Der Herbst ist und bleibt für mich die wunderbarste Jahreszeit. Die Sonne verliert ihre Kraft, doch damit verbreitet sie einen neuen Zauber, denn die Welt taucht sie nun in goldenes, sanftes Licht. Oben am Himmel ziehen Vogelschwärme in Richtung Süden. Große Wildgänse und Kraniche, aber auch kleine Vögel wie Schwalben und Rotschwänzchen machen sich auf eine weite, gefahrvolle Reise.
Woran es liegt, vermag ich nicht zu sagen, doch zu keiner anderen Zeit im Jahr wird mir der Kreislauf der Natur so bewusst. Die Blätter fallen buntgefärbt, vom Wind bewegt von den Bäumen und diese machen sich bereit für den Winterschlaf. Die Tage werden kürzer und morgens, auf dem Weg zur Arbeit, ist es bereits dunkel. Wer wie ich mit dem Wagen durch einen Wald fährt, sollte besonders vorsichtig sein, denn das Wild hat sich noch nicht wieder an uns gewöhnt und nutzt die Morgendämmerung, um sich in Sicherheit zu bringen. Rehe begegnen mir fast täglich und ich weiß, wo Fuchs und Dachs wohnen, also schleiche ich praktisch durch die Kurven und halte stets die Augen offen.
Gegen Abend legt sich Nebel auf die Felder und mit ihm legt sich eine Stille über die Welt, die ich nur allzu gern genieße. Dann kann ich meinen eigenen Gedanken zuhören und Ideen kommen zu mir. Inspiration für Geschichten oder auch Pläne für die nächste Reise. Es fallen mir Dinge ein, die ich erledigen möchte oder Menschen, die ich lange nicht besucht habe. Der Herbst ist eine wunderbare Zeit, um sich mit Freunden zu treffen. Wer freut sich nicht über eine Einladung zu frisch gebackenem Apfelkuchen oder einem guten Tee mit Keksen?
Lange Spaziergänge im Wald sind mir die allerliebsten. Es duftet ganz herrlich nach Laub, Moos und Pilzen und ich liebe es, wie Spinnweben in der Herbstsonne funkeln. Es ist leicht, sich dann vorzustellen, dass die Natur beseelt ist und alles miteinander verbunden. Die bunten Blätter, die Spinnen, das Moos und ich.
Und wenn die Stürme kommen, der Regen gegen die Fensterscheiben klatscht und der Wind um den Schornstein heult, dann gibt es nichts Besseres, als es sich drinnen schön zu machen. Das heißt für mich, gute Musik zu hören, ein Buch zu lesen oder eines zu schreiben. Mit Katze auf dem Schoß. Dann sammelt sich mein Geist und meine Vorstellungskraft und beide verlangen danach, sich auszudrücken. Erlebtes wird wiederbelebt, Vergangenes erinnert, Neues entworfen, Schlechtes verworfen. Alles wird aufgeschrieben zu irgendetwas, vorher weiß ich nie, was dabei entsteht. Aber meine Schaffenskraft ist zu keiner Jahreszeit so stark, wie im Herbst.