Helmut Burger war sofort klar gewesen, dass er zu spät gekommen war. Nach dem er durch den Stoß zu Boden gegangen war, versuchte er sich in das Krankenzimmer zu retten. Er hörte den Schuss und spürte einen Schlag auf den Hinterkopf und ein schlagartig einsetzendes Brennen. Er hörte deutlich wie das Projektil neben ihm in den Türstock einschlug und spürte die Splitter an sich abprallen. Mit nur wenig Erleichterung vernahm er die davoneilenden Schritte des Schützen, denn er fürchtete nun gleich vor einer toten Patientin zu stehen...
Leicht benommen stand er auf und entdeckte die vom Kissen halb verdeckte Petra.
"Um Gottes Willen, Petra!"
rief er, stürzte zum Bett und nahm das Kissen von ihrem Gesicht. Er legte sein Ohr an ihren Mund...
"Nicht schon wieder!! Schwester! Reanimation! Schnell! Hallo! Wo seid ihr denn alle zum Teufel?"
Doch im Moment war er völlig auf sich allein gestellt. Es blieb keine Zeit, Hilfe zu holen. Er spürte etwas Warmes an seinem Genick hinunterlaufen und war ein Wenig benommen. Die Kugel musste ihn gestreift haben am Hinterkopf. Aber das hatte keine Priorität. Er hatte schon lange Zeit nicht mehr ohne die klinische Ausrüstung reanimiert, aber nachdem ihm niemand zu Hilfe kam... Er begann mit dreimaliger Herzmassage und Mund zu Mund Beatmung.
"Adrenalin, verdammt! Wo seid ihr denn alle! Sie stirbt! Kommt endlich mit den Geräten verdammt!" rief er so laut er konnte,
"Komm zurück Mädchen!"
murmelte er in seiner Verzweiflung in Anlehnung an seinen sonderbaren Traum.
"Du brauchst nicht vor mir da zu sein! Ich bleib auf dieser Seite. Du brauchst nicht drüben auf mich zu warten!"
Das durfte doch nicht wahr sein! Noch einmal beatmete er sie und schließlich schlug er ihr mit dem Boden seiner rechten Faust fest auf die Brust.
"Atme verdammt!"
Da! Petra sog scharf Luft ein. Auch das Krankenzimmer hatte sich nun mit Schwestern, Pflegern und Kollegen gefüllt, die die geforderten Gerätschaften geholt hatten. Helmut kniete zitternd und Atemlos über Petra. Sein Hinterkopf, Nacken und auch sein Shirt waren blutig bis zwischen die Schulterblätter.
Petra schlug die Augen auf. Die schiere Panik schien sie erfasst zu haben bis sie Helmut erkannte und sich offenbar beruhigte. Sie brachte noch kein Wort heraus, doch der Blick, den sie ihm schenkte, schien ihm alle erlebte Angst und seinen bedingunglosen Einsatz vergelten zu wollen...
"Komm jetzt runter Helmut!" sagte sein Kollege ruhig, "Du blutest stark! Du hast einen Streifschuss abbekommen. Zwei Zentimeter weiter vorn wär der Treffer tödlich gewesen! Zumindest wärst du gelähmt! Komm jetzt, wir müssen uns das ansehen!"
"He Leute! Kümmert euch um sie! Und lasst sie auf keinen Fall allein! Auf keinen Fall, hört ihr? Sie braucht Polizeischutz!"
"Ja Helmut, machen wir! Komm jetzt!"
Helmut nahm nochmal Petras Hand und drückte sie leicht. Sie schloss die Finger um seine und ließ ihn schließlich los, damit sie nun beide behandelt werden konnten. Eine Schwester ging mit ihm und Doktor Keil, das restliche Team kümmerte sich mit Hilfe eines weiteren Arztes und allerlei Gerätschaften um Petra...