ den Mustang vom Boden abheben. Alleine durch das Blech des Wagens geschützt, krachte er durch die Ziegelwand der Fabrikanlage. Der Mustang überschlug sich ein paar Mal, bis er als Wrack im Gebäude liegenblieb.
Hustend und keuchend versuchte Walker mit ein paar Tritten die gesprungene Windschutzscheibe aus der Halterung zu treten um sich aus den Überresten des Autos zu befreien, als plötzlich …
Bestürzt schaute Tessa auf den Fernseher, wo nun drei Kinder einem schlecht animierten Schokobonbon hinterherliefen und dabei laut plärrten. Dann setzte sie sich auf und schaute ihren Freund fassungslos an. „Das kann doch nicht wahr sein!“, rief sie sauer. „Schon wieder Werbung? Die war doch eben gerade erst! Und dann auch noch im spannendsten Moment.“
„Ich weiß, Schatz“, sagte ihr Freund und legte ihr sanft einen Arm um die Schulter. „Mich stört es auch. Wenn der Film irgendwo angeboten worden wäre, hätte ich ihn sicher auf DVD oder irgendwo im Stream.“
„Ich weiß“, seufzte sie und wollte gerade die Fernbedienung in die Hand nehmen. Auf Werbung hatte sie wirklich keine Lust.
„Moment, Moment. Ich habe da eine Idee.“ Ihr Freund schaute sie mit einem beruhigenden Lächeln an. „Was hältst du davon, wenn ich die kurze Unterbrechung nutze und uns ein Eis aus der Truhe hole?“
Das war gemein. Er wusste, dass sie bei Eis nicht Nein sagen konnte. Aber sie wollte sich doch gerade aufregen. „Na gut“, grummelte sie und kuschelte sich wieder auf die Couch. „Doofe Werbung“, murmelte sie noch einmal, doch ihr Ärger war verflogen. Stattdessen freute sie sich auf das leckere Eis und darauf, dass der Film endlich weiterging.