Weihnachtszeit, Adventszeit. Das ist wohl die Zeit im Jahr, wo wir alle etwas nostalgisch werden und uns erinnern, wie das früher für uns gewesen ist. Ich kann mich noch erinnern, dass immer Schnee lag, als sich ganz klein war. Das war für mich das Allerschönste überhaupt. Schlitten fahren, Schneemann bauen, Schneeballschlachten. Später, in der Schule, haben wir viel gebastelt, um diese selbst zurechtgefummelten Laternen, Papiersterne und getöpferten Engelfiguren zu verschenken. Zu Hause wurden Kekse gebacken und mein Vater und ich sind irgendwann immer gemeinsam losgezogen, um einen Weihnachtsbaum auszusuchen.
Auch von der Zeit am Gymnasium habe ich ein paar sehr schöne Erinnerungen. Ich werde nie vergessen, wie unsere Kunstlehrerin auf die Idee gekommen war, einen Weihnachtsbaum mit recycelten Materialien zu schmücken. Wir haben Cola und Fantadosen bemalt und sie an den Baum gehängt. Die aus Pappmaschee gefertigte, lebensgroße Statue von Boris Becker am Schulteich bekam zu Weihnachten eine Zipfelmütze. Aus irgendeinem Grund haben uns die Marotten unserer Lehrer überhaupt nichts ausgemacht.
Einer von ihnen, ein Naturwissenschaftler, überraschte uns gern mit ausgefallenen Experimenten, gerade zu Weihnachten. Ich weiß noch, wie wir mithilfe einer Vakuumglocke Schoko-Küsse vermehrt haben. Das war eine Riesensauerei und hat echt Laune gemacht. Eine andere Sauerei, die wir mit diesem Lehrer, den wir inoffiziell Charlie nannten, veranstalten durften, war der Essigvulkan. Der hat super geschäumt und obwohl uns Charlie gesagt hatte, wir sollten das nie zu Hause ausprobieren, haben wir das natürlich trotzdem gemacht. Unvergessen auch der Tag, an dem wir mit ihm zusammen Glühwein zusammengebraut haben. Um es gleich vorwegzunehmen, Alkohol war in der Schule natürlich verboten, egal was euch Filme wie die wunderbare „Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann vorgaukeln.
Unser Glühwein war alkoholfrei, aber dennoch ein Heidenspaß. Als Erstes rückte Charlie ein großes Laborstativ in die Mitte seines Lehrertisches. Darauf kam ein 5 l Becherglas, das er mit Wasser füllte. Unter das Glas kamen drei Bunsenbrenner, die das Wasser zum Kochen bringen sollten. Das taten sie auch, und wer sich mit einem Campingkocher auskennt, der weiß, dass dies ziemlich lange dauert. Als Schüler fanden wir das tatsächlich spannend, darauf zu warten, dass es in diesem Glas mit kleinen Bläschen anfing zu sieden und schließlich sogar zu kochen. Als es so weit war, schmiss Charlie ein paar Beutel Hagebuttentee einfach in das Glas. Für mich war das unglaublich lässig. Er machte sich nicht die Mühe die Bändchen mit dem Zettelchen dran über den Rand zu hängen. Die kochten einfach mit. Im Nachhinein bin ich mir sicher, dass er das alles nur improvisiert hatte. Es gab keine Zimtstangen, keinen Honig, weder Nelken noch Sternanis oder irgendeine andere Zutat, die man wohl für Glühwein braucht. Aber er hatte zwei Päckchen Orangen Tic Tac. Die schüttete er komplett in den Tee und wir staunten, während sich die Tic Tacs komplett auflösten.
Als es dann so weit war, bekamen wir alle ein 200 ml Gläschen aus dem Laborschrank und das Gebräu wurde ganz genau aufgeteilt. Einige von euch, die sich mit Glühwein auskennen, werden sich jetzt sicher bei der Vorstellung schütteln. Für uns Schüler damals, war Charlie einer der ganz großen Helden. Und sein Glühwein war eines der schönsten Erlebnisse in meiner Schulzeit, an die ich mich zur Adventszeit erinnere.