Ganz bestimmt hat es mit dem dänischen Film zu tun, den ich gestern Abend noch zu viel zu später Stunde geschaut habe und nichts mit dem heutigen Prompt an sich oder den Geschichten, die ihr, liebe Mitstreitenden hier verfasst.
In dem Film ging es um Kindesmissbrauch und Kinderpornografie, und das auf eine äußerst beklemmende und sehr realistische Art und Weise. Was mich daran am meisten erschüttert hat, waren die unglaublich primitiven Umstände, unter denen diese Dinge inzwischen abgewickelt und hergestellt werden. Da wird sich im Internet verabredet, der Preis ausgehandelt und dann bringt man eben seinen Sohn oder seine Tochter irgendwo in den Wald oder in irgendeine Bruchbude hinterm Kieswerk und braucht nur noch mit dem Handy dicht draufzuhalten. Was mir dabei durch den Kopf ging, kann ich gar nicht beschreiben. Fassungslosigkeit über die Eltern, die ihre Kinder ausliefern, die Männer und Frauen, die den Missbrauch verüben und völliges Unverständnis darüber, wer sich sowas dann anschaut.
Warum schreibe ich das jetzt hier in Zusammenhang mit dem "Seelensplitter"?
Vielleicht, weil ich so naiv bin zu glauben, dass Menschen mit dem was ich unter einer Seele verstehe nicht dazu in der Lage wären so etwas zu tun. Die Seele ist doch das, was uns zu einem menschlichen Wesen, einem fühlenden und mitfühlenden Wesen machen sollte, oder etwa nicht? Oder muss ich mich wirklich mit so "veralteten" Konzepten der schwarzen oder sündigen Seele auseinandersetzen, um zu verstehen, was in einem Vater vorgeht oder nicht vorgeht, der seinen 10jährigen Sohn an Pädophile vermittelt? Wie krank, kaputt, zersplittert, schwarz kann eine Seele sein, wenn es denn damit zusammenhängt?
Der Film selbst ging in eine weitere fürchterliche Richtung. Der Sohn musste sich von seinem Vater als "dreckige Nutte" beschimpfen lassen. Was in dem Zusammenhang offenbar ein Grund war, abgesehen von den ständigen Drohungen man würde ihn totschlagen, wenn er was verrät, warum der Junge es niemandem gesagt hat. Gibt es eine unreine, befleckte Seele?
Da so etwa war der Punkt erreicht, wo ich den Film vielleicht hätte ausmachen sollen, aber das Grauen war doch zu faszinierend oder die Hoffnung, Antworten auf meine Fragen zu finden.
Um hier etwas abzukürzen. Der Junge, um den es ging, hat mich schwer beeindruckt, weil er nicht nur ertragen hat, was er ertragen musste -und ich habe mich mehrfach gefragt, ob das rein körperlich zu überleben ist, was man mit ihm tat- sondern stets noch versucht hat, seinen jüngeren Bruder zu beschützen. Woher nimmt ein so junger Mensch in so grausamer Situation die Stärke? Ist das die Stärke seiner Seele? Und wenn es keinen ersichtlichen Grund wie elterliche Fürsorge, Erziehung, Bildung, Positive Vorbilder oder Ähnliches gibt, woher kommt diese Stärke?
Ich bin noch immer ganz betroffen von diesem Schicksal und vielleicht deswegen am heutigen Abend so melancholisch, dass ich erst gar nicht schreiben wollte. Nun hab ich es doch getan. Vielleicht, um meine Gedanken zum Konzept der Seele etwas zu sammeln. Hoffentlich ist es okay, wenn ich das hier mit euch teile.