»Aber Schatz, jetzt freu’ dich doch mal etwas.« Mit einem Lächeln auf den Lippen nickte Hendrik aufmunternd seinem Freund zu, der teilnahmslos einen Punkt im Krankenzimmer fixierte.
»Tu’ ich doch ...«, murmelte Tom freudlos, »aber irgendwie kann ich das noch nicht richtig glauben.«
Der Rothaarige lag mit einem großen Verband um den Kopf in dem Bett und knetete unruhig seine Hände. Zwei Wochen lag er schon im Hospital und bereits am ersten Tag hätte er nach zwei Stunden am liebsten das Weite gesucht, wenn nicht diese Schmerzen gewesen wären. Angefangen hatte es mit kleinen Muskelkrämpfen, die sich rasch weiter ausgebreitet hatten, bis zu dem Tag, als der Rothaarige einfach umgefallen war und krampfte. Allein der Gedanke an diesen Tag, lag ihm noch immer schwer im Magen. Nichts hatte er tun können, als er wie ein frisch gefällter Baum einfach umgekippt war und sich daraufhin die Nase brach. Das Geräusch des brechenden Nasenbeins war tief in ihm verankert und war das letzte, an das er sich erinnern konnte.
Hendrik hatte seinen Freund so in der Wohnung aufgefunden und schnell gehandelt, in dem er den Notarzt rief.
Zwei Tage später kam die Diagnose. Hirntumor, hatten sie ihm unverblümt mittgeteilt. Auch wenn dieser gutartig war, drückte der einen Bereich seines Gehirnes ab, der diese Symptome auslöste und Tom keine weitere Handlungen ausführen ließ.
Und vor einer Stunde war der behandelnde Arzt zu ihm in das Zimmer gekommen und teilte ihm mit, dass sie alles entfernen konnten und er nur noch etwas zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben sollte.
»Das sehe ich. Sieh’ es als eine neue Chance an. Der Tumor ist weg und der Rest wird schon wieder«, versuchte Tom ihn aufzumuntern, »und deine Haare wachsen auch wieder nach. Und jetzt lach’ doch mal etwas. Eigentlich müsstest du schreien vor Glück. Es hätte auch anders ausgehen können.« Hendrik verstand Toms gedrückte Stimmung nicht. Als hätten die Ärzte seinem Freund gesagt, dass er nur noch ein paar Monate zu leben hätte. Jeder würde nach der frohen Botschaft anders reagieren als Tom es tat.
»Ich weiß«, drückte er an dem Kloß in seinem Hals vorbei, »Sie sagten aber auch, dass das Ding nochmal zurückkommen kann und genetische Veranlagung wäre. Ich will nicht nochmal so eine Tortur machen müssen, verstehst du?«
»Natürlich versteh’ ich das. Aber schau’ mal ... du wirst ab jetzt in regelmäßigen Abständen untersucht. Die sehen das früh genug, bevor nochmal sowas passiert.« Er griff nach Toms Hand und drückte sie sanft. »Jetzt schau’ mich doch mal an. In eins, zwei Wochen bist du hier wieder raus und dann holen wir die Zeit einfach nach.«
Langsam löste Tom den starren Blick von der Wand vor ihm und sah seinen Freund an. »Was hätte ich nur ohne dich gemacht?«, wollte er wissen und legte seine andere Hand auf die von Hendrik, »Ich bin so froh, dich zu haben. Ich liebe dich.« Und tatsächlich lächelte der Rothaarige jetzt etwas und fixierte die grünen Augen seines Freundes.
»Ich dich auch.« Mit diesen Worten lehnte Hendrick sich vor und küsste Tom sanft auf den Mund. »Ich freue mich, wenn du wieder Zuhause bist«, flüsterte er an Toms Lippen und legte ihm eine Hand an die rechte Wange.
»Und ich mich erst«, erwiderte Tom gedämpft und legte eine Hand in Hendriks Nacken, zog den Blonden noch einmal zu sich heran und küsste ihn. »Hol’ mich hier bitte schnell raus.«
»Versprochen. So ... und jetzt schlaf noch ein bisschen. Ich muss nochmal los. Ich komme dann morgen um neun wieder, ja?« Hendrik löste sich von seinem Freund und erhob sich vom Stuhl.
»Ja, Mami«, grinste der Rothaarige amüsiert, »ich freue mich auf dich.«
»Ich geb’ dir gleich 'Mami'!«, lachte der Blonde und warf sich den Mantel über, »So, ich haue jetzt ab. Wir sehen uns morgen.« Er machte kehrt und lief zur Tür.
»Tschüssi!«, rief Tom ihm nach.
»Tschüss!«
Und dann fiel die Tür wieder ins Schloss und der Rothaarige war wieder allein. Es dauerte nicht lange, als er einschlief und von einer tollen und unbeschwerten Zukunft mit seinem Hendrik träumte.