Maria kam den Gang herunter und steuerte auf Zimmer 217 zu. Sie öffnete leise die Tür und setzte die Klingel zurück. Die Tür blieb offen steh'n. Ruhul hörte, das leise gesprochen wurde. Als Maria wieder herauskam hörte er, wie sie sagte, sie würde gleich etwas bringen. Sie (die angesprochene Person) könne dann bestimmt bald einschlafen.
Ruhul beobachtete, wie Maria zurück ins Stationszimmer ging und schlich leise in die Türnische von 219. Er wollte warten bis sie darin verschwand, doch ein Arzt kam plötzlich von der anderen Seite und ging auf das Dienstzimmer zu. Ruhul hörte ein paar Wortfetzen von Wilfried der an der Tür auf Maria wartete und telefonierte.
"...gerade mit Helmut telefoniert... Schussverletzung... geht ihr verhältnismäßig gut... dass du mitkommst... deine Kollegin kommt grade... Zeit, Moni... Versuch zu schlafen... also bis halb sieben..."
Er Schmiegte sich eng an die Zimmertür um nicht entdeckt zu werden. Dann zog er eine automatische Waffe mit Schalldämpfer aus der Lederjacke, öffnete leise die Tür und verschwand in Zimmer 219.
Hannes war zu Tode erschrocken, riss sich aber sofort zusammen, als er in die Mündung des Schalldämpers blickte.
"Sig Sauer 1911. Macht dich auf der Stelle platt, wenn ich das will. Sie macht dabei nicht mal großen Lärm, verstehst du? Also halt's Maul und rede nur wenn du gefragt wirst!"
Hannes war nahe am Zusammenbruch.
"Was machst du hier? Du sollst die Unterlagen von der Schlampe zum Zeug bringen. Also warum rennst du hier drin rum du Flasche?"
"Petra... Petra wurde umgebracht! Heute. Heute Morgen! Und ein Arzt wurde schwer verletzt!"
"Weiß ich, du Lusche. Der Doktor lebt noch oder was? Und was willst du jetzt in dem Zimmer?"
"Ich wusste nicht, das Petra tot ist. Aber ich habe es vermutet, darum hab ich bei der Gerichtsmedizin nachgefragt. Die kennen mich, weil ich ja bei der Presse bin, Redakteur bin. Aber der Leichnam einer Petra Hager ist dort nie angekommen. Also hoffte ich, dass sie noch lebt und habe versucht sie zu finden. Sie hat in diesem Zimmer... ist sie ... umgebracht worden. Und da wollte ich das Zimmer durchsuchen ob... ob hier ihre Unterlagen sind, die ich ihnen besorgen soll..."
"Die ist vielleicht zäh, das kleine Luder! Vielleicht hat sie's nochmal geschafft... Was zitterst du so, du feiger Hund? Ich geb dir noch eine Chance. Du bleibst jetzt noch eine Weile hier und findest heraus, ob es hier einen Doktor gibt, der Helmut heißt und ob das der ist, der heute angeschossen wurde!"
"Aber..."
"Aber ist keine Option! Denk dran: SIG SAUER! Dann findest du noch raus, wie der Arzt heißt, der heute Nachtdienst hat und wie die Schwester heißt, die heute am Tag da war. Verstanden?"
Hannes nickte. Er schlotterte vor Angst. Noch immer war die Mündung auf seine Stirn gerichtet.
"Hast du einen Wagen hier?"
Wieder nickte Hannes.
"Gib mir die Schlüssel, Ich leg mich darin eine Stunde aufs Ohr. Wo steht er?"
"Roter Opel Astra im ersten Parkdeck."
Er reichte ihm die Schlüssel.
"Also, ich warte in deinem Wagen auf dich. Wenn du nicht kommst, Ich finde dich! Aber glaub mir, es ist besser du kommst. Und zwar mit den Informationen!"
Der Marokkaner öffnete leise die Tür und sah vorsichtig auf den Gang hinaus. Leise schloss sich die Tür und Hannes war wieder allein im Raum. Schwester Maria kam aus 217, als Ruhul Hakim gerade die Treppe hinunterschlich. Hätte sie nicht in die andere Richtung gemusst, oder auch nur eine Sekunde früher die Tür geöffnet, wäre das ihr sicherer Tod gewesen...