Ein Wiedersehen mit Gisberta, Ertel und Xanni aus "Halloween", vor einer halben Ewigkeit ;)
Heute Nacht war es endlich wieder so weit. Gisberta, als die erfahrenste Wetterhexe ihrer Generation, hatte es übernommen, sich um die Vorbereitungen zu kümmern. So lief sie in ihrer Küche, auch liebevoll ihr Hexenkeller genannt, auf und ab, während ihre moderne Anlage, ein Geschenk des dunklen Gevatters zum letzten Halloween, Steppenwolfs „Magic Carpet Ride“ in einer Dauerschleife spielte. Sie mixte noch etwas mehr Mondschattenwurz zum Schwarzpulver und stellte sich vor, wie dieses Gemisch, im rechten Moment in einer kleinen Feuerwerksrakete abgefeuert, die Radargeräte der Flugsicherheit außer Gefecht setzen würde. Mal abgesehen davon, dass von den Idioten, die in so einem Tower arbeiteten, keiner glauben würde, wenn er eine Hexe auf ihrem Besenstiel auf dem Radar hätte, mussten die wilden Schwestern auch nichts riskieren. Und schon das Zischen solcher Raketen war ja auch ein Heidenspaß! Mit einem Blick in ihre Kristallkugel und auf die Wetter-App ihres Smartphones vergewisserte sie sich, dass es tiefliegende, dicke Wolken geben würde. Alles wie geplant! Plötzlich vibrierte das doofe Ding und das Bild von der alten Ertel erschien auf dem Display. Die würde doch nicht etwa den Familienausflug absagen? Gisberta nahm den Anruf an.
„Was gibt’s ich bin mitten am Hexen!“
„Ich wollte nur sicher gehen, ob dein Schornstein wieder in Ordnung ist. Du weißt, wie unangenehm das für mich war …“
Gisberta rollte genervt mit den Augen und ließ Ertel reden. Wenn die nicht ihren viel zu fetten schwarzen Kater mit auf dem Besen gehabt hätte, wäre der Anflug durch den Kamin letztes Mal überhaupt kein Problem gewesen.
„Beruhige dich. Der schwarze Mann war da und hat sich um alles gekümmert. Aber sei bitte vorsichtig, wenn du deinen Gremlin wieder mitbringst.“
Gisberta beendete den Anruf. Es gab noch genug zu tun.
Als nächstes gab es erst ein Brausen, dann ein Poltern und schließlich ein Gezeter, als Xanni, viel zu früh und mit einem Besen, der ihrem jugendlichen Ungestüm von 181 Jahren entsprach, auf dem Teppich vor dem Kamin abrollte.
„Ja Kruzitück nochmal, Kleines, was willst du denn schon hier?“
Im Grunde kannte die Wetterhexe die Antwort bereits. Wenn Xanni so früh kam, dann hatte sie wieder irgendeinen fehlgeschlagenen Liebeszauber mit irgendeinem Menschen angestellt. Gisberta vermutete sogar, dass Xanni bei so Fernsehshows wie dem „Bachelaureus“ oder „Vampir sucht Frau“ ihre spindeldürren Finger im Spiel hatte.
„Jetzt sei nicht so. Du kennst mich doch. Ich brauche noch einen Vergessenstrank, bevor wir losreiten. Ich hab dir doch von diesem Vampir erzählt. Stell dir vor, der ist jetzt verrückt nach mir, aber du kennst mich ja: das ist nix für mich, eine Bindung in Ewigkeit …“
Ja, ja, Amen, dachte Gisberta und reichte Xanni das Fläschchen mit dem begehrten Saft. Eigentlich war es nur eine Art Placebo- Wässerchen. Xannis Liebeszauber wirkten nie besonders lang und würden sowieso verfliegen.
Dann, mit einem Mal ertönte draußen, über dem Haus ein irres Getöse wie von einem Düsenjet, zusammen mit einem schrillen Maunzen. Das musste Ertel auf ihrem neu gepimpten Besen sein, zusammen mit dem dicken Kater und neuem Sturzhelm.
„Na dann, los geht’s“, jubelten beide Hexen und machten sich auf ihre Besen. Gisberta griff noch nach ihrem Beutel mit den vorbereiteten Raketen. Das würde ein Mordsspaß, die abzufeuern, hoch über den Wolken bei monddunkler Nacht. Und vielleicht könnten sie auch wieder ein paar Kinder erschrecken, die so spät noch wach waren und dösig aus dem Fenster starrten.