Helmut und Rudi quälte derselbe Gedanke. Aber keiner von beiden mochte der böse Bube sein, der ihr nun das Foto vom Täter unter die Nase hält. Sie brannten darauf, zu erfahren, ob sie ihn wiedererkennen würde. Auch der hartgesottene Kriminalist erschauerte bei Ansicht des Mordes auf dem Bildschirm.
"Das Schwein brauchen wir nur zu erwischen, überführt hat sich der Idiot selbst!"
"Ist es drauf? Den Mord mein ich... wie er mich umgebracht hat?"
"Petra bitte schau dir das nicht an! Das musst du nicht auch noch seh'n oder. Es reicht doch, dass du dieses Martyrium durchleben musstest, findest du nicht?"
"Durchleben ist gut. Wiederleben und zwar zweimal schon! Dank dir! Wärst du nicht gewesen, wäre ich heute Nacht schon endgültig gestorben. Lasst mich bitte wenigstens das Foto sehn! Ich erinnere mich dunkel an sein Gesicht. Ich weiß, dass es mir bekannt vorkam, heute, bevor er... das Kissen auf mich drückte..." Rudolf nahm das Blatt, welches mit dem Bild nach unten vor ihm gelegen hatte, drehte es um und hielt es hoch. "Ja, er ist es, aber ich komm einfach nicht drauf, wo ich ihm schon begegnet bin... Aber ich spüre, dass es eine traumatische Erfahrung war, ihm zu begegnen!"
Schwester Monika war inzwischen wieder mit ihrem normalen Tagesablauf beschäftigt, als das Blutbild kam und fast gleichzeitig die Ärztin von der Nuklearmedizinischen Abteilung anrief. Nach einem kurzen Gespräch mit dieser, rief sie auf Helmuts Handy an.
"Die Ergebnisse von Petras Blut sind da, Herr Doktor. Ich leite die Mail einfach an sie weiter, wenn ihnen das recht ist."
"Ja, danke Monika! Haben sie auch was von der NUK gehört?"
"Wollte ich ihnen gerade mitteilen: Negativ! Gott sei Dank keine Verstrahlung!"
"Sehr gut, Monika! Das ist doch mal eine gute Nachricht. Dann schau ich mir gleich mal das Blutbild an und seh' zu, dass ich ihren Mineralhaushalt in die Höhe krieg."
"Alles klar! Melden sie sich, wenn sie was brauchen."
"Vermutlich Eisen-, Magnesium-, Mineral und Vitaminpräparate. Aber es wär natürlich fein, wenn sie mir die besorgen. Ich überleg mir was mit den Rezepten. Danke vorerst mal.", dann, zu Petra gewandt: "Ich hab dir vorhin gesagt, ich hätte mir eine effiziente Behandlung für dich ausgedacht."
Er nahm nun mit der Rechten ihr Gesicht in die Hand und streichelte mit dem Daumen ihre Schläfe.
"Jetzt kommt gleich dein Blutbild. Ich werd dann die Medikation genau darauf abstimmen und dann geht' s sehr schnell wieder bergauf mit dir, mein Schatz!"
Sie genoss die zärtliche Berührung sichtlich und lächelte ihn an.
Rudi machte den Computer frei. Er zog den USB-Stick aus dem Slot und ging zur Seite.
"Lass stecken, Rudi! Ich speichere mir das ab. Man kann nie wissen."
"Wie du meinst. Begeistert bin ich darüber nicht aber wenn es dein persönlicher PC ist, wird schon keiner drüber stolpern."
"Ganz bestimmt nicht!"
"Gut! Wenn ihr damit einverstanden seid, nehm ich den Stick mit auf die Wache und zieh' ein paar Ausschnitte für die Presse und das Fernsehen. Sie werden darauf natürlich nicht zu seh'n oder zu erkennen sein Petra. Auch du nicht Helmut! Ist das vertretbar für euch?"
Beide nickten. Es war ihnen wichtig, dass der Täter erkannt würde und dass die Nachricht vom Tod der Journalistin durch die österreichischen Medien geisterte. Und zwar möglichst durch alle!
Nachdem Helmut die Aufnahme auf sein Laptop gespeichert und Rudi den USB-Speicher gegeben hatte, machte dieser Anstalten, zu gehn.
"Herr Weninger, sie haben noch meine Aufzeichnungen, nicht wahr?"
"Ich hab sie auf der Wache eingesperrt. Ich werde sie teilweise kopieren und ihnen die Originale zur Gänze zurückgeben. Sie müssen dieses Krankenhaus sobald ihr Gesundheitszustand es zulässt, unauffällig verlassen. Nur Heli und ich werden ihren Aufenthaltsort kennen. Nochmal Heli! Bitte schau dich rechtzeitig um eine adäquate Bleibe für sie um. Möglichst mit Betreuung! Wenn ich mit diesem Fall zum Untersuchungsrichter geh, muss Petra verschwunden sein. Am Besten wäre, wenn du sie begleiten könntest! Du wurdest schließlich angeschossen. Kannst du nicht einen deiner Kollegen bitten, dich krank zu schreiben? Wegen Komplikationen? Zum Beispiel plötzlich aufgetretener starker Schmerzen als Folgen der Schussverletzung oder so...?"