╬Reznicks Sicht╬
Johanna und ich waren jetzt schon eine gefühlte Ewigkeit in meinem Zimmer. Befanden uns auf dem übergroßen Doppelbett. Wir betrachteten die Nacktheit des jeweils Anderen, aber hatten keinen Sex. Ja ... unter anderen Umständen, hätte ich sie wohl schon längst bewusstlos gefickt – sie ganz einfach nach meinem Belieben solange benutzt, bis ich genug hatte. Aber nicht heute. Nicht mit ihr. Ich brauchte gerade keine Befriedigung von einem flachen Hintern, zwei mickrigen Möpsen und schmalen Lippen – na ja, eigentlich schon, mein Schwanz war hart und schmerzte, aber darum ging es nicht. Ich brauchte sie für etwas viel Wichtigeres als meine Lust. Sie sollte von einer unbedeutenden Spielfigur zu einem richtigen Spieler werden – zu meiner Verbündeten. Anders sah ich keine Chance, meinen Vater hierbei zu schlagen. Ich brauchte Hilfe bei diesem Oswelat. Ihre Hilfe!
Deswegen waren wir beide hier. Nur aus diesem Grund lag sie auf dem Rücken und mit gespreizten Beinen genau vor mir. Hier ... auf den samtig weichen Laken meines Bettes und sah mich mit ihren großen Augen ängstlich, wie auch sehr verwirrt an. Ich hatte sie nach dem Vorschlag, mit mir ein Spielchen zu wagen, geküsst und sofort hierher verschleppt. Ja, arme kleine Johanna. Ich hatte nichts mehr zu dir gesagt. Dich einfach so drapiert, mich ebenfalls ausgezogen und zwischen deine Schenkel positioniert. Ich hatte es in deinen Augen gesehen, wie die Hoffnung in dir genau in diesem Moment verstarb. Die Erkenntnis, dass meine Worte von Freiheit doch nur eine Lüge waren, um dich flachzulegen. Aber das war in Ordnung. Deine Zweifel in mich waren vollkommen nachvollziehbar, dies nahm ich dir nicht übel.
Ich hatte ja die Überwachungsaufnahmen gesehen. Hatte ziemlich deutlich sehen können, was Richard und die anderen Männer mit dir gemacht hatten, um dich zu bestrafen. Der Anblick meines steifen Schwanzes hatte dich wohl in eben jene Szenerie zurückversetzt, nicht wahr? Du denkst jetzt sicherlich, dass ich ebenso wie ein wildes Tier über dich herfalle, stimmts? Aber keine Sorge, dies ist nicht mein Ziel. Ich meinte jedes Wort, welches ich dir zuvor zuflüsterte ... ernst. Todernst! Leider waren es zugleich auch die einzigen Dinge, die ich dir noch sagen konnte. Wenn ich dich als Partnerin haben will, durfte ich fortan kein einziges Wort mehr mit dir wechseln. Nichts durfte ich mehr direkt an dich richten. Ja, das sind die verdammten Spielregeln für mich. Es wird also sehr schwer werden, dir begreiflich zu machen, was du zukünftig tun musst. Ja müssen, Johanna ... sonst verlieren wir beide.
Zuerst musst du mir vertrauen. Ja. Gegenseitiges Vertrauen ist äußerst wichtig für meinen Plan. Verstehst du das? Nur deswegen zeige ich dir gerade meinen nackten Körper. Zeigte dir, dass ich dir nichts tun werde. Mein Schwanz ruht auf deiner Scham und ich tue sonst nichts weiter, als deinen Bauch, die Oberschenkel und deine Waden zu massieren. Ich streichel über deine Haut, ohne dir weh zu tun. Versenke mich nicht in dein zartes Fleisch, sodass du vor Schmerz aufschreien musst. Dies verunsichert dich. Sehr sogar. Ich sehe es ganz deutlich in deinen Augen. Ja, wenn ich dich nur massieren wollen würde, hätte ich dich andersherum aufs Bett gelegt, aber darum geht es nicht, Johanna. Dies musst du verstehen. Ich mache das hier nur, damit du siehst, dass ich dich berühre und dir dadurch nichts passiert.
Deine Ablehnung gegenüber dem Sex, ist im Übrigen der Tepp, der dich befreien wird. Lustig nicht wahr? Ich weiß, wie sehr du alle Männer jetzt hassen musst, und doch entscheide ich mich für diese Bedingung – für diese Wette, welche dir die Freiheit geben wird. Ich weiß, dass du es schaffen kannst. Ich weiß, dass du dich mir irgendwann voller Hingabe anbieten wirst, wenn das Vertrauen nur erstmal groß genug ist. Nicht wahr, Johanna?
Ein lautes Klopfen an der Tür erklang und jemand trat kurz darauf herein. “Man verlangt nach dem Wyttmann!”, sprach Hadeza Dagmara mit ihrer penetranten Stimme. Sie räusperte sich sogar, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen, was mich sofort zum Schmunzeln brachte. Nicht, weil die alte Hexe einfach so ungefragt mein Zimmer betreten hat, sondern wegen dir, Johanna. Du nimmst deinen Blick nicht eine Sekunde lang von mir. Das ist gut. Du bist perfekt! Niemand ist für dich jetzt wichtig, außer ich ... braves Mädchen.
“Warum? Ist die Gemahlin des Grafens zurück? Oder ist die CeKyde schon anwesend?”, fragte ich desinteressiert und begann erneut zärtlich das rechte Bein von Johanna zu massieren. “Ehrlich, es verschafft mir eine gewisse Genugtuung, dich im Bett unterbrochen zu haben, aber deine Anwesenheit ist jetzt unumgänglich. Paragraph 55.” Ich seufzte. Was konnte denn bitte jetzt so dringend sein, dass es eine derartige Entscheidung des Wyttmanns brauchte?
“Also schön. Ich komme sofort, aber zuerst besorgst du Johanna ein Tablet zum Wetten und was zum Anziehen.” “Wie bitte?” “Du hast mich schon verstanden.” “Der Graf erwartet dich sofort!” “Dann, werte Dagmara, solltest du dich mit diesen Dingen wohl besser mal beeilen”, sprach ich gelangweilt und winkte ihr, dass sie gehen sollte. “Johanna wird an diesem Spiel hier und an einem Besylin teilnehmen”, fügte ich noch hinzu und zwinkerte Johanna dabei wohlwollend zu. Ihre Verwirrung schien deswegen immer größer zu werden.
“Was redest du da? Bist du verrückt geworden?! Ein Besitztspiel mit dieser nutzlosen und gebrochenen Puppe?”, empörte sich die alte Hausherrin, was mich so langsam aber sicher nervte. “Ich bin keine Puppe mehr!”, sprach nun plötzlich Johanna und nahm erstmalig ihren Blick von mir. Sie sah entschlossen aus. Ja ... du bist für meinen Plan einfach nur perfekt! Ich weiß, dass noch Feuer in dir steckt.
“Holt mir gefälligst eine Hose und ein Hemd, sofort!”, rufst du ihr entgegen, was mich echt zum Lachen bringt. Dagmaras missbilligendes Zähneknirschen kann ich sogar bis hierher hören. Aber sie muss dir gehorchen, jedenfalls, wenn sie von mir keine Strafen haben will. Hach, tolles Spiel. “Und das Tablet nicht vergessen!”, rief ich noch schnell hinterher, als sie wutschnaubend aus meinem Zimmer eilte. “Warum? Ich will nicht auf andere wetten”, sprach Johanna irritiert, als die Tür zuflog und wir wieder zu zweit waren. Ja, das ist eine gute Frage, meine Liebe, die ich aber leider nicht beantworten kann. Ich beugte mich lediglich über sie und packte etwas zu fest, um noch als zärtlich zu gelten, an ihre Schultern. Mein Körper lag halb auf ihrem und ihre Atmung beschleunigte sich. Sie versuchte jedoch nicht, mich mit ihren Armen abzuwehren. Interessant. Du hast so viel Widerstand in dir, um die Alte anzumotzen, aber meine Dominanz lässt du dennoch einfach so geschehen?
Ich würde dich jetzt zu gerne küssen, Johanna, aber das würde diesem Bild nur noch mehr Sexualität geben und das ist gerade nicht mein Ziel. Du musst nur verstehen, wie wichtig dieses Tablet war. Du musst jetzt ganz schnell verstehen, wofür ich dich brauche, Johanna. Es wird dir nämlich all die Wetten zeigen, die auf mich gesetzt wurden. Welche, die nur du verhindern kannst – nein – musst! Ich sehe dich eindringlich an und hoffe inständig, du verstehst diesen Wink. Nur du kannst mich jetzt noch davor bewahren, mein Vermögen und mein Leben zu verlieren. Du allein ...
Minuten vergehen, in denen wir uns nur in die Augen sehen. Eine gefühlte Ewigkeit, in der ich dich küssen will, deine zierlichen Brüste berühren und mich in dich schieben will ... O Mann, dieses Spiel ging mir diesmal so sehr unter die Haut, dass es schon nicht mehr gesund für mich war.
Die Tür flog mit einem lauten Knall auf und holte mich endlich aus diesem Bann. “So, hier!” Stampfte eine zornige Dagmara mit einigen Bediensteten herein. “Und jetzt eilt euch! Kleidet die Herrschaften ein!”, fauchte sie weiter und ging im selben Atemzug wieder raus auf den Flur.
“Auf gehts”, sprach ich, küsste den Bauch meiner Partnerin und stieg aus dem Bett. “Ich kann mich alleine anziehen!”, murrte Johanna wenig später und mied gezielt das Kleid, welches ihr eines der Zimmermädchen reichen wollte. “Ich sagte Hosen!”, schimpfte sie weiter, als sich tatsächlich nichts dergleichen unter den Wäschestücken befand. Ich lachte und ging nackt zum Schrank, um ihr etwas von meinen Sachen zu reichen. Sie nahm es dankend entgegen, auch wenn es ihr sichtlich zu groß war. Na ja, ein Gürtel sorgte zumindest dafür, dass die Hose nicht rutschte ...
*
Nachdem ich Johanna bestimmend das Tablet in die Hand gedrückt hatte, welches sie erst auf dem Tisch liegen lassen wollte, verließen wir das Zimmer. Dagmara führte uns im Stechschritt die Flure entlang und brachte uns letztlich zu einem großen edlen Saal. Bevor wir jedoch hinein gingen, zog ich aus Johannas Hosentasche ihr Tablet und drückte es ihr erneut in die Hand. Gott Frau, versteh doch! Lies! Komm schon! Du musst verstehen, was jetzt für mich auf dem Spiel steht ... du musst! Handle ... rette mich!
“Ah! Endlich!”, sprach Ludwig zornig und kam auf mich zu. Ja ... aber er ging im Vergleich zu der Frau, welche sich gerade vom Sessel erhob, vollkommen in meiner Welt unter. Alles verschwand für mich genau in diesem Augenblick. Nichts war mehr bedeutsam, als ich sie sah. “Meemai ...”, flüsterte ich und drohte fast an diesem Wort zu ersticken. Sie ist genau so, wie ich sie beschrieben hatte, Vater. Ich wusste, dass du sie schicken würdest, um mich fertig zu machen. Und weißt du auch, was das Schlimmste daran ist? Das es funktioniert ...
Sie kam in einem gleichmäßigen Schritt auf mich zu. In einer perfekten Eleganz. Ihre langen blonden, fast schon weißen Haare hatten diese natürlichen Locken, welche ich noch bei keiner Frau gesehen hatte. Ihre hellblauen Augen sahen mich an mit diesem leisen Versprechen, mir jeden Wunsch zu erfüllen. Gott ... Ihr Kleid war schlicht schwarz und schmiegte sich nahtlos an ihren perfekten Körper ...
“Hallo”, kam dieses einzige Wort sanftklingend aus ihren vollen dunkelroten Lippen und bereitete mir eine richtige Gänsehaut. Ich umarmte sie. Ja, das Vibrieren meines Armbands war dazu vollkommen unnötig. Ich wusste, dass mein Vater darauf gewettet hatte, dass ich dies machen würde. Ich wusste es und konnte es doch nicht verhindern. Kann es nicht ... nicht bei dir, Meemai.
Als sie mich ebenso umarmte, stach es schmerzlich in meinem Herzen. Dieses Gefühl brachte mich fast um. Es war so verstörend ... Warum tust du dies jedes Mal? Ich hasse dich dafür! Hasse diese Qual – dieses Leid, welches sich wie ein Lauffeuer in mir ausbreitet. So unerträglich und doch kann ich nicht von dir ablassen! Ja ... obwohl ich weiß, dass du nicht echt bist ... kann ich meine Arme nicht von dir nehmen. Meine Mutter hätte mich niemals umarmen können und deswegen kannst du einfach nicht sie sein!
Du magst so aussehen, so sprechen, dich so verhalten und bei den Göttern, du kannst auch so riechen wie sie, aber dennoch bist du es nicht. Wirst es niemals sein! Du bist nur ein billiger Klon von meiner geliebten Mutter ...
[Großes Dankeschön erneut an Darklover ❣️ für die Hilfe bei der Rechtschreibung]