Dieses Bild ist der Prompt zur Geschichte.
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»Hättest du damit gerechnet, dass es nochmal schneit?« Raphael stand im Wohnzimmer am Fenster und blickte in die weiß verschneite Straße. Allein von dem Anblick bekam der Rothaarige eine Gänsehaut und rieb sich wärmend die Hände aneinander.
»Ja!«, rief Vincent aus der angrenzenden Küche.
»Echt? Und warum?« Der Rothaarige drehte sich um und ging zu dem Kamin in der linken Ecke und blieb dicht davor stehen.
»Weil die das im Wetterbericht angekündigt haben. Der Fernseher zeigt neben deinen ganzen Serien und Filmen auch noch die Nachrichten und den Wetterbericht. Praktisch, oder?«
Raphael verzog das Gesicht und echote die Worte seines Mannes stumm nach. »Wenn ich die schon sehe ... schlecht angezogen und steinalt. Ich bleib bei meinen Serien und Filmen.« Für Raphael waren Modekatastrophen wie ein Unfall, er wollte es nicht sehen, aber konnte auch nicht wegsehen.
»Wenn du meinst.« Vincent kam aus der Küche, bepackt mit einer roten Kanne und zwei Tassen. »Zieh’ dir was warmes an, Schatz.«
»Warum?«
»Weil ich mit dir die schöne Schneelandschaft genießen möchte. Ich habe uns auch heiße Schokolade gemacht«, sagte Vincent und hielt demonstrativ die Kanne in die Höhe.
»Die kann ich aber auch von hier betrachten.« Alleine der Gedanke an das kalte Wetter und die durch den Schnee gefrorenen Füße, bescherrte Raphael erneut eine Gänsehaut. Hinzu kam noch, dass seine schönen Winterstiefel darunter leiden würden. Echtes Nubukleder, Bordeaux rot.
»Komm’ schon ... das wird toll. Nur wir zwei.« Vincent stellte die Utensilien auf den Holztisch und schlenderte zu seinem Mann. Liebevoll legte der Blonde seine Arme von hinten um seinen Mann und drückte ihn an sich. »Nur wir zwei«, brummte er in Raphaels Ohr und küsste ihn auf den Hals.
»Aber höchstens eine Stunde. Länger nicht.« Nicht, dass sein Ledermantel noch von der Feuchtigkeit aufweicht, bangte er.
»Ist gut. Jetzt pack’ dich dick ein.« Erneut drückte er dem Rothaarigen einen Kuss an gleicher Stelle auf und löste seine Arme.
»Ja-ha«, stöhnte Raphael, machte kehrt und verschwand durch die Wohnzimmertür.
Vincent schüttelte mit dem Kopf und musste grinsen. Seine kleine Frostbeule, dachte er.
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Eine halbe Stunde später saßen beide in dem nahegelegenen Naturpark auf einer Bank. Die umstehenden Bäume waren märchenhaft mit Schnee bedeckt und zwischen den Tannen liefen drei Rehe, die in der weißen Pracht nach Nahrung suchten.
»Hier.« Vincent reichte seinem Mann eine Tasse mit dampfenden Inhalt.
»Danke.« Zitternd nahm Raphael die Tasse entgegen und lehnte sich auf der Holzbank zurück.
»Und? Du willst mir doch nicht erzählen, dass du diesen Ausblick von Zuhause aus gesehen hättest?«
»Ne, diese nicht. Geht ja auch gar nicht. Aber unsere Aussicht ist auch toll.« Ist doch logisch, fand er.
»Ähm ... ja, klar. Prost, Schatz.« Vincent erhob seine Tasse und stieß mit Raphael an.
»Cheers.«
»Weißt du, ich bin so glücklich. Wir sind hierher gezogen, haben nette Nachbarn und ein tolles Haus, in dem ich mit dir leben darf.« Der Blonde lehnte sich vor und küsste Raphael auf den Mund. »Ich bin so froh, dich zu haben. Ich liebe dich«, hauchte er an Raphaels Lippen und rieb ihrer beiden Nasen aneinander.
»Ich dich auch. Aber können wir bitte gleich wieder gehen. Ich friere mir hier den Arsch ab.« Der Rothaarige schüttelte sich, weil ihm ein Kälteschauer über den Rücken lief.
»Okay, aber noch fünf Minuten, ja?«
Aus fünf Minuten wurden jedoch zehn, weil Vincent unbedingt noch ein paar Fotos machen wollte. Nachdem sie wieder Zuhause angekommen waren, hatte Raphael sich sofort umgezogen und stand kurze Zeit später wieder vor dem Kamin. Vincent saß auf dem Sofa und schaute sich die gemachten Fotos auf dem Laptop an.
»Schau mal«, rief Vincent und deutete auf den Bildschirm, »da habe ich versehentlich abgedrückt. Aber das ist echt schön geworden. Das Motiv können wir für unsere nächsten Weihnachtskarten nehmen. Was meinst du?«
Raphael schaute über die Schulter zu seinem Mann, dann auf das Bild.
»Das ist wirklich schön. Als wäre das eine professionelle Aufnahme aus dem Internet.«
Vincent brummte zustimmend und drehte das Laptop wieder um. »Ich mache für Darius und Martin noch ein paar schöne Weihnachtssticker drauf.« Lachend begann der Blonde mit der Arbeit.
»Oh, da wird sich Darius aber sehr freuen«, sagte Raphael und begann zu kichern.
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