Fehlendes Vertrauen war schon immer ein Problem zwischen Bennet und Liam gewesen. Sie beide waren erst ein knappes Jahr zusammen und Bennet hatte immer das Gefühl, dass sein Freund ihm etwas verschweigen würde. Unzählige Gespräche, die sie bereits geführt hatten, waren jedes Mal in einem Streit geendet.
Und ein solches Gespräch führten sie auch an diesem Abend.
Bennet war es sauer aufgestoßen, dass er Liam nicht hatte erreichen können, nachdem er von der Arbeit nach Hause gekommen war und seinen Freund nicht vorgefunden hatte. Wo der sich in der letzten Zeit herumgetrieben hatte, war noch immer fraglich.
»Warum sagst du mir nicht, wo du gewesen bist? Ich habe mir Sorgen gemacht, als du nicht ans Handy gegangen bist. Mann, Liam! Jetzt guck’ mich an, wenn ich mit dir rede.« Sich die Haare raufend, wusste Bennet nicht mehr, wohin mit all seinen Emotionen, die ihn übermannten. Es musste schnell etwas geschehen, sonst würde er noch ausrasten und ausfallend werden.
Es war das schlechte Gewissen, dass Liam aufschauen ließ. Würde er die Karten jetzt offen auf den Tisch legen, wäre alles umsonst gewesen. Wie sollte er nur aus dieser Nummer wieder herauskommen? »Ich kann es dir nicht sagen, Schatz. Aber du musst mir vertrauen, dass es keinen anderen Mann gibt. Das sind doch deine Gedanken oder irre ich mich?«
Es war schon immer das fehlende Vertrauen gewesen, das Bennet an den Tag gelegt hatte. Und genau das war der springende Punkt. Solange wie der Jüngere ein ständiges Misstrauen im gegenüber hatte, würde sich nie eine bestimmte Harmonie einstellen.
»Meine Gedanken gehen in alle möglichen Richtungen. Versetze dich doch einmal in meine Lage. Wie würdest du denn denken, wenn ich immer später von der Arbeit nach Hause käme? Oder ich müsste plötzlich auf einem Samstag irgendwohin und käme erst abends zurück. Das fändest du dann alles harmlos, oder wie?« Die Augenbraue hebend, musterte der Jüngere den Anderen. Bennet verstand einfach nicht, wo das Problem war. Weshalb gab ihm sein Freund keine Antworten?
»Weißt du, Schatz, ich kann es dir nun mal nicht sagen. Ich kann dich nur darum Bitten, mir zu vertrauen. Das mag ja alles seltsam für dich klingen, aber ich garantiere dir, dass ich nur dich will und keinen anderen Mann habe. Vertraust du mir nicht?« Liam wusste, dass diese Frage auf eine Art gemein war, aber sie war nun mal wichtig und musste gestellt werden. Es brach ihm fast das Herz, dass Bennet anscheinend mit einer Antwort zu hadern schien. Denn der hatte sich beide Hände vor das Gesicht geschlagen und stieß den Atem geräuschvoll aus. Welche Szenarien mussten in Bennets Kopf nur ablaufen, dass er Liams Frage noch immer nicht beantwortet hatte. Es gab nur eine richtige Rückäußerung.
»Ich weiß es nicht. Du machst es mir immer schwerer. In den letzten zwei Wochen bist du nur noch unterwegs gewesen, redest mit mir nicht darüber und lässt mich mit meinen Gedanken, die ich mir mache, alleine. Weißt du, wie sehr mich das innerlich zerfrisst? Und dann bist du noch so abweisend, hast irgendwelche Geheimnisse, von denen ich nichts wissen darf. Ich gehöre verdammt nochmal zu dir. Und ich erzähle dir auch alles. Warum kannst du das nicht?« Sich die Augen reibend, blickte Bennet seinen Freund mit tränenden Augen an.
Liams schlechtes Gewissen wurde immer größer. Er war kurz davor, alles zu erzählen. Aber aus bestimmten Gründen musste er einen anderen Weg finden, seinen Freund zu beruhigen.
»Okay, pass’ auf. Ich werde dir nicht sagen, wo ich die ganze Zeit bin. Aber ich kann dir so viel verraten, dass es etwas mit dir zu tun hat. Und ich möchte, dass du deine Gedanken in den Griff bekommst. Vertraue mir, ich werde nichts tun, das unserer Beziehung schadet, eher das Gegenteil.« Liam erhob sich aus dem Sessel und setzte sich zu seinem Freund auf den Dreisitzer, um ihn in die Arme zu schließen.
Schniefend drückte sich der Jüngere an Liams Schulter und klammerte sich immer fester in dessen Rücken. »Ich will dir ja vertrauen, aber es ist nicht einfach. Mir gehen so viele Dinge durch den Kopf«, sagte Bennet mit erstickter Stimme und zog die Nase hoch.
Liams Hand über den Rücken seines Freundes streichelnd, gab Liam dem Anderen einen Kuss in das rot schimmernde Haar. Es würde auch nicht mehr allzu lange dauern, dann würde Bennet aus ganz anderen Gründen in seinen Armen liegen, jedoch mit den glücklichsten Gedanken, die sein Freund jemals gehabt haben würde, da war Liam sich absolut sicher. Aber jetzt müsste er auch langsam wieder los, denn die Tanzlehrerin wartete bereits seit zehn Minuten auf ihn. Und wäre Liam nicht so unfähig, dann wäre der Crashkurs bereits nach einer Woche schon erledigt gewesen. Bennet war eindeutig der bessere Tänzer, immerhin war er auch Tanzlehrer. Der Jüngere hatte Liam schon mehrmals versucht zu überreden, dass auch der sich zur Musik bewegen würde. Bisher kam Liam immer gut drumherum, aber vor ein paar Wochen hatte er sich etwas in den Kopf gesetzt, das er auf jeden Fall durchziehen wollte. Er freute sich jetzt schon auf den großen Tag, wenn er vor Bennet niederknien und anschließend mit ihm das Tanzbein schwingen würde. Dem würden die Augen rausfallen, wenn der Tanzmuffel plötzlich eine flotte Nummer auf dem Parkett ablegen würde.
ENDE