Es war einer dieser stürmischen Herbsttage, wo der Wind mit ordentlicher Stärke um den Schornstein pfeift. Wenn man denn einen Schornstein besitzt. Xanni, die junge Hexe, hatte jedenfalls keinen mehr. Und warum? Nun, man könnte sagen aus verletztem Stolz. Da ihre Flugkünste nicht mit den PS-Stärken ihre Besens mithalten konnten, waren ihr die Dinger immer wieder eingekracht und zuletzt, als die alte Ertel ihr anbot, einen Zauber anzuwenden, um einem neuen Schornstein entweder genügend Stabilität oder auch Elastizität zu geben, hatte sie lieber abgelehnt. Was half es ihr, wenn das Ding einen Zusammenstoß aushielt, aber stattdessen Xannis Besen verbeulte. Oder was, wenn sie mit einem neuen Dämonen-Freund auf dem Beireiter-Platz hinter sich dagegen knallte und zurückgeschleudert wurde? Nein, da verzichtete sie lieber ganz. Das Loch im Dach war auch nicht allzu störend.
In dieser Jahreszeit wurde es allerdings doch lästig. Ständig mussten Xanni und ihr heißer Verehrer du jour irgendwelche Pfützen beseitigen oder Eimer hinstellen. Und außerdem- nur mal so unter uns Hexen gesagt- konnten diese Dämonen nicht wirklich was vertragen. Sie beschwerten sich dauernd über Zugluft. Und ein Dämon in Häkeldecken gewickelt ist auch nicht gerade das, worauf Xanni stand. Also musste Abhilfe geschaffen werden.
Seufzend holte sie den kleinen Taschenspiegel aus ihren Hot Pants, mit dem sie die anderen jederzeit kontaktieren konnte. Sie wischte nur mit dem Finger darüber und schon stand die 5G Verbindung.
Als erstes tauchte Gisberta auf. Gleich darauf die alte Ertel. Diese Konferenzschaltungen waren schon praktisch.
„Was gibt’s denn Süße?“, krächzte die Älteste, die stets am ungeduldigsten war.
Xanni rollte mit den Augen und richtete den Spiegel kurz auf den frierenden Dämonen auf ihrem samtbezogenen roten Kanapee. Darauf sah der Ärmste beinahe grün aus.
„Schaut euch das an. Mein Besuch friert.“
„Es war deine Idee, Schätzchen“, warf Gisberta ein, „keine Schornsteinreparatur zu brauchen.“
„Ja“, gab Xanni kleinlaut zu. „Aber ihr seht doch was los ist.“
Ertel hatte inzwischen ihre Brille gerichtet und lachte jetzt lauthals los, als sie die Bescherung sah.
„Du solltest es mit Werwölfen versuchen, Liebes. Die haben Fell.“
„So ein Blödsinn“, fand Gisberta. „Wenn das feucht wird sind die auch nicht besser.“
„Woher weißt du das?“ Ertel sah vielleicht schlecht, aber sie hatte das genau gehört.
„Ach“, wehrte die andere ab. „Das weiß man doch.“
„So, so!“
„Jetzt hört auf!“, ging Xanni dazwischen. „Wenn es hier so weiter geht, dann bleibt mir am Ende nichts übrig, als die ganze kalte Jahreszeit über auf Dämonenbesuch zu verzichten. Das. Geht. Nicht. Ich brauche eure Hilfe!“
„Das heißt, du bittest uns?“
„Ja. Bitte kommt und helft mir. Ich brauche was Stabiles.“
„Das brauchst du in der Tat, Schätzchen!“
„Ertel!!!“
Die Älteste zuckte nur mit den Schultern. Sie hatte doch Recht.
„Also kommt ihr?“ Xanni setzte ein mädchenhaftes Lächeln auf.
Im Hintergrund stöhnte der Dämon.
„Ja, wir kommen“, versprach Gisberta.
Nun konnte Ertel ja nicht ablehnen. Also nickte sie.
„Wir sind gleich da. Dein Süßer hat hoffentlich keine Katzenallergie. Ich muss den Kater mitbringen.“
Xanni schaute zu dem schniefenden Höllenbuben. Der schüttelte verneinend den gehörnten Kopf.
„Nein, aber die sollen sich beeilen!“
„Ihr habt’s gehört!“
„Alles klar, räum die Möbel zur Seite, wir fliegen!“