Gerade hatte ich mich entschlossen, einen neuen Versuch zu wagen, und küsste Toby intensiver, als die Schlafzimmertür geöffnet wurde. Ich wollte meinen Kopf wegziehen, aber Toby hielt mich leicht fest, beendete nur langsam unser Spiel.
Rogers Stimme erklang, während seine Schritte sich uns näherten. »Ach, hier seid ihr beide. Habt ihr’s noch nicht aus dem Bett geschafft?« Sein Gesicht schob sich in mein Blickfeld, als er Toby einen kurzen Kuss gab.
Dieser grinste seinen Freund an. »Nein, es war einfach zu gemütlich.«
»Dachte ich mir. Aber mich einkaufen schicken.«
Toby lachte auf den Kommentar nur, immerhin hatte Roger das selbst am Vorabend vorgeschlagen.
Dieser strich mir kurz über die Schulter, um meine Aufmerksamkeit zu erhalten. Als ich aufsah, lächelte er mich an. »Bekomm ich von dir auch einen Willkommenskuss?«
Kurz zögerte ich. Seit unserer kurzen Aussprache vor ein paar Wochen waren wir uns nicht mehr nähergekommen. Zwar schlief ich mittlerweile auch bei ihnen im Bett, wenn Roger ebenfalls dort war, aber bis auf ein wenig Streicheln hatte es keine Zärtlichkeiten zwischen uns gegeben. So ganz sicher war ich daher nicht, ob das in Ordnung war, aber andererseits war ich gerade wieder entspannt. Wenn ich doch Angst bekam, war ja noch immer Toby da, der mich wieder beruhigen würde.
Kurz sah ich diesen an. War das überhaupt okay? Immerhin war er doch mit im Raum. War das nicht gegen die Regeln?
Doch er lächelte mich offen an und strich mir zärtlich durch die Haare. »Wenn du willst. Ist okay.«
Ich nickte und streckte mich dann Roger entgegen. Dieser legte seine Hand auf Tobys und zog meinen Kopf näher. Langsam und gemächlich küsste er mich. Es war anregend, ohne drängend zu sein. Etwas intensiver als das letzte Mal, jedoch nicht zu viel.
Erschrocken unterbrach ich den Kuss. Toby musste spüren, dass es mich anmachte! Dieser Kuss, der eigentlich vollkommen gegen die Regeln war! Das war nicht gut! Ganz und gar nicht gut! Das erinnerte mich an Dinge, die ich vergessen wollte, an die ich nie wieder hatte denken wollen!
Überrascht, fast schon schockiert, sah Roger mich an. Er richtete sich auf und wandte sich dann zur Tür. »Ich geh mal Essen machen. Toby, denkst du daran, dass du nachher noch einen Termin hast?«
Der verletzte Ausdruck in seinem Gesicht war für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Nein, das hatte ich so nicht gewollt! Das war sicher nicht sein Fehler. Mir trieb es die Tränen in die Augen. Ich hatte ihm doch nicht wehtun wollen. »Es tut mir leid.«
Sofort blieb Roger stehen und drehte sich zu uns herum.
Toby legte seine Hand unter mein Kinn und hob es an, bis ich ihm ins Gesicht sah. »Kleiner, was ist denn los? Warum weinst du jetzt?«
Ich schüttelte energisch den Kopf und wollte aufstehen. Doch natürlich ließ Toby mich nicht ohne Erklärung gehen. Leicht hielt er mich fest und auch Roger machte die paar Schritte zurück und legte seine Hand auf meinen Rücken. Sanft fragte er: »Tut mir leid. Das war wohl zu viel, hm?«
Wieder schüttelte ich heftig den Kopf und riss ihn aus Tobys Griff. Schnell bettete ich ihn an seine Brust, damit ich die beiden nicht mehr ansehen musste. Immer wieder murmelte ich Entschuldigungen. Ich war so blöd! Ich hätte das nicht tun sollen! Ich hatte doch gewusst, dass ich das nicht durfte! Hatte ich noch immer nicht gelernt, dass ich mich an die Regeln zu halten hatte?
Seufzend ging Roger um uns herum und ließ sich neben uns auf dem Bett nieder. Er schlang einen Arm um mich und drückte sich an meinen Rücken, während Toby mich dichter an sich zog.
Ich wollte es gern genießen, doch alles in mir sträubte sich dagegen. Mein Körper versteifte sich.
Nein, er hatte recht, es gab keinen Grund, mich zu knuddeln. Ich hatte die Regeln gebrochen, das verdiente ich nicht!
Ich riss mich von den beiden los und setzte mich auf. »Tut mir leid, ich mach das nicht mehr. Wirklich nicht!«, flehte ich Toby an, der mich nur verdutzt ansah.
Ganz behutsam legte sich Rogers Hand auf mein Schulterblatt. Als ich mich zu ihm umdrehte, reichte er mir mit einem Lächeln meine Boxershorts. »Zieh dich erstmal an. Ich weiß zwar nicht, was gerade los ist, aber so lässt es sich sicher besser reden.«
Ich nahm sie entgegen und stand auf, um sie anzuziehen. Toby tat es mir gleich. Während der ganzen Zeit lagen ihre sorgenvollen Blicke auf mir.
Als ich wenigstens wieder ein Kleidungsstück anhatte, sah ich unschlüssig zu ihnen herüber. Und nun?
Roger schien die unausgesprochene Frage zu verstehen. Er lächelte wieder und deutete zwischen sie beide. »Komm her.«
Ich nickte kurz und begab mich dann mit gesenktem Kopf an den mir zugewiesenen Platz.
Toby legte seine Hand in meinen Nacken. »Was glaubst du, was wir jetzt mit dir tun?«
Unschlüssig zuckte ich mit den Schultern. Woher sollte ich das wissen? Ich hatte doch den Fehler gemacht.
Ich erschrak, als Toby nach einem Moment wieder sprach. Doch seine Stimme klang sanft. »Glaubst du wirklich, wir würden dir was tun? Warum sollten wir?«
»Ich hab mich nicht an die Regeln gehalten«, murmelte ich leise. Doch offensichtlich zu leise, denn Roger forderte mich behutsam auf, es zu wiederholen. Ich verstand, dass sie mich nicht anschrien, dass sie ruhig mit mir sprachen. Und dennoch traute ich dem nicht. Mir stiegen die Tränen wieder in die Augen. »Ich hab mich nicht an die Regeln gehalten.«
»Welche Regeln?«, fragte Roger überrascht.
Ich spürte, dass Toby sich kurz bewegte. Wie konnte er nur mit den Schultern zucken? Verstanden sie denn nicht? Ich hatte die Regeln gebrochen! Mit voller Absicht! Und doch, ohne es zu wollen. Oder taten sie nur so? Wollten sie mich umso härter bestrafen?
Manchmal hatte er das auch getan. So tun, als hätte er Verständnis, nur um mich dann umso härter zu bestrafen. Das hier machte mir Angst!
Leise antwortete ich, starrte dabei aber weiter auf meine Hände in meinem Schoß: »Ich hab Roger geküsst. Als du dabei warst.«
Roger lachte auf, unterdrückte es dann aber sofort wieder.
Liebevoll streichelte Toby meinen Nacken. »Ich hab doch gesagt, dass das okay ist. Das ist überhaupt nicht schlimm. Wirklich nicht.«
Kurz war ich versucht, mich zu entspannen und ihm zu glauben. Aber dann erinnerte ich mich wieder. Nein, er hatte das auch getan! Er hatte gesagt, dass ich etwas durfte, das eigentlich gegen die Regeln war, und mich dann bestraft, weil ich dagegen verstoßen hatte.
Ich sah verzweifelt zu Toby auf. »Nein. Nein, du hast gesagt, es ist verboten, wenn du dabei bist.«
»Kleiner, das ist Jahre her!«, sprach er eindringlich auf mich ein. »Außerdem hab ich dir gerade gesagt, dass du darfst. Warum sollte ich das sagen, wenn ich das nicht wollen würde?«
Ich zuckte mit den Schultern und sah wieder nach unten. Woher sollte ich das wissen? Ich hatte das noch nie verstanden.
Diesmal war es Roger, der meinen Kopf anhob, damit er mir ins Gesicht sehen konnte. »Hey, wir haben dich doch beide lieb. Warum solltest du uns nicht küssen dürfen, wenn wir alle das wollen?«
»Weil es verboten ist«, brachte ich kläglich hervor.
Das hier machte mich fertig. Ich spürte, dass ich zusammenbrechen würde, wenn sie das Spiel noch weitertrieben.
Oder wusste Roger, was zuvor passiert war, und wollte mich daher foltern, bis ich gestand? Ja, das musste es sein! »Außerdem hab ich Toby fast einen runtergeholt.«
Ungläubig schüttelte Roger den Kopf und lachte. »Was? Na und?«
Toby hinter mir seufzte tief.
Sofort ging Rogers Blick zu ihm und blickte ihn neugierig an. Das heitere Lachen war verschwunden.
Ruhig erklärte Toby: »Ich hab mich einfach etwas sehr gehen lassen. Tut mir leid. Das war aber nicht seine Schuld.«
Roger nickte seinem Freund ernst zu, bevor er sich an mich wandte: »Wir reden da später drüber. Aber Kleiner, das ist nicht deine Aufgabe. An unsere Regeln halten wir uns schon selbst. Und wenn einer von uns sie übertritt, dann ist das nicht dein Problem. Schon gar nicht, wenn es, wie bei dem Kuss, für uns beide okay ist.«
Vorsichtig nickte ich.
Von hinten umschlangen mich Tobys Arme. Er küsste mich sanft in die Halsbeuge. »Kleiner, keiner von uns wird dir jemals absichtlich wehtun. Ganz egal, wie viel Mist du baust. Wenn uns etwas nicht passt, dann sagen wir dir das.«
Schuldbewusst nickte ich. Ja. Ja, das taten sie.
Roger nahm meine Hände in seine und drückte sie. »Was hat dieses Schwein mit dir angestellt?«
Ich schüttelte vehement den Kopf. Nein, das konnte ich nicht erzählen.
Toby seufzte leise. »Ist okay, du musst nichts erzählen. Kannst du uns glauben, dass wir dich nicht anlügen?«
Ich musste nicht einmal überlegen, um zu nicken.
Toby zog mich etwas näher an sich. »Gut, dann sag ich dir jetzt, dass es in Ordnung ist, wenn du uns küsst. Wenn es mal irgendwann nicht so ist, dann sagen wir dir das. Kannst du damit leben?«
»Ja«, raunte ich und ließ mich gegen ihn sinken. Plötzlich fühlte ich mich deutlich entspannter. Und gleichzeitig so dumm. Wie hatte ich auch nur einen Moment glauben können, sie würden so etwas wie er abziehen? Warum hatte ich mich überhaupt dazu hinreißen lassen, an ihn zu denken?
»Schön. Willkommen zurück.« Sanft küsste Toby mich auf die Stirn. »Könntest du uns vor deinem nächsten Ausflug in die Vergangenheit bitte vorwarnen? Du hast uns einen ziemlichen Schrecken eingejagt.«
»Tut mir leid.« Ich wusste natürlich, dass er es nicht ganz ernst meinte, dennoch konnte ich mir gut vorstellen, wie es auf sie wirken musste, wenn ich auf einmal ohne Vorwarnung Angst vor ihnen bekam. »Auch wegen der Sache von vorhin.«
Roger lachte wieder auf, dann sah er mich mahnend an. »Was haben wir dir gerade gesagt? Du bist dafür nicht verantwortlich. Wenn Toby Mist gebaut hat, dann auf eigene Verantwortung.«
»Aber ...«, wollte ich mich rechtfertigen, wurde aber unterbrochen.
»Nein, du hast keinen Fehler gemacht. Du hast aufgehört, als ich es gesagt hab. Und ich hätte es Roger nachher erzählt. Außerdem hattest du Angst. Das kann dir keiner übelnehmen.« Sanft streichelte Toby über meinen Bauch. »Und jetzt drehst du mal bitte deinen Kopf zu mir, gibst mir einen Kuss und dann erklärst du uns zumindest, was passiert ist, damit wir es vermeiden können.«
Noch ein wenig unsicher drehte ich mich herum und ließ mich küssen. Roger streichelte dabei sanft mit den Daumen über meine Hände.
Das war noch der leichtere Part. Aber wie sollte ich den Rest erklären? Tief holte ich Luft und ließ mich weiter gegen Toby sinken. »Ihr ... könnt nichts dafür. Er ist nur ... Er ist oft wütend geworden, wenn ich wegen einem anderen erregt war.«
»Lass mich raten: Mehr, als dass Peter wütend geworden ist, erzählst du uns nicht?«
Schnell schüttelte ich den Kopf.
»Na gut. Wenn du aber irgendwann mal das Bedürfnis verspürst, es jemandem zu erzählen, kannst du jederzeit zu uns kommen.«
»Danke.« Ich drehte mich zu Toby und küsste ihn, dann sah ich zu Roger.
Lächelnd kam er näher und küsste mich ebenfalls. Doch das war nicht so ein sanfter, gefühlvoller Kuss wie von seinem Freund. Stattdessen wurde ich durch den Kuss diesem eher in die Arme gedrückt.
Er hielt mich einfach nur, gab mir Sicherheit, während sich Rogers Zunge fordernd einen Weg in meinen Mund bahnte. Diesmal konnte ich mich jedoch fallenlassen. Ich schloss die Augen und erwiderte die Zärtlichkeiten.
Roger wurde mutiger und ließ seine Hände über meinen Oberkörper gleiten.
Das tat so gut. Ich genoss die Ablenkung von den schlechten Gedanken und streckte meine Hände aus. Vorsichtig ertastete ich Rogers Körper. Etwas überraschte es mich, dass ich bei Roger nicht so lange brauchte, ihm näherzukommen, aber vermutlich lag es daran, dass ich noch immer Toby beruhigende Anwesenheit spürte. Noch immer streichelte dieser leicht über meinen Bauch, während er hin und wieder meinen Nacken und Hals küsste.