»Bist du dir sicher, dass wir da rein sollen?« Mark war unsicher, ob das Lokal das richtige war, in das sie gehen wollten. Er und sein bester Freund Sebastian hatten diesen Männerabend schon vor längerer Zeit geplant, weil es mal wieder Zeit wurde, sich zu treffen.
Über der Bar, vor ihnen, prangte in bunten Buchstaben die Aufschrift "Zu neuen Ufern", die alles hätten bedeuten können.
»Ja, warum nicht? Schau doch mal, in der Bude ist noch einiges los. Komm … ich hab’ Durst.« Sebastian ging direkt zu dem Eingang und hatte bereits die Klinke in der Hand, als Mark ihn zurückzog.
»Basti, das ist nichts für dich. Schau’«, sagte er leise und deutete auf eine kleine Regenbogenflagge, die in der oberen linken Ecke der Eichentür aufgeklebt war. »Hier wirst du wohl keine Lady für dich finden.«
»Wenn ich eine abschleppen will, hätte ich das schon längst gemacht. Hab’ aber heute keine Lust. Aber vielleicht ist für dich ja was dabei?« Grinsend drückte der Rothaarige nun die Klinke herunter und öffnete die Tür. Aus dem Inneren dröhnten wummernde Bässe und lautes Stimmenwirrwarr nach außen. Genau die richtige Atmosphäre, dachte Sebastian und hielt seinem Kumpel die Tür auf. Der Schwarzhaarige folgte Sebastian in die Bar, in der jede Menge Menschen ausgelassen feierten.
»Hallöchen Popöchen … euch habe ich hier aber noch nie gesehen«, begrüßte sie ein Kellner mit blondgefärbten Haaren und einem silberglänzenden Hemd, das fast bis zum Bauchnabel aufgeknöpft war. »Was kann ich euch zwei Süßen denn bringen?«
»Hi, ich nehm’ ein Kölsch.«
»Ähm … « Mark hatte es die Sprache verschlagen. Dieser Kellner erfüllte so ziemlich jegliches Klischee, das in der Regenbogenwelt kursierte. Der Typ war eine Mischung aus Modedesigner, Frisör und einer Diskokugel.
»Braucht der immer so lange? In der Zeit hätte ich schon zwei andere beglücken können …«
»Mark? Was willst du trinken?«
»Achso … Sorry. Mach mir bitte ’nen Korn-Cola.«
»Kölsch und Korn-Cola, also. Bringe ich euch zwei Hübschen gleich.« Mit diesen Worten verschwand der Kellner in der Menschenmasse.
»Alter, was war denn das für ’nen Paradiesvogel?«, fragte Sebastian amüsiert und hielt gleichzeitig Ausschau nach einem freien Tisch. Schließlich wollte er nicht im Stehen sein Bier genießen.
»Das Gleiche hab’ ich mich gerade auch gefragt. Ich würd’ mal sagen: Klischees erfüllt. Da hinten stehen welche auf … lauf!« Mark schob Sebastian in die Richtung des frei werdenden Tisches vor sich her, bis sie die kleine Nische am Fenster erreichten.
»Heute ist unser Glückstag«, fand Sebastian und setzte sich sogleich auf den rustikalen Stuhl.
Mark tat es ihm gleich und setzte sich ihm gegenüber. »Den Schuppen kannte ich noch gar nicht«, stellte der Schwarzhaarige fest, »ist schon krass hier.« Er sah sich weiter um und betrachtete die Leute, die auf der gegenüberliegenden kleinen Tanzfläche zur Musik das Tanzbein schwangen, zu denen am Tresen in der hinteren linken Ecke und die anderen, die an den umherstehenden Tischen saßen.
»So, ihr Süßen. Einmal das Kölsch und einmal Korn-Cola. Bitte sehr«, unterbrach die Bedienung die beiden und stellte das jeweilige Getränk auf den Tisch.
Beide Freunde bedankten sich und schauten der wandelnden Diskokugel belustigt hinterher.
»Der ist doch in der Karnevalszeit hängen geblieben, oder?« Sebastian griff nach seinem Glas und prostete seinem Kumpel zu.
»Definitiv. Auf unseren Männerabend«, rief Mark beherzt und stieß mit Sebastian an.
So verbrachten die beiden Jungs noch eine Weile in der Bar, bis sie in die nächste gingen, um dort das gleiche Prozedere abzuhalten.