Als Martin auf der Terrasse sitzend auf das Meer blickte und den Sonnenuntergang genoss, kamen aus dem Inneren des Ferienhauses klappernde und klirrende Geräusche. Sich umdrehend nach der Ursache suchend, fand er seinen Freund bei der Kochnische. Hektisch öffnete dieser Schränke und Schubladen, die lautstark geschlossen wurden, nur um sie im nächsten Moment erneut aufzureißen, als würde er etwas Bestimmtes darin suchen.
Martin schlug die Wolldecke zur Seite und erhob sich von seinem Stuhl. Hoffentlich konnte er seinen Freund noch davon abhalten, das Ferienhaus in Brand zu stecken.
»Kann ich dir irgendwie helfen?«
»Ja. Wo sind die dämlichen Gläser in dieser Bude?« Darius warf die geöffnete Schranktür ins Schloss und lugte über seine Schulter zu Martin herüber.
»Ich gehe mal davon aus, dass du noch nicht gespült hast, oder? Also werden sie noch in der Spüle liegen«, erwiderte Martin und schmunzelte. Es war immer dasselbe mit seinem Freund, wenn es um den Abwasch ging. Ständig schob er Haushaltsarbeiten vor sich her.
Darius fuhr mit dem Kopf herum. »Wieso bin ich dran?«
»Weil ich gestern dran war.« Martin stieß sich vom Türrahmen ab und schlenderte auf die Kochnische zu. Interessiert blickte er auf den Herd, auf dem ein Topf mit aufsteigenden Schwaden stand. »Was machst du hier überhaupt?«
Mittlerweile hatte Darius die Gläser gefunden und wusch diese notdürftig mit etwas Wasser ab. »Ich hab uns Leckerchen gemacht. Ich dachte, wir sitzen noch etwas draußen und gönnen uns meinen einzig wahren Schlummertrunk, bevor wir schlafen gehen.« Vielsagend wackelte er mit den Augenbrauen und stupste Martin mit der Hüfte zur Seite. »Mach mal Platz für den Meister.«
»Hey!«, beschwerte sich Martin lachend. »Das letzte Mal, als du dich Meister genannt hast, hast du die halbe Küche abgefackelt.«
»Stimmt doch gar nicht. Was kann ich dafür, wenn das Handtuch Feuer fing …«
»Und du es mit einem weiteren löschen wolltest«, grätschte Martin dazwischen. »Außerdem hattest du den Herd noch an, als du schon wieder im Wohnzimmer warst.«
»Sonst noch was zu motzen?« Missmutig nahm Darius die neben dem Topf liegende Kelle und füllte damit die Gläser, wovon er eins an Martin reichte. »Hier. Und jetzt komm.«
Während Darius bereits den Weg zur Terrasse einschlug, stellte Martin kopfschüttelnd den Herd aus und folgte seinem Freund nach draußen. Vielleicht sollte er ihm Küchenverbot erteilen, aber dann würde Darius sich gänzlich vor dem Abwasch drücken. Keine gute Idee.
Als er wieder in seinem Stuhl saß und sich in die Wolldecke einwickelte, nahm er danach sein eben erst abgestelltes Glas zur Hand und roch an dem Getränk. »Was ist das? Kakao und …«
»Kakao«, stöhnte Darius und sah Martin empört von der Hollywoodschaukel an. »Langsam müsstest du mich doch kennen, oder? Das ist heiße Schokolade mit dem gewissen Tröpfchen etwas. Und jetzt komm her.« Augenzwinkernd klopfte er neben sich auf die freie Sitzfläche. »Und bring die Decke mit.«
»Oh, ich bitte um Entschuldigung«, flötete Martin, erhob sich und setzte sich zu seinem Freund. »Du und deine Schokolade …«
»Jip.« Grinsend legte Darius seinem Freund einen Arm um die Schulter und zog ihn zu sich. »Auf uns.«
»Auf uns«, erwiderte Martin und trank den ersten Schluck. Die Augen aufreißend stellte er das Glas vor sich auf den Tisch. »Das nennst du einen Schlummertrunk? Mann, damit kannst du jeden Toten zum Leben erwecken.« Das prickelnde Gefühl auf seiner Zunge vermehrte sich zunehmend.
»Stell dich nicht so an, wie 'ne Pussy. Du weißt nicht, was gut ist. Und jetzt trink.«
»Was ist da drin? Chili?«
»Das bleibt mein Geheimnis, aber ich schwöre dir, die Wirkung ist einmalig.«
»Das glaube ich dir sofort.«
»Martin, jetzt trink. Es hat sich abgekühlt und du frierst. Ich will nicht mit Espenlaub kuscheln«, sagte Darius und wurde zum Ende hin leiser.
Hatte Martin eben richtig gehört? »Manchmal kannst du echt süß sein, wenn du willst.« Er küsste Darius auf die Lippen und sah ihm danach in die Augen, in denen er kurz etwas aufblitzen sah. »Nächstes Mal aber bitte weniger von deiner geheimen Zutat, okay?« Sich an seinen Freund schmiegend legte er anschließend die Decke über ihre Beine.
»Kannst du das nochmal machen?«
»So oft du willst«, flüsterte Martin und schenkte seinem Freund erneut einen Kuss. »Ich liebe dich.«