Dein Urlaub neigte sich dem Ende zu, aber traurig darüber warst du nicht. Warum auch? Du hattest Marcel kennengelernt und mit ihm zusammen viele Tage verbracht. Sehr schöne dazu, nicht wahr? Oder waren es vielleicht die weltbesten Stunden deines Lebens? Nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn du deinen Plan – Marcel abzuweisen – durchgezogen hättest. Wahrscheinlich hättest du jeden Morgen mit deinem besten Freund Melvin und seiner Freundin Miranda gefrühstückt und später mit den beiden etwas unternommen, um den Tag nicht allein verbringen zu müssen, richtig? Aber mal ehrlich: Hättest du dir das wirklich jeden Tag angetan, wenn sich beide permanent süße Nichtigkeiten ins Ohr geflüstert hätten bis selbst deine Zähne davon Karies bekommen hätten? Vermutlich.
»Jan?«
Seine Stimme riss dich aus deinen Gedanken. Und die Art, wie er deinen Namen sagte, hätte schöner nicht klingen können.
»Ja?« Du sahst auf und trafst direkt auf saphirfarbene Augen. Marcel. Sein Duft stieg dir in die Nase und am liebsten hättest du diesen eingefangen und für die Ewigkeit konserviert.
»Ich wollte mich verabschieden.«
Augenblicklich legte sich eine Schwere auf dein Herz und ein Gefühl der Panik machte sich in dir breit. Dir war klar, dass dieser Tag kommen würde.
»Ich weiß«, sagtest du mit schwacher Stimme, die dir in diesem Moment selbst fremd vorkam.
»Jetzt schau nicht so«, meinte Marcel. »Ich wäre auch lieber bis Morgen hier geblieben, das kannst du mir glauben.« Er setzte sich zu dir und griff augenblicklich nach deiner Hand, auf die er einen Kuss hauchte.
Du nicktest und erinnertest dich zurück an sein gestriges Versprechen, dass er dich Morgen vom Flughafen abholen würde, um dich in ein nettes Restaurant auszuführen. Doch deine innere Stimme hielt fortwährend dagegen, bis nur noch ein Hoffnungsschimmer übrig geblieben war.
»Hey«, hauchte er und seine Arme schlangen sich fest um deinen zitternden Körper. »Ich meine es ernst mit dir, okay? Bitte hör auf zu weinen, sonst geht das bei mir auch noch los.«
Seine Lippen berührten deinen Hals und deine Haut sehnte sich nach weiteren Küssen. Es fühlte sich richtig an, aber die Sorge, dass es ähnlich wie mit Tristan enden würde, ließ dich einfach nicht los. Wie lange hattest du damals am Flughafen auf ihn gewartet, als du von dem Seminar zurückgekehrt warst? Zwei Stunden? Bestimmt! Und wo war dein Freund gewesen? Leider zu Hause, wie du später hattest feststellen müssen. Mit seinem Exfreund; hüllenlos.
»Ich … weißt du … ich …« Der Kloß in deinem Hals wurde größer und das Reden gabst du schließlich auf.
Marcel drückte dich etwas von sich weg und fixierte dich mit seinen Augen. »Egal an was du gerade denkst, ich sage die Wahrheit. Jan … es hat mich ziemlich erwischt, verstehst du? Du hast mich erwischt.« Seine Wangen färbten sich eindeutig rot und ein schüchternes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Augenblicklich spürtest du deine Mundwinkel zucken, bis sie sich vollauf anspannten und nach oben bogen.
»Du bist süß«, rutschte es dir plötzlich heraus und noch bevor du über deine eigenen Worte hättest nachdenken können, verwickelte Marcel dich in einen innigen Kuss und ließ damit deine Bedenken in Luft auflösen, als hätten sie nie existiert. Und in diesem Augenblick wurde dir klar, dass dieser Mann dich morgen in die Arme schließen würde.