Es war später Abend, als Mark von einem Sandhügel zwischen den Dünen aus den Sonnenuntergang betrachtete. Der Feuerball war bereits zur Hälfte im Meer versunken und spiegelte sich auf den Wellen. Seufzend lehnte er sich zurück und ließ sich die sanften Brisen um die Nase wehen. Er saß jetzt über eine Stunde dort und grübelte über David, der neuartige Gefühle in ihm auslöste. Immer wenn er den Jungen sah, tauchten diese Bilder in seinem Kopf auf, in denen er ihn küsste. War es möglich, dass er sich wirklich zu ihm hingezogen fühlte?
»Hier steckst du«, hörte er Davids Stimme, die sich unmittelbar hinter ihm befinden musste.
… Ich will nachdenken, geh bitte wieder …
»Ja, warum? Ich dachte wir treffen uns später am Strandcafé?« Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und setzte ein Lächeln auf.
»Tun wir auch. Aber ich konnte nicht in den Bungalow, weil Sascha seine Sonne in meiner Schwester versenkt.« David zeigte bei seiner Erzählung Gänsefüßchen und verzog angeekelt sein Gesicht. »Nächstes Jahr hab ich definitiv ne eigene Bude. Das schwör ich dir.«
Mark konnte sich eines Lachens nicht erwehren und sah im nächsten Moment, wie David sich rücklings neben ihm in den Sand fallen ließ. »Lass’ ihnen doch den Spaß.«
»Tu ich doch. Deswegen bin ich ja hier.« David musterte Mark. »Sag mal, ist alles okay bei dir? Du wirkst angespannt.«
… und du bist nicht ganz unschuldig daran …
»Ja, natürlich. Ich bin nur etwas genervt, weil sich meine Mutter immer Sorgen macht.« Er hoffte, dass seine Lüge nicht aufflog.
»Hat sie schon wieder angerufen?«
»Ja. Das war jetzt das dritte Mal seit heute Morgen.« Er seufzte.
»Weißt du was? Ich hab ne Idee. Bleib einfach hier sitzen.« David erhob sich. »Bis gleich«, sagte dieser und lief los.
Mark sah ihm nach. Was hatte der jetzt wieder vor? Er schloss die Augen und ließ sich von dem Meeresrauschen berieseln.
-
»Hier.«
Mark riss die Augen auf und blickte direkt vor eine Tüte, die vor seinen Augen baumelte. »Was ist das?«
»Das ist Marias Eiskreation. Und das hilft immer bei schlechter Laune.« David setzte sich neben ihn und reichte ihm einen der Becher.
»Und was ist da noch drin?« Mark versuchte einen Blick in die Tüte zu erhaschen, jedoch hatte David sie bereits wieder verschlossen.
»Nichts für jetzt. Und jetzt halt die Klappe und iss.«
Mark tat wie ihm befohlen.
Nachdem sie das Eis gegessen und viele Gespräche geführt hatten, war es mittlerweile dunkel geworden. Der sichelförmige Mond stand hoch am Himmel und spiegelte sich auf den lebendigen Wellen.
Neben Mark raschelte es und er wandte den Kopf zur Ursache. Im Dämmerlicht erkannte er, wie David etwas aus der Tüte zu holen schien. »Was ist das?«
»Ich habe Maria unsere Lage geschildert und dann hat sie mir den hier gegeben. Irgend so ein Rosa Wein. Sie meinte, dass der bei ihr auch immer helfen würde.«
»Du meinst Roséwein.«
»Was weiß ich? Kann schon sein. Hier, du hast die Ehre zu beginnen.« David reichte ihm die Flasche.
»Na dann, auf bessere Urlaubstage«, sagte Mark und gab den Wein danach an David. Dabei sah er die Augen des Jungen im Mondlicht funkeln und augenblicklich begannen seine Lippen zu kribbeln. Sein Wunsch, David zu küssen, stieg ins Unermessliche.
»Auf nen richtig geilen Urlaub ohne nervige Zwischenfälle und darauf, dass wir uns ne coole Zeit machen können. Ich mag dich, du bist wirklich in Ordnung.« David setzte die Flasche an und trank.
Marks Herz begann zu klopfen und er sah zu ihm herüber. »Ich mag dich auch«, sagte er und hängte flüsternd ein »Sehr sogar« dran.
*** Mehr von den beiden Jungs findet ihr in meinem neuen Buch "Das Café am Meer"
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