"Onkel Mike! Onkel Mike! Guck' mal es schneit", rief der kleine Lukas erfreut. Er stand vor dem großen Wohnzimmerfenster und drückte sich die Nase daran Platt.
"Komm' schnell", er wirbelte herum und rannte zu Mike. Er packte seinen Onkel an der Hand und zerrte ihn zum Fenster. "Hey, langsam, Lukas.", lachend ließ er sich vom Jungen zum Fenster ziehen und stellte sich hinter ihn.
Und tatsächlich schneite es. Es hatte hier bestimmt schon vier Jahre nicht mehr am Heiligen Abend geschneit. Ausgerechnet heute, wo doch seine Großeltern in München eingeschneit waren, und der Junge mehr als traurig darüber war.
"Bauen wir einen Schneemann? So 'n richtig großen?", rief er erneut mit heller Stimme und klatschte in die Hände vor Begeisterung.
"Wir müssen aber noch ein bisschen warten, Luki. Schau' mal", Mike deutete mit dem Finger auf den mit einer dünnen Schneedecke bedeckten Garten, "Es muss noch etwas mehr Schnee liegen. Sollen wir nicht erst zu den anderen an den Tisch? Deine Mama hat das Essen fertig". Das war nicht das, was der Junge hören wollte und zog eine Schnute. "Och Menno ... ".
"Hey, jetzt guck' nicht so. Komm' lass' uns essen. Und danach können wir raus gehen, abgemacht?", "Großes Indianer-Ehrenwort?", fragte Lukas.
"Ganz großes Indianer-Ehrenwort", er hielt seine Hand in die Höhe und die Augen des Jungen begannen zu leuchten. "Okay, dann komm' schnell", wieder zerrte er seinen Onkel zum Tisch, an welchem schon die anderen saßen.
"Können wir schnell essen? Onkel Mike hat mir versprochen, dass wir gleich einen Schneemann bauen", er schaute seine Mutter mit großen, bittenden Augen an. Elke, seine Mutter, sah zu Mike und begann zu schmunzeln. "So? Hat er das? Na, dann habe ich doch gar keine andere Wahl, nicht wahr, Onkel Mike?" Der Angesprochene zuckte mit den Schultern und lächelte.
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"Luki, nicht so schnell. Gleich fällst du noch", und da lag der kleine Junge auch schon der Länge nach im Schnee, drehte sich um und wedelte mit den Armen und Beinen.
"Guck' ma' Onkel Mike ... ich mach' 'n Schnee-Engel", er kicherte und warf eine Handvoll des weißen Pulvers in die Höhe.
"Komm', Luki. Sonst bist du gleich schon durchgeweicht. Hier, schau' mal", Mike zeigte auf die beleuchtete Tanne im Garten, "Siehst du das?", Lukas war aufgestanden und stand nun neben seinem Onkel. "Was denn?", er verengte seine Augen und schaute in die Richtung. "Siehst du die kleinen Schneeflocken tanzen? Laut einer alten Sage heißt es, wenn es am heiligen Abend schneit, geben die Engel jeder Flocke einen Teil von sich mit und schicken sie zur Erde. Deswegen tanzen sie auch, das nennt sich Flockentanz. Und daraus wachsen im Frühling dann die schönsten Blumen.", erzählte er und der Junge hörte gespannt zu. "Also immer wenn es Weihnachten schneit, dann gibts 'nen Flockentanz?", "Ja, genau.".
"Dann lass' uns schnell einen Schneemann aus den Flocken bauen, Onkel Mike. Dann freut sich Mama wenn hier ganz viele Blumen wachsen", aufgeregt rannte er zu einer Stelle und begann mit seinen kleinen Händen einen Schneehaufen aufzutürmen. Mike ging schmunzelnd zu ihm und half kräftig mit. "Und wie sie sich freuen wird", zwinkerte Mike dem Jungen verschwörerisch zu.
ENDE