Ich mache direkt einen etwas ungewohnten Einstieg, denn heute erwartet euch etwas ganz anderes als eine gewohnte Geschichte. Ich will euch von einem Thema berichten, welches mir sehr am Herzen liegt, da ich selbst davon betroffen bin.
Leider ist mir schon viel zu oft aufgefallen, dass viele Menschen Höhenangst als Kinderkram abtun.
Aber das ist sie nicht!
Kein Angst, ich werde jetzt keine Doktorarbeit über das Thema schreiben, nein. Dennoch will ich euch das Thema näher bringen und euch zeigen, wie beengend diese Angst ist und wie sie das Leben beeinflussen kann.
Höhenangst gibt es, wie viele andere Ängste wohl auch, in verschiedenen Stufen. Einige Betroffene kommen mit kleinen Höhen gut zurecht, andere nicht mal mit einer Leiter.
Zu Letzteren kann man mich zählen, denn ich hasse Leitern, egal wie hoch sie sind. Das liegt daran, dass zusätzlich zur Höhenangst noch schlechte Erfahrungen dazukommen. Aber dazu später mehr.
In meiner Stadt gibt es eine Aussichtsplattform, die sich 20 Meter über dem Boden befindet. Und die betrete ich. „Warum“, fragt man sich nun vielleicht? Weil man sich dort oben auch mittig der Plattform aufhalten kann, und das Geländer hoch genug ist, dass dort auch nichts passieren kann. Dann kann ich Höhen sogar für eine kurze Zeit ertragen. Auch, wenn ich nicht wirklich an den Rand der Plattform gehe, niemals. Aber ich weiß, dass ich sicher bin, trotz der spürbaren Schwankungen des Turmes selbst. Und ich gehe dort nicht alleine hinauf, sondern immer in Begleitung eines Freundes, der um mein Problem mit Höhen weiß.
Aber bei Leitern sieht das Ganze schon anders aus.
Ich habe früher sehr schlechte Erfahrungen mit Leitern gemacht. Mehrfach bin ich mit Leitern umgefallen, weil die entweder defekt waren oder nicht richtig abgesichert wurden.
Und immer, wenn ich mich gezwungen sehe, auf eine Leiter zu steigen, wird mir schon schlecht.
Das ist besonders im Berufsleben hinderlich, weil dort niemand Rücksicht auf einen nimmt.
Vor einiger Zeit habe ich im Einzelhandel gearbeitet, und die Regale, die im Lager standen, waren ziemlich hoch. Daher habe ich immer nur aus den unteren Regalen Dinge genommen, damit ich mit den Waren weiter oben nichts zu tun hatte.
Irgendwann kam der Tag, an dem der Chef mir sagte, ich sollte mir die Waren aus den oberen Regalen vornehmen und auffüllen. Da kam ich ohne eine Leiter nicht ran, aber da ich noch in der Probezeit war, wollte ich dem Chef nichts von meiner Abneigung gegenüber Leitern erzählen. Ebenfalls aus schlechten Erfahrungen heraus, was sie Ehrlichkeit in so einem Fall betrifft.
Also hab ich mich an den einen „Kollegen“ gewandt, von dem ich dachte, dass ich ihm vertrauen könnte. Er hat jedoch nur gelacht und gesagt, ich soll zusehen, dass ich das mache, was der Chef gesagt hat.
Also stand ich alleine da, und wie gesagt, es gab niemand anderen, dem ich trauen konnte.
Ich griff mir also diese Leiter, und als ich das wacklige Ding aufgestellt hatte und auf der dritten Sprosse stand, fingen meine Knie an zu zittern. In diesem Moment kamen wieder alle schlechten Erinnerungen an vergangene Situationen mit Leitern hoch. Wie angewurzelt stand ich da und konnte weder vor noch zurück. Ich klammerte mich an der Leiter fest und spürte direkt den Schwindel aufziehen, weil ich natürlich nach unten geschaut und das Wackeln der Leiter gespürt habe. Wie gesagt, das hängt alles mit den schlechten Erfahrungen zusammen, die ich sammeln musste.
Wie sollte es auch anders sein, kam der Chef just in diesem Moment ins Lager und sah mich da stehen.
Er fragte dann, was ich da machen würde, und in dem Moment konnte ich nicht anders, als ihm dann zu erzählen, was mein derzeitiges Problem war.
Anstatt mir zu helfen hat er mich für den Rest des Tages nach Hause geschickt, mit den Worten, dass ich „vielleicht nicht für das Geschäft geeignet wäre, wenn ich solchen Kinderkram abziehen würde“ und er sich überlegen müsste, ob ich überhaupt noch wiederkommen bräuchte.
Die Krux? Hätte jemand die Leiter festgehalten oder mir einfach nur irgendwie geholfen, hätte ich damit eventuell nicht mal ein Problem gehabt. Stattdessen wurde ich bestraft, und es wurde als „Versagen“ hingestellt.
Was ich einfach nur mit der Geschichte sagen möchte: Wenn jemand mal mit einem solchen Problem an euch herantritt und um Unterstützung bittet, nehmt das bitte nicht auf die leichte Schulter. Mir selbst fällt es schwer, in dieser Situation um Hilfe zu fragen, weil ich damit bisher immer nur auf Unverständnis gestoßen bin, und ich fände es schade, wenn es anderen auch so ergehen müsste.