Es wurde stockdunkel im Theatersaal, als sich die letzten Besucher auf ihren Plätzen einfanden. Einige flüsterten mit ihrem Sitznachbarn, andere klimperten mit ihren Gläsern, bis zu dem Moment, als die Bühne durch einen Strahler erhellt wurde und der Vorhang hoch ging. Zu sehen war ein schwarz glänzender Flügel in der Mitte, auf dem Boden rote Blütenblätter, die wie ein Blumenmeer das Instrument zu tragen schienen. Nur einen kurzen Augenblick später, trat der Pianist im schwarzen Frack in das Licht und löste damit einen hiesigen Applaus aus. Sein Blick wanderte einmal von links nach rechts über das Publikum, bis er sich schlussendlich verbeugte und einen Moment in dieser Position verharrte. Mark Rondeau, so hieß er erst seit einem halben Jahr, richtete sich wieder auf und blickte mit einem stolzen Gesicht erneut durch die Sitzreihen. Das war das erste große Konzert für den Pianisten, der erst vor einem halben Jahr entdeckt und direkt unter Vertrag genommen wurde. Mit einer abrupten Bewegung machte er kehrt und lief auf das Instrument zu – den Beifall jetzt im Rücken – und nahm auf dem zum Instrument passenden Hocker Platz. Während die Beleuchtung dimmend erlosch, wurde nun ein großer Kronleuchter über dem jungen Mann herabgelassen, bestückt mit unzähligen Kerzen, die tänzelnd Licht und Schatten warfen. Auf der Leinwand im Hintergrund erschienen weitere Flammen, die das Podium in ein loderndes Flammenmeer verwandelten. Währenddessen verstummte das Gemurmel, bis nichts mehr zu hören war. Das war für Mark das Zeichen, um zu beginnen. Bedächtig legte er seine Hände auf die schwarz-weißen Tasten und spielte im ruhigen Legato die ersten Töne im Pianissimo, die zart durch den Saal schwebten und jeden Konzertbesucher in den Bann zogen. Zufrieden mit seinem Einstieg, schloss er die Augen und gab sich ganz dem Spiel hin, dass durch ein Crecendo an Lautstärke gewann. Auch wurde das gemächliche Tempo zunehmend lebendiger, bis es mit einem herrschenden Mollakkord anschließend verstummte, der einen Atemzug lang noch durch die Räumlichkeit wehte. Erst als er die Hände von der Klaviatur nahm, begannen die ersten Zuschauer sich aus ihrer ergriffenen Starre zu lösen und applaudierten. Der Beifall steigerte sich – wie dem Klaviespiel verwendeten Crecendo – und der Musiker erhob sich von dem Hocker. Zufrieden mit der gezollten Anerkennung seiner Kunst, lief Mark zum vorderen Bühnenbereich und verbeugte sich dankend vor seinem Publikum, dass mittlerweile in einem lautstarken Fortissimo jubelte. Diese Anerkennung war für ihn das größte und übertraf alles erdachte in seiner Vorstellung. Es war die richtige Entscheidung gewesen, damals an dem Wettbewerb teilzunehmen und sein Bestes zu geben. Noch einmal verneigte er sich und genoss das Aufeinandertreffen der vielen Hände, dass wie Musik in seinen Ohren klang. Stolz richtete er sich wieder auf und verließ die Bühne, während hinter ihm der Vorhang fiel.