„Was hat er schon wieder angestellt?“ Der Ton in Odins Stimme verriet, dass er alles andere als amüsiert war.
Seine Gemahlin, Frigga, seufzte genervt und rollte mit den Augen. „Na was glaubst du? Mir ist völlig egal, wie viele Wettfressen er abhält oder welchen Schabernack dein Bruder, dieser Scharlatan, sonst so ausheckt, aber er soll sich gefälligst aus meinen Angelegenheiten heraushalten!“
Odin lächelte müde und tat zumindest halbwegs interessiert. „Er ist nur mein Blutsbruder und er kann nichts dafür. Das ist so Lokis Art. Die meiste Zeit ist es doch ganz witzig, was er so treibt …“
„Immer nimmst du ihn in Schutz. Macht es dir gar nichts aus, dass er uns vor den Menschen lächerlich machen könnte?“ Sie zögerte kurz, dann wechselte sie die Taktik. „Macht es dir nichts aus, dass er deine Gattin lächerlich macht?“
„In meinem Namen, Frigga, was macht er denn schon wieder? Ich habe ihm bereits tausendmal erklärt, dass dir die Ehe heilig ist und er hat mir hoch und heilig versichert, nur noch mit Ehefrauen zu schlafen, nicht mehr mit Ehemännern …“
„Welchen Unterschied macht das?“, fuhr sie ihn zornig an.
„Das weiß ich auch nicht, frag ihn doch selbst!“
„Als ob er mir unter die Augen käme. Er weiß genau, was ihm dann blüht!“, schnappte sie.
Odin gefiel das Gebaren seiner angetrauten Göttin absolut nicht. Sie war wirklich erbost. So überschlug er bei sich, wie viel Quality Time er mit ihr im Bett verbringen müsste, um sie zu besänftigen und kam zu dem Ergebnis, dass es eine halbe Ewigkeit wäre.
„Na schön. Jetzt sag, was er getan hat, dann sag mir, was ich tun soll und ich mach’s.“
„Wie, einfach so?“
„Warum denn nicht? Ich habe diesen mächtigen Speer, wenn du dich erinnerst. Damit kann ich alles tun, was mir beliebt.“
Frigga schaute mit funkelnden Augen zu ihrem Gemahl als habe der einen zweideutigen Scherz gemacht, dann fiel ihr die Waffe wieder ein, die er tatsächlich oft bei sich trug.
„Ach ja, dein Speer …“, murmelte sie. Das war immerhin kein schlechtes Angebot. „Also schön: Dein Bruder, Loki, hat es dieses Mal zu weit getrieben. Er hat sich in eine Stute verwandelt und nun ist er schwanger und jammert vorn in der Methalle die Walküren voll.“
Odin lachte prustend auf. „War der Hengst verheiratet?“
Sein Lachen versetzte Frigga in Raserei. „Das ist mir egal! Aber das widerspricht so ziemlich jeder Regel, die ich für eine Bindung in der Menschenwelt vorgesehen habe! Dein Bruder ist jetzt quasi eine unverheiratete, schwangere … ich weiß auch nicht! Stute? Frau?“
Odin hielt sich den Bauch vor Lachen. „Du bist die Göttin“, schallerte er, „sag du’s mir!“
Sie rollte mit den Augen. „Du und er, ihr haltet aber auch immer zusammen! Was willst du mit deinem Speer denn jetzt machen?“
Ihre Worte brachten Odin auf den Boden der Tatsachen zurück. Sein Lachen versiegte und er schaute seine Gemahlin fragend an.
„Weißt du schon, was es wird?“
Dumme Frage. Das war ja praktisch genau ihr Spezialgebiet. Er setzte ein charmantes Lächeln auf, um ihr seinen guten Willen zu zeigen.
„Ja, natürlich“, schnappte sie dann. „Es wird ein Hengstfohlen mit acht Beinen. Wie soll er als alleinerziehende … alleinerziehender Vater damit klarkommen?“
Jetzt musste der Gott grinsen. Dafür brauchte er nicht mal seinen Speer. „Beruhig dich bitte, meine Holde. Einen Hengst mit acht Beinen kann ich gut gebrauchen und meine Walkürentöchter sind doch alle völlig Pferde-verrückt. Die werden sich darum reißen, das Fohlen aufzuziehen.“
Frigga seufzte. „Ist das dein Ernst?“
„Ja, natürlich. Und bei allem, was ich über das Kinderkriegen weiß, wird Loki da nicht nochmal wild darauf sein.“
Das schien einleuchtend. „Also schön“, lenkte die Göttin ein und nur eine Sache lag ihr jetzt noch am Herzen. „Das ist jetzt nicht das, was man gemeinhin „Ehe“ oder „Familie“ nennt. Wenn ich diese neue Idee in mein Ressort aufnehme, wie wollen wir sie dann nennen?“
Das war eine gute Frage und der Gott begann darüber nachzudenken, als sein Blick aus dem Fenster Walhallas und auf seine Auffahrt fiel. „Wir nennen es … irgendwas mit Regenbogen. Was hältst du von Regenbogen-Familie?!“