"Und du weißt wo Helmut mit Petra hingefahren ist? Ich meine, wo sie untergetaucht sind?"
"Ja ich war schon ein paar mal dort. Er hat ein kleines Seegrundstück da draußen am Mondsee und wenn er ein paar Tage frei hat, bleibt er immer über Nacht in einer umgebauten Berghütte. Die gehört dem Typen, der ihm den Strand verpachtet hat. Wir haben dort schon schöne Feste gefeiert. In kleinem Rahmen versteht sich."
"Arzt müsste man sein!"
"Ich dachte, ich hätte dir heute schon gezeigt, dass eine Ärztin auch nichts Besseres ist!"
Moni wurde rot.
"So hab ich das auch nicht gemeint, Wilfried! Wirklich nicht! Ich hab nur gemeint, als Arzt kann man sich so manchen Luxus leisten, der für uns Krankenschwestern schon aus finanziellen Gründen unerreichbar bleibt."
"Ich weiß schon, was du gemeint hast." grinste Wilfried, "Aber du kannst dir ja mal einen angeln, einen Arzt..."
"Denkst du dabei an einen Bestimmten?"
"Wer weiß...? Es ist allein an dir, an einen Bestimmten zu denken. Ich habe darauf leider nicht den geringsten Einfluss, Moni..."
"Denkst du... ja?"
Er zuckte mit den Schultern und sein süffisantes Grinsen ließ sich nicht wirklich deuten, aber Moni glaubte zu wissen, dass er sich sehr wohl zum Kreise der Bestimmten zählte...
"Wir sollten es ihnen sagen, Sepp, meinst du nicht?"
"Ich bin dagegen. Wir machen sie damit nur nervös. Lass sie in dem Glauben, dass alles in Ordnung ist. Keil fährt sicher besser und konzentrierter, wenn er sich nicht bedroht oder verfolgt fühlt. Und solange wir beide im Blick haben, droht ihnen kaum Gefahr."
"Wie du meinst, Sepp. Das kann ich nachvollziehen."
Es dauerte nicht lange und Wilfried setzte den rechten Blinker und fuhr in eine Grundstückszufahrt. Der Jaguar fuhr langsam hinter ihm vorbei und parkte in der nächsten Lücke rechts rückwärts ein.
"Jetzt sacken wir ihn ein, den Drecksack. Das ist die Gelegenheit, Das Video ist Beweis genug und die Gefahr für Helmut und Petra ist dann deutlich kleiner und für die beiden hier sowieso!"
"Sepp! Kindergartenkinder mit zwei Tanten auf zwei Uhr!"
"Verdammt! Das können wir nicht riskieren. Ein Kinderleben bedeutet diesem Schwein nicht mehr, als eine Zigarettenkippe. Wir müssen später zugreifen. Bei der Kreuzung bieg ich rechts ab und schmeiß' dich raus, damit du im Notfall eingreifen kannst. Ich fahre eine Runde um den Block. Die beiden müssen ohnehin erst die Sachen für Doktor Burger holen. Das dauert sicher noch ein Wenig und ich möchte weder von Keil, noch vom Marokkaner ausgemacht werden..."
Rudi gefiel die ruhige, bedächtige Art, in der Sepp seine Entscheidungen traf. Er hatte beim Anblick der Kinder sofort zurückgesteckt und so die Gefahr von ihnen abgewendet. Das der Marokkaner die beiden Kuriere jetzt bedrohen würde, war mehr als unwahrscheinlich, brauchte er doch nur auf sie zu warten und ihnen dann weiter zu folgen. Rudi war mit der Einschätzung von Weber zufrieden und sah auch die Runde um den Block als gute Lösung an. Sie wollten noch auf keinen Fall entdeckt werden, die Gefahr für die Kinder mit ihren zwei Betreuerinnen war einfach zu hoch...
Auch hoch über Loibichl war der Tag angebrochen und Helmut war leise aus dem Bett gekrochen, um für Petra einen Medikamentenkocktail zu bereiten, den sie quasi mit dem Frühstück zu sich nehmen sollte. Petra, die Helmut im Bad wähnte, als sie aufwachte, zog ihren Schlüpfer an und hängte sich die Decke um. Sie wollte Frühstück bereiten, bis Heli aus dem Bad kam, doch als sie auf die Küchenzeile zuging, fand sie ihn dort beim "Gift mischen".
"Och! Ich hätte dich so gern mit einem fertigen Frühstück überrascht, dabei bist du mir wieder zuvorgekommen."
Sie kam um die Küchenbar herum und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen.
Helmut registrierte mit Freude, dass es Petra offenbar recht gut ging.
"Wie fühlst du dich, mein Schatz" Alles gut?"
"Ja mein Held! Du hast mich nicht nur gerettet, du hast mich auch gesund gemacht, du alter Alchemist! Ich liebe dich Herr Doktor! Weißt du das?"
"Da scheint mir endlich auch mal ein Wunsch in Erfüllung gegangen zu sein. Ich hab da aber noch ein paar Pulverchen, die ich dir noch verpassen muss, aber ich glaube, du wirst sehr bald wieder richtig bei Kräften sein. Was sagst du dazu, mein Hase?"
Sie stellte sich ein Wenig auf die Zehen, schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn sehr leidenschaftlich! (Dass ihr dabei die Decke von der Schulter rutschte, war ihr scheinbar völlig schnurz.) Dann ließ sie sich auf die Fersen zurücksinken und sah ihm in die Augen.
"Ich möchte dir keine Angst machen, Liebling, aber ich denke, dann werde ich dich erst mal ganz kräftig vernaschen... Gnadenlos!"