»Wand?«
»Ähm ... Tapete?«
»Ein T-Shirt?«
»Stoff?«
»Puh ...«
»Ich hab's! Weißwurst!«
Martin schüttelte unentwegt mit dem Kopf. Er stand im Wohnzimmer vor der Couch, auf der Darius und die befreundeten Nachbarn, Vincent und Raphael, saßen. Wie sollte ein normaler Mensch es schaffen, Begriffe allein durch Gestiken zu vermitteln, ohne sich wortwörtlich zum Affen zu machen, fragte er sich. Er zupfte jetzt an seinem T-Shirt herum und hielt sich danach beide Augen zu.
»Grauer Star!«
»Blinde Kuh!«, rief Darius in den Raum und lachte.
»Stoff – Stoff – Weißer Stoff – Koks?«
»Raffi, sieht das nach Koks aus?«, fragte Darius seinen linken Sitznachbarn.
»Mehr, als nach einer blinden Kuh!« Raphael lachte laut los.
Martin bewegte mehrmals seinen Kopf von links nach rechts. Er deutete erneut auf sein Oberteil und hielt seine rechte Hand nur mit ausgestreckten Zeigefinger und Mittelfinger vor dem Mund, öffnete diesen und bewegte die Hand vor und zurück. Diese Bewegung wiederholte er immer wieder. Irgendwann mussten sie doch darauf kommen, hoffte er insgeheim. Immerhin ging es hier um Punkte, die er mit seinem Teamkollegen Raphael wieder aufzuholen versuchte. Denn sie lagen drei Runden zurück.
»Eine Zigarette rauchen!«
Wieder schüttelte Martin mit dem Kopf.
»Uhlala ...«, johlte Darius anzüglich, »das sieht aber sehr interessant aus. Das Spiel machen wir nachher im Bett.« Grinsend warf er seinem Freund einen Luftkuss zu.
Martin rollte mit den Augen. Das war so typisch für seinen Freund, dass der so etwas in den Raum rief. Langsam wurde ihm vom zappeln warm und die Zeit lief ihm davon. Noch dreißig Sekunden, standen auf der digitalen Anzeige, die auf dem Tisch lag.
»Ich hab’ genau an das Gleiche gedacht«, presste Vincent zwischen seinem Lachen heraus und schlug auf Darius hochgehaltene Hand ein.
»Ihr Ferkel.« Raphael gackerte amüsiert und trank einen Schluck aus seinem Sektglas, dass durch sein bebenden Körper gefährlich zu überschwappen drohte.
Den Blick auf den Timer gerichtet, der nur noch zwanzig Sekunden anzeigte und unaufhörlich weiter runterzählte, wurde Martin bewusst, dass er sich beeilen musste. Jetzt zeigte er auf die Wand und wartete die Reaktionen ab.
»Ne Wand?«
»Wand!«
»Alter, biste dumm? Hab’ ich doch grade schon gesagt.« Darius blickte Raphael ungläubig an und schubste ihn gespielt an der Schulter von sich weg.
»Farbe? – Weiße Farbe?«
Martin nickte vage. In ihm kroch ein Hauch von Panik hoch, als er nur noch zehn Sekunden auf der Digitalanzeige las. Er musste sich jetzt schnell was überlegen. Noch neun Sekunden. Eine Hand hielt er wieder vor dem Mund und streckte die gleichen Finger in einer V-Position aus. Noch sieben Sekunden. Schnell bewegte er die Finger vor und zurück. Noch fünf Sekunden.
»Weiß ... ähm ... Weiß nicht!« Vincent winkte ab und gab auf.
Noch vier Sekunden.
»Shisha!«
»Rauch – Rauchmelder?«
»Sieht das nach nem Rauchmelder aus, du Feuermelder?« Darius drehte den Kopf nach links zu Raphael und schlug sich selbst mehrmals mit der flachen Hand auf die eigene Stirn.
Noch zwei Sekunden. Martin ließ die Hände langsam nach unten gleiten. Es hatte keinen Sinn, es noch weiter zu versuchen.
»Hey! Das ist kein Signalrot!«, meckerte Raphael gespielt und strich sich durch die Haare.
Das plötzliche aufheulen von dem Timer beendete diese Runde. Leider mit keinem weiteren Punkt für Martin und Raphael.
»Und?«
»Jetzt sach schon!«
»Weißer Nebel, wäre es gewesen.« Martin ging zu seinem vorherigen Sitzplatz und griff nach seinem Bier, dass er hastik trank.
Allgemeines Stöhnen brach aus.