"Du hast doch Wilfrieds Nummer, Schatz. Ruf ihn doch einfach an. Dann wissen wir, ob wir mit dem Frühstück auf Sie warten sollen."
"Na gut, wenn du meinst."
"Hat er einen roten Geländewagen?"
Einen Jeep, ja. Wieso weißt du..."
"Er fährt gerade durch Lehen. So heißt doch die Siedlung da unten, oder?"
Helmut kam zu Petra ans Fenster.
" Ja, du hast Recht, ich glaub, das ist er."
"Die werden nicht recht erfreut sein, dass ich mit ihnen komme. So war das ja nicht ausgemacht. Vielleicht lassen sie mich besser vor der letzten Kurve aussteigen. Dann können sie den beiden erzählen was passiert ist und sie auf meine Ankunft vorbereiten. Ich geh die letzten zwei-dreihundert Meter und komme dann dazu."
"Wenn sie meinen, aber wir können ihnen auch gleich erklären..."
"Nein, Monika. Glauben sie mir. Es ist bestimmt besser, wenn sie ihr erst alles erzählen. Ich an ihrer Stelle hätte Todesangst vor jedem Fremden."
"Da hat er Recht, Moni. Findest du nicht? Halt gleich hier an."
Weber stieg aus. Monika fuhr an.
"Hoffentlich war es kein Fehler, ihn mitzunehmen."
"Wilfried, ich wäre jetzt tot, wenn er nicht geschossen hätte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er zu denen gehört. Er ist mit Weninger gekommen."
"Wir sind da."
Moni stellte den Jeep hinter Helmuts Porsche ab. Als sie um die Hütte herumgingen, kamen ihnen die beiden erst freudestrahlend, dann total entsetzt entgegen.
"Um Gottes Willen! Was ist denn mit euch passiert?"
Die beiden Frauen fielen sich um den Hals, dann Monika Helmut und Petra Wilfried. Die beiden erzählten in Kurzfassung, was ihnen widerfahren war. Sie saßen sich am Terassentisch gegenüber. Monika ließ Wilfrieds Hand nicht los und strahlte ihn immer wieder glücklich an. Er küsste sie schließlich sanft auf die Schläfe.
"Du hättest übrigens Recht, Heli. Sie ist ein tolles Mädchen! Mein tolles Mädchen!"
Sie schilderte die schrecklichen Sekunden, bis Weber den Marokkaner erschoss und sagten ihnen, dass der in Kürze ankommen würde. Er wäre aber mit Sicherheit auf ihrer Seite, weil er sie schließlich gerettet hatte und auf der ganzen Fahrt nur von Schutz für Petra gefaselt hatte. Helmut und Petra waren vom Besuch eines ihnen unbekannten Beamten nicht begeistert, nahmen es in Anbetracht der Situation aber gezwungener Maßen zur Kenntnis.
Rudolf Weninger hatte von Lehen aus den Jeep in der Ferne kurz anhalten sehen. Er war sich nicht sicher, welche Schlüsse er daraus ziehen sollte. Der Jeep war nun bis zu einer großzügig umgebauten Almhütte gefahren und dahinter verschwunden. Eine Person ging in etwa dreihundert Meter Entfernung dahinter her. Rudi beschloss, Webers Wagen ebenfalls zu verlassen, und seinen Besuch auch leise und überraschend zu gestalten. Er war fest dazu entschlossen, sich erst ein Bild von der dortigen Situation zu machen, bevor er sich zu diesem illustren Häufchen hinzugesellen würde...
Weber hatte das kleine Haus nun erreicht und ging beherzt auf die Terrasse.
"Einen schönen guten Morgen wünsche ich!"
Petra entfuhr ein verhaltener Schrei! Entsetzt war sie aufgesprungen. Mit angstgeweiteten Augen starrte sie ihn an.
SIE...?! presste sie hervor...