»Sag’ mal ... Was duftet hier so lecker? Backst du?«
Darius lag auf der Couch und sah seinem Freund hinterher, der schnell in der Küche verschwand. Der Schwarzhaarige schaute um die Ecke und grinste nur.
»Auch«, flötete es aus der Küche.
»Was heißt auch?«
»Wirst du schon sehen.«
Darius hatte ja keine Ahnung was ihn erwartete. Martin hingegen stand immer noch grinsend in der Küche und blickte abwechselnd zum Ofen und zur Uhr.
Soeben läutete es an der Haustür und Darius stand murrend auf.
»Erwartest du jemanden?«, fragte der Blonde und lief in den Flur, nur um am liebsten wieder zu gehen.
»Was will die denn jetzt?«, brummte er leise vor sich her und öffnete die Tür. Überschwänglich wurde er in kalte Arme geschlossen und nahezu erdrückt.
»Das reicht jetzt«, platzte es aus ihm heraus.
»Hallo, mein Schatz. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich freue, dass ihr euch gemeldet habt«, rief die ältere Frau erfreut aus und drückte den Blonden erneut an sich.
»Ja, und ich erst«, sagte er genervt und drückte den Klammeraffen von sich. Das konnte doch nicht wahr sein, dachte Darius.
»Oh, Hallo Erika, schön, dass du gekommen bist. Komm’ rein.«
Er zog die Dame ins Haus und wurde, genau wie sein Freund, in eine Umarmung gezogen.
»Hallo Martin, schön euch beide zu sehen. Hach, was freue ich mich bei euch zu sein. Seitdem ich alleine bin, komme ich ja kaum noch aus dem Haus«, plapperte sie munter drauf los und ließ sich den Mantel vom Schwarzhaarigen abnehmen.
»Hat schon seine Gründe ... ich hätte auch lieber ins Gras gebissen, als bei ihr zu bleiben«, brummte er leise und hörte Martin seinen Namen zischen.
»Oh, und was duftet das hier so lecker?«, sie ließ ihre Nase im Raum umherschweifen.
»Es gibt Bratäpfel. Die isst du doch so gerne«, sagte Martin und führte Erika ins Wohnzimmer.
»Bratäpfel«, äffte er Martins Worte nach, »Ein Schneewittchenapfel wäre mir jetzt lieber«, brummte er schlecht gelaunt und ging ihnen hinterher.
»Oh, wie wunderbar. Habt ihr die extra für mich gemacht?«
»Nein«, grätsche Darius dazwischen.
»Natürlich, Erika. Ich war heute morgen noch auf dem Markt und habe die Äpfel geholt«, und warf Darius einen warnenden Blick zu.
»Du bist ein guter Junge, Martin«, warf ihrem Sohn dann einen Blick zu, »Und Du ... Du könntest dich ruhig mal mehr freuen, deine Mutter zu sehen«, empörte sie sich.
»Freue mich doch. Was soll die Tasche?«
Mit hochgezogener Augenbraue musterte er seine Mutter und Martin abwechselnd.
»Na, was denkst du denn, dass ich hier einen Nikolaus für dich drin habe? Ich bleibe natürlich übers Wochenende. Dein Freund hat mich schließlich gerne um sich.«
»Das ist ja toll. Welches Hotel hast du denn? Das Vogelauer oder das Sternemann?«, wollte der Blonde wissen und erntete einen ungläubigen Blick von beiden.
»Hotel? Martin hatte mich eingeladen hier zu bleiben. Hier bei euch, oder Martin?«
»Natürlich. Es ist schön als Familie zusammen zu sein, nicht wahr, Schatz?«, sein Blick war deutlich.
»Ich wurde nicht gefragt. Aber ja, schön, dass Du da bist, Mutter«, gab er patzig von sich.
»Schön, dann hätten wir das ja geklärt. Kommt ihr? Die Äpfel sind fertig.«
Martin ging in die Küche und bereitete die Teller vor. Währenddessen standen Darius und Erika noch im Wohnzimmer und lieferten sich ein Blickduell.
»Du warst als Kind immer so ein Lieber. Und heute ...«, sie machte eine wegwerfende Handbewegung und drehte sich um.
»Gleichfalls«, brummte er und ging in die Küche gefolgt von Erika.
»So, dann einen guten Appetit. Bin gespannt wie sie geworden sind.«
»Hast du Cyanid benutzt?«
»Darius!«, zischte der Schwarzhaarige.
»Was denn? Das war eine ganz normale Frage. Also nicht ...«
»Ach, bevor ich es vergesse ... Martin, ich habe noch was für dich. Die hatten leider nur noch drei davon«, überging sie Darius Kommentar. Sie reichte dem Jungen drei Flaschen.
»Super, danke. Das ist wirklich lieb von dir. Ich hatte schon alle Läden danach abgeklappert.«
»Shampoo?«, fragte Darius.
»Ja«, rief Martin erfreut und hielt ihm eine unter die Nase.
»Bratapfel? Echt jetzt?«
»Für dich habe ich auch was dabei, Sohnemann.«
Erneut griff sie in die Tasche und legte ihm eine rote Weihnachtsmütze und eine Flasche auf den Platz.
»Was soll ich mit dem Scheiß?«, motzte er und nahm die Flasche, »Stinkstiefel?«, las er laut vor und Martin prustete los.
»Toll nicht? Ich fand es so passend. Hatten sie in dem kleinen Laden an der Ecke. Gab auch Muffelkopp, aber das hier passt einfach besser«, und fiel in Martins Lachen mit ein.
»Und morgen geht es zum Weihnachtsmarkt. Dafür ist die Mütze. Du wirst deiner Mutter doch sicherlich die Freude bereiten und sie tragen, nicht? Es könnte immerhin das letzte Fest sein, dass wir verbringen.«
»Ich hasse euch. Alle beide. Und hör’ auf zu lachen«, forderte er von Martin, der sich jetzt gar nicht mehr bremsen konnte.