Als ich aufwachte, spürte ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Mein ganzer Körper fühlte sich schwer und träge an. Als ich versuchte, mich zu bewegen, kam es mir vor, als würde alles, was ich tat, in einer Art Zeitlupe ablaufen. Und die fühlte sich sicher nicht so gut wie in den "Matrix"-Filmen an.
Zusätzlich schmerzten meine Glieder, was die Sache mit der Drehung nicht einfacher machte.
Als ich es endlich geschafft hatte, mich leicht aufzusetzen, überfiel mich ein plötzlicher Schwindel, der die Welt vor meinen Augen drehte. Mit einem stumpfen, gequälten Knurren ließ ich mich zurück auf mein Kopfkissen fallen, während der Schmerz in meinem Schädel pochte, ähnlich einem Presslufthammer, den man ohne Aufsicht zurückgelassen hatte.
Erst da fiel mir auf, dass mein Körper klitschnass war. Ich fasste an meine Stirn, aber ich konnte nicht sagen, ob die Wärme vom Fieber stammte, welches gerade durch die Zellen meines Körpers wütete, oder von der aufsteigenden Übelkeit. Oder war die Übelkeit dem Fieber verschuldet? Vielleicht auch der Anstrengung beim Aufrichten, ich konnte es nicht mit Gewissheit sagen.
Was ich aber mit Sicherheit sagen konnte, war, dass das Atmen durch meine Nase nicht möglich war. Diese war nämlich vollkommen verstopft. Ohne Nachzudenken zog ich sie hoch und bereute diese Tat sofort, als der hämmernde Kopfschmerz noch einmal auf sich aufmerksam machte. Tränen füllten meine Augen und flossen an meinen Wangen hinab.
Sah so also mein Ende aus?
Ich wollte meine Mutter rufen, doch mein Hals war so ausgetrocknet, dass sich beim Versuch sofort alles in mir zusammenzog. Da ich dabei abrupt zu atmen aufgehört hatte, wurde mein ganzer Körper kurz darauf von einem Hustenanfall durchgeschüttelt, welcher sich wie ein verreckender Motor mit massiven Startproblemen anhörte. Dabei tanzten meine Lungen einen feurigen Tango und versuchten, aus meinen Körper auszubrechen.
„Schatz?“
Ich horchte auf, als ich die Stimme meiner Mutter vernahm. Sie musste diese schrecklichen Laute mitbekommen haben, die aus meinem Zimmer gedrungen sein mussten wie das Ächzen eines Fantasiewesens.
„Schatz? Ich komme rein, ja?“
Ohne groß eine Antwort abzuwarten, öffnete meine Mutter die Tür und sah mich erschrocken an. „Ach du liebe Güte, Liebes, was ist denn mit dir passiert?“
Ich wollte gerade antworten, als mein Blick auf den großen Spiegel fiel, der an meinem Kleiderschrank angebracht war. Vorher war mir das nie passiert, egal wie schlimm ich aussah, aber dieses Mal erschrak ich vor mir selbst.
Meine dunkelblonden Haare fielen mir platt und feucht ins Gesicht, während meine Augen blutunterlaufen und kaum geöffnet waren. Irgendwie kam mir alles geschwollen vor.
Hatte ich in der Nacht einen Boxkampf ausgetragen?
„Meine Bazillen scheinen wohl den Kampf gegen mein Immunsystem gewonnen zu haben“, wollte ich mit meinem Galgenhumor antworten, doch raus kam nur ein gequältes Krächzen.
„Du wirst heute im Bett bleiben“, befahl meine Mutter mir direkt. „Und keine Widerrede.“
Widerrede war übrigens nie eine Option gewesen, wenn meine Mutter etwas angeordnet hatte. Also zuckte ich nur mit den Schultern und legte mich wieder hin.
Kurz darauf waren die Decken neu aufgeschüttelt und das Fieber gemessen. „Fast 40 Grad, Schatz. Wo hast du dir das bloß eingefangen?“
Ich zuckte nur mit den Schultern.
„Na gut, jetzt ist das auch egal. Ich komme gleich mit einer Suppe wieder. Danach fahre ich kurz in die Apotheke.“
Und schon war meine Mutter aus dem Zimmer verschwunden.
Leise fluchte ich über mich selbst.
Natürlich wusste ich, wo ich mir das eingefangen hatte. Ich war schließlich selbst Schuld, da ich mit zu wenig Klamotten draußen herumgelaufen war. Und so langsam fragte ich mich, ob es das wirklich wert war, nur, um diese dumme Mathearbeit in der Schule nicht mitschreiben zu müssen.