»Was machst du da?« Darius stand im Türrahmen und betrachtete seinen Freund, der konzentriert am Schreibtisch saß.
»Schatz, ich schreibe ein Gedicht, heute Abend ist doch wieder Challenge«, murmelte Martin und konzentrierte sich wieder auf seine Tätigkeit, denn die Zeit würde sonst davonlaufen.
»Was denn für ’ne Challenge?« Neugierig ging der Blonde zum Schreibtisch und lehnte sich an diesen und musterte das Blatt Papier, auf welchem bereits ein paar Wörter standen.
»Heute Abend ist doch wieder die "Sechzig-Minuten-Challenge" bei Belle. Also stör’ mich bitte nicht«, murmelte Martin erneut und schnalzte genervt mit der Zunge.
Darius beugte sich herunter und las das begonnene Gedicht laut vor. »Zu später Stund’ da wurd’ es munter, der Glühwein floss in Massen runter. Dampfend rot eine Gelegenheit, schmeckt er uns nur wenn es schneit. In rauer Kälte heute Nacht, jemand noch 'ne Flasche gebracht ... Ist das dein Ernst?« Darius prustete los und beömmelte sich.
»Was ist daran so lustig?« Kritisch las Martin seine angefangenen Zeilen nochmal durch. »Das ist doch in Ordnung. Es reimt sich und klingt gut.«
»Alter ... das ist doch kein Gedicht«, nörgelte Darius. »Pass auf ... Mit zwanzig Litern im Kofferraum, die werd’ ich hinter die Binde hau’n. Ob rot oder weiß, interessiert mich einen scheiß.
Und sollte der mal alle sein,
hau’ ich mir 'nen Bierchen rein ... so schreibt man Gedichte. Was war denn überhaupt das Thema?«
»Winternacht. Kannst du jetzt bitte gehen?« Martin stöhnte und schaute Darius genervt an.
»Und was hat dein Geschnulze damit zu tun? Thema verfehlt, was?« Der Blonde lachte und räusperte sich. »Ich weiß noch eins. Die Winternacht tobte laut umher, schnell musste ein Glühwein her. So saß ich gelassen am Kamin und trank, bis ich auf den Boden sank. So schlecht war mir schon lang’ nicht mehr, erbrach danach noch das Dessert.« Zufrieden nickte er. »Das ist ein Gedicht. Lass’ es einfach bleiben, wenn du es nicht kannst«, gluckste er.
»Du bist unmöglich!«, zischte Martin und sah auf die Uhr – die Zeit war vorbei. Martin ließ den Kopf auf die Tischplatte fallen und murrte. »Jetzt habe ich es wegen dir nicht geschafft.«
»Du willst doch deinen Lesern nicht so einen Schrott andrehen, oder?« Ungläubig richtete sich Darius wieder auf und schnalzte verachtend mit der Zunge.
»Ich hab’ jetzt Lust auf einen Glühwein, willst du auch einen? Hast ja jetzt wieder Zeit oder?« Darius stand wieder im Türrahmen und wartete auf eine Antwort.
Jammernd nickte Martin und knüllte das Papier zusammen und warf es in den Papierkorb.