»Du sagst sofort, wenn dich etwas stört!«, mahnte Roger. »Ich seh dein Gesicht, du kannst mich nicht anlügen.«
Ich schluckte und nickte dann. »Ist gut.«
Er nickte ebenfalls, sah mich noch einmal eindringlich an, dann griff er nach meinem linken Arm und hob ihn über meinen Kopf. Dabei beobachtete er mich ganz genau, nahm seinen Blick nicht von meinem Gesicht.
Nervös kaute ich auf meiner Lippe herum. Meine Aufmerksamkeit galt weniger ihm, als meinem Handgelenk, um das sich langsam die Manschette schloss. Automatisch atmete ich schneller, wollte den Arm im letzten Augenblick zurückziehen, doch da rastete das Schloss bereits ein. Ich hatte nicht einmal Zeit, darüber nachzudenken, zog direkt fest an den Fesseln und versuchte unter Roger hervorzukommen, der über mir hockte.
»Bleib ruhig.« Roger strich über meinen Hals, bewegte sich aber von mir herunter und griff erneut nach dem Handgelenk. »Ich bekomm es nur los, wenn du stillhältst.«
Ich nickte und kämpfte darum, wenigstens diesen einen Moment noch den Arm stillzuhalten. Sobald er befreit war, zog ich ihn dicht an meinen Körper.
Roger seufzte schwer und nahm mich in den Arm. »Ich hab dir doch gesagt, dass das so nicht funktioniert.«
Ich schluckte und schüttelte den Kopf. Ich wollte das aber! In den letzten Wochen hatte ich immer mehr festgestellt, dass es mir gefiel, sie so zu sehen und ich gerne ein Teil davon sein wollte. Auch wenn ich es nicht gedacht hätte: Ich konnte mir vorstellen, mich von ihnen wie früher dominieren zu lassen. Vielleicht mit ein paar Einschränkungen, aber ja, der Gedanke, mich ihnen wieder so zu öffnen, gefiel mir.
»Tut mir leid.« Ich küsste Roger leicht.
Er streichelte über meine Wange und den Hals. »Es ist doch alles gut. Du mutest dir nur schon wieder zu viel zu. Wir sollten das viel langsamer angehen.«
Frustriert warf ich den Kopf in den Nacken und ließ mich ins Bett zurückfallen. »Ja ja, immer langsam. Ich hab da keine Lust mehr zu!«
Er schmunzelte und legte sich neben mich. »Anders geht es aber nicht.«
Ich schob meine Hand unter sein Shirt und kuschelte mich an. Einen Moment später spürte ich seine Hand ebenfalls auf meiner Haut und wurde etwas fester an ihn gezogen. Es war komisch, so mit ihm im Bett zu liegen, aber ich hatte Angst gehabt, mich auszuziehen und dann fesseln zu lassen. Also hatten wir uns darauf geeinigt, es angezogen zu versuchen. Die wichtigsten Stellen hätte er später immer noch freilegen können.
»Können wir Toby fragen, ob er nachher hochkommt?« Hoffnungsvoll hob ich den Kopf. »Ich glaub, wenn er dabei ist, wird es leichter. Also ... ich meine ... Dann hab ich das Gefühl, dass ihr gegenseitig auf einander aufpasst und ich nicht dazu gezwungen bin, weil im Notfall der andere übernehmen kann.«
Roger wirkte skeptisch und ich konnte es ein wenig verstehen. Für ihn musste das klingen, als vertraute ich ihm allein nicht. Dabei stimmte das nicht. Immerhin hatte ich es mit ihm gemeinsam zum ersten Mal geschafft, wieder mit einem anderen Mann zu schlafen. Wobei er nichts weiter getan hatte, als zuzusehen. Und dasselbe erhoffte ich mir nun von Toby. Dass er einfach da war, zusah und notfalls für Rogers Lust sorgte, wenn es mir zu viel wurde.
Ich versuchte, Roger genau das in Ruhe und so deutlich wie möglich zu erklären. Ich wollte nicht, dass er glaubte, ich hätte Angst vor ihm oder würde ihm misstrauen.
Roger streichelte mir durch die Haare. »Ich weiß nicht. Für mich wirkt das komisch. Wir könnten dir ja im schlimmsten Fall auch viel schlimmer zusammen wehtun.«
»Was?!« Ich rutschte etwas von ihm weg. »Aber ...«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Zu viele Gedanken drangen gleichzeitig auf mich ein. Wollten sie mir wehtun? Meinte er, ich würde genau das glauben? Das verwirrte mich, ich konnte es nicht zuordnen, warf alle Gedanken durcheinander und wusste letztendlich nicht, was ich denken sollte.
»Hey, Kleiner!«
Ich schreckte auf, als mich Roger sanft auf die Stirn küsste.
»Was ist los?«
»Sorry, ich ... Ich weiß nicht ... Wie meinst du das?«
»Wenn du Angst hast, dass ich dir wehtue, dann wäre es doch auch genauso gut möglich, dass Toby dir auch wehtun will.«
Ich seufzte und schüttelte heftig den Kopf. Dann nahm ich sein Gesicht zwischen meine Hände. »Ich glaube nicht, dass du oder Toby mir jemals etwas antun würdet. Nur das kommt nicht so ohne weiteres in meinem Kopf an. Rational weiß ich das doch. Aber ich kann die Angst nicht einfach ausschalten. Wenn es mich gerade überkommt, dann ist das vollkommen irrational. Würde ich euch nicht vertrauen, würde ich es gar nicht erst versuchen.«
In Rogers Augen erkannte ich noch immer, dass er mir nicht glaubte. Seine Augenbrauen waren zusammengezogen.
Mit den Daumen strich ich sie glatt. »Wie kann ich dir beweisen, dass ich dir vertraue?«
Seine Miene lockerte sich etwas und er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es doch auch nicht. Mich irritieren diese Anfälle. Ich weiß, dass ich sie nicht persönlich nehmen sollte, aber das ändert nichts daran, dass es mir Sorgen macht und ich automatisch denke, dass ich dafür verantwortlich bin.«
»Roger ...« Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, daher küsste ich ihn einfach. Hoffentlich war das Antwort genug. Immerhin wollte ich doch nicht, dass er sich Sorgen machte. Es wurde langsam Zeit, dass ich ihnen etwas zurückgab und nicht immer darauf angewiesen war, dass sie sich Gedanken um mich machten.
Er erwiderte den Kuss und ließ sich darauf ein, ihn langsam zu intensivieren. Auffordernd öffnete ich meinen Mund ein Stück und er nutzte die Gelegenheit, um mit seiner Zunge zwischen meine Lippen zu gleiten. Da er seine Augen genauso wenig geschlossen hatte wie ich, konnte ich sehen, dass sie vor Freude leuchteten. Die Nachricht war angekommen. Ich wollte sie beide doch. Daran änderte auch diese bescheuerte Angst nichts, die immer wieder hochkam.
Es dauerte nicht lange, dann hockte Roger wieder über mir und zog mein Shirt nach oben. Ich ließ ihn, unterbrach den Kuss nur kurz, damit er es mir über den Kopf ziehen konnte, dann fing ich seine Lippen sofort wieder ein.
Als mein Shirt etwa auf Ellenbogenhöhe war, ließ er es los und entfernte sich von mir. Heiser raunte er: »Bleib bitte einen Moment so.«
Verwirrt sah ich ihm nach, wie er aus dem Bett stieg und aus dem Zimmer verschwand. Ließ er mich jetzt einfach so liegen? Es war nicht nur kalt, meine Arme waren auch noch über meinem Kopf und es würde etwas unbequem werden, mir das Shirt aus dieser Position heraus entweder an- oder weiter auszuziehen.
Doch Roger kam einen Moment später wieder, daher beruhigte ich mich. Er lächelte und etwas in seinem Blick war verdammt schelmisch. Dann erhellte ein greller Blitz das Zimmer.
Ich blinzelte. »Was tust du.«
Er warf sich neben mir aufs Bett und hielt sein Handy vor mein Gesicht. »Dir etwas zeigen. Und danach Toby eine Nachricht schreiben. Siehst du das?«
Ich erschauderte. Auf dem Handydisplay war ich zu sehen. Mit freiem Oberkörper, die Arme nach oben ausgestreckt, durch mein eigenes Shirt dort gehalten. Obwohl ich etwas verwirrt wirkte, sah man mir an, dass ich erregt war. Es war komisch, mich selbst so zu sehen. Noch nie hatte jemand ein solches Foto von mir geschossen. Das war irgendwie gruselig. Dennoch gefiel mir der Gedanke, dass Toby das gleich sehen würde, wenn er nach Feierabend auf sein Handy sah. Denn Roger war dabei, es ihm per MMS zu schicken.
Danach legte er das Handy zur Seite und streichelte über meinen Bauch. »Soll ich dich jetzt befreien?«
Ich schüttelte den Kopf. »Noch nicht.«
Roger schmunzelte und rollte sich dann wieder über mich. Von oben herab sah er auf mich runter. »Sicher, dass du Toby noch brauchst?«
Ich konnte gar nichts antworten, denn Roger zwickte mir in die Brustwarze, sobald ich den Mund aufmachte. Überrascht stieß ich einen Schrei aus.
Er grinste und strich mir über die Wange. »Soll ich weitermachen und wir sehen, wie weit wir kommen?«
Ich überlegte kurz und nickte dann. Was auch immer es war, aber irgendwas war deutlich angenehmer als der Versuch zuvor. Ich würde später herauszufinden müssen, was sich genau unterschied, aber im Moment wollte ich es nicht zerdenken. Hinterher fielen mir doch Dinge auf, die ich im Moment gar nicht wissen wollte.
»Schön.« Seine Hand wanderte nach unten und strich mir erst über den Hals, dann über die Brust. »Du weißt aber schon, was ich so alles mit dir anstellen kann, oder?«
Ich schluckte, sah ihm eine Weile in die Augen. Als ich merkte, dass er kurz davor war, es abzubrechen, nahm ich meinen Mut zusammen. Ich konnte ihn jederzeit unterbrechen. Er würde aufhören. Ansonsten konnte ich mich immer noch aus dem Shirt befreien. »Zeig es mir. Bitte.«
Ich spürte, dass das ein Teil von mir war, der deutlich mehr Mut zeigte, als ich ihn in Wirklichkeit hatte, dass es vermutlich dumm war, ihm gerade jetzt die Kontrolle über mich zu geben, zumal Roger mir erst vor einigen Wochen gesagt hatte, dass er ihn nicht leiden konnte. Aber wenn ich das hier durchziehen wollte, dann brauchte ich diesen Teil. Isaac war zu empfindlich, wäre, wenn überhaupt, nur in der Lage, das zu lösen, indem er niedlich tat. Was Roger aber nicht angemacht hätte. Vielleicht hatte ich ja Glück und er merkte gar nicht, dass der Falsche unter ihm lag.
Roger stockte kurz und machte große Augen. »Bist du sicher?«
»Ja. Versuch es.« Ich biss mir auf die Lippe und sah zu ihm hoch.
Ich sah, dass es in seinem Kopf ratterte, dass er versuchte, herauszufinden, ob er das wirklich tun sollte. Letztendlich nickte er aber doch kaum merklich und seine Augen verdunkelten sich etwas. Fast war es, als nehme auch er eine andere Persönlichkeit an. Er war nicht mehr der fröhliche und lustige Roger, den Toby und ich so liebten, sondern eine härtere, unnachgiebigere Ausgabe von ihm.
Ich spürte, wie sich etwas in mir zusammenzog und in Alarmbereitschaft ging. Noch würde es nicht einschreiten, sondern darauf vertrauen, dass der stärkere Teil von mir das unter Kontrolle hatte. Lief die Situation aus dem Ruder, war es noch immer da, um einzuschreiten.
»Tu dir nicht weh.« Roger strich trotz der angenommenen Rolle sanft über meine Lippe.
Erst jetzt merkte ich, dass ich immer fester zugebissen hatte. Langsam löste ich die Zähne und schmeckte etwas Blut.
Er störte sich jedoch nicht daran, sondern fiel gleich wieder über meine Lippen her.
Ich schmunzelte. Das Ganze erinnerte mich sehr an früher. Wie ich ihn kannte, würde er mich bis zum Äußersten an meinen empfindlichsten Stellen reizen. Einerseits freute ich mich darauf, andererseits fürchtete ich den Zustand, in den er mich damit versetzen konnte. Wenn es schief lief, würde ich die Kontrolle vollständig verlieren.
Roger hatte sich bereits bis zu meinem Hals vorgearbeitet, richtete er sich aber noch einmal auf. »Du sagst Stopp, wenn etwas ist, okay?«
»Jetzt mach schon weiter!«
Lachend biss er mir in die Schulter. »Nicht frech werden.«
»So liebst du mich doch.« Er sollte jetzt nur nicht so tun, als hätte er ein Problem damit, wenn ich ein wenig frech wurde.
»Stimmt.« Noch immer grinsend küsste er mich. Gerade als ich mich entspannen und in den Kuss fallen lassen wollte, kniff er mir schmerzhaft in die Brustwarze. »Aber du solltest wissen, wann du frech sein darfst und wann nicht.«
Aus den Bissen wurden nach und nach sanfte Berührungen, die mich die Augen schließen ließen. Ich versuchte, mich zu entspannen und ihm zu vertrauen. Das war vermutlich das Beste, was ich für ihn tun konnte.
Langsam arbeitete er sich nach unten, streichelte und küsste mich wie vorhergesehen an meinen empfindlichsten Stellen. Ein paar Mal wollte ich die Arme herunternehmen und ihn streicheln oder fester an mich drücken, doch jedes Mal hinderte mich mein eigenes Shirt daran. Nur einmal reizte er mich mit seiner Zunge an meinem Bauchnabel so stark, dass ich dennoch die Arme hob. Sofort packte Roger mich am Oberarm und drückte sie zurück aufs Bett. Dabei sah er mich fest an, machte mir klar, dass sie bleiben sollten, wo sie waren. Das war schwer, ich musste mich beherrschen. Ich hatte zu sehr in Erinnerung, was er mit mir anstellen konnte, wenn ich ihn nur in Ruhe ließ.
Mein ganzer Körper zitterte, dabei beschäftigte sich Roger nur mit meinem Oberkörper. Die paar Male, die er mich zwischen den Beinen berührt hatte, war es nur aus Versehen geschehen, wenn er sich etwas anders positionierte. Doch jedes Mal drückte ich mich ihm stärker entgegen.