Da war es! Wenn er die Muschel dicht an sein Ohr hielt, konnte er das Meeresrauschen darin hören. Es war das letzte Band, das ihn an seine Herkunft erinnerte. Von dort kam er: aus der blaugrünen Tiefe des Ozeans, weit entfernt, sodass die Menschen hier nicht einmal den Namen jenes Landes unter den Wogen kannten oder den seiner nur wenigen Seefahrern bekannten Bewohner. Weder konnte er davon berichten, denn der Zauber hatte ihn stumm gemacht, noch konnte er den Weg zurück finden. Mit seinem Seeschlangen-Körper hatte er die Magie verloren, die ihm innewohnte. Stattdessen ging er nun auf den Pfaden der Zweibeiner, aufrecht, doch jeder seiner Schritte schmerzte als liefe er über Klingen. Nichts davon war ihm anzumerken. Seine fremdländische Schönheit blendete die Menschen zu sehr. Jemand wie er kannte gewiss keine Schmerzen, keinen Verlust, keine Sehnsucht. Und doch kannte er diese Dinge mehr als jeder andere.
Er hatte alles zurückgelassen: Das Meer, die ihm bekannte Welt, seine Familie, seine Schnelligkeit und Schwerelosigkeit, seine Stimme, seine Hellsichtigkeit. Im Austausch hatte er das gewonnen, was ihn für den Verlust all seines bisherigen Seins entschädigte und mehr als das. ER war es, seine große Liebe, seine größte Sehnsucht und sein kostbarster Schatz
>>> Ein Doppeldrabble, frei nach H.C. Andersen