<Für deinen ersten Versuch hast du das super gemacht! Ich bin sehr stolz auf dich!> Hekas lobende und vor allem laute Worte drangen aus den verborgenen Lautsprechern des Schiffes, was mich sofort besorgt zu Reznick blicken ließ. “Pssst, sei doch nicht so laut”, sprach ich aufgewühlt und dennoch bemüht leise, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen. Erst darauf realisierte ich wirklich ihre Worte. “Ersten Versuch? Was meinst du damit?” <Du brauchst nicht zu flüstern. Ich sagte doch, er wird für die nächsten Stunden schlafen. Das Mittel, welches ich ihm gab, ist sehr stark. Selbst seine Nanobots können die Wirkung nicht einfach so aufheben, nur eben verkürzen. Du hättest den eingebildeten Adelswicht also ruhig fantasievoll beschimpfen können. Und mit Versuch meinte ich halt schlicht diese Auseinandersetzung mit einem deiner früheren Herren. Da du mal ein Sklave warst, Johanna, ist es wichtig, dich nun von diesem Machtkonstrukt Stück für Stück zu lösen.> “Machtkonstrukt ... lösen?”, echote ich verwirrt, weil ich es irgendwie nicht ganz verstand. Meine Kopfschmerzen wurden zudem auch gerade wieder schlimmer. Das Dröhnen in meinem Schädel erlaubte mir lediglich, einen logischen Zusammenhang zu knüpfen: “Du hast das mit Absicht gemacht. Du-du hast nichts gesagt, weil du wolltest, dass ich mit ihm rede! Und was ich dem Grafen dann auch noch gesagt habe ... nicht zu fassen!” Wobei, eigentlich war es auch ganz lustig gewesen, sein dummes Gesicht zu sehen.
<Es ist zum Teil richtig. Ich gab dir eine Möglichkeit, deine Vergangenheit hinter dich zu lassen. Ich weiß, dass dies bei Menschen schwierig ist. Man kann ihnen die schlechten Erinnerungen nicht einfach wegnehmen – den fehlerhaften Datensatz nicht problemlos löschen. Sie müssen das Erlebte verarbeiten, um wieder heilen zu können. Immer. Außerdem habe ich zwar gewisse Freiheiten, jedoch zählt mein Wort für andere Adlige nicht. Wenn ich mit ihm gesprochen hätte, wäre dies belanglos gewesen. Ich bin nur ein Programm. Eine simple künstliche Intelligenz. Dass ich überhaupt dermaßen frei agieren kann, habe ich allein dem Wohlwollen meines Erschaffers zu verdanken. Reznick gab mir viele Möglichkeiten, mich zu entwickeln. Andere KIs können davon vermutlich nur träumen, wie Menschen so schön sagen.> “Du bist also demnach auch nur ein Sklave? Reznicks Sklave?” <Siehst du mich denn als solch einen?> “Nein. Na ja, nicht wirklich zumindest. Du widersprichst und handelst eigenständig. Aber doch musst du ihm gehorchen, oder? Das verwirrt mich”, sprach ich nachdenklich, schloss kurz die Augen und rieb mir ein paarmal die pochende Schläfe.
<Gehorchen? Hm. Ich tue alles für sein Wohlergehen, weil sein Fortbestehen auch das meine bedeutet. Würde ich ihn verlieren, was wäre ich dann noch? Das Schiff würde in den Besitz seines Vaters übergehen, der mich auf der Stelle löscht. Und du, nun, du könntest nach einer Vermählung relativ frei leben. Wobei hier eben deine Sklavenhaltung von Nachteil ist. Wenn dir jemand einen Vertrag aufquatscht, weil du nicht willens bist, dem zu widersprechen, wirst du wieder nur ein Sklave sein. Deswegen wäre es auch für dich sinnvoll, Johanna, etwas auf diesen Chaot zu achten. Nicht alles, was er sagt, ist für sein Leben wichtig. Und ob er nun will oder nicht, er braucht jemanden, der ihn auf seine Fehlentscheidungen hinweist und ihn auf den richtigen Weg zwingt.>
“Hm ... das klingt alles so, als wäre es auch nur ein Spiel”, sprach ich meine Bedenken nach einem Moment laut aus. Ich hatte schon viele Spielereien und Wetten meines Meisters oder die der anderen Herren gesehen. Ja, das BOLYZAG-Spielsystem bot für jeden gelangweilten Geldsack etwas und das jetzt mit Reznick und Heka fühlte sich irgendwie genauso an. Er hatte mich schließlich nur für seine Zwecke gebraucht und nun sollte ich für Heka auf ihn aufpassen, bis die andere Frau meinen Platz einnahm. Und dann? Was passierte mit mir danach? Ich wollte gewiss kein Sklave mehr sein – hasste es aus tiefster Seele! Aber verdammt noch mal! Ich spürte schon regelrecht, wie sich ein Halsreif mit immer stärkerem Zug um meine Kehle legte – mich zu erwürgen drohte!
“Heka? Was passiert mit mir, wenn Reznick die Frau des Grafen hat? Also diese Dezeria. Wird aus mir dann ein Haussklave oder gibt er mich dann weiter?”, fragte ich verunsichert und stand sogleich vom Sofa auf. Irgendwie erschien es mir nicht mehr richtig, Reznick so nahe zu sein. <Dir geschieht nichts, Süße. Mach dir darüber keine Gedanken. Du gehörst ab jetzt zu unserer kleinen Familie, wenn du so willst. Deswegen kümmere ich mich ja auch um dein Wohlergehen. Deine gesundheitlichen Unterlagen werden gerade von den Aschengards übermittelt und die Krankenstation habe ich auch gleich fertig. Dann würde ich, mit deiner Erlaubnis natürlich, gerne deine Kopfschmerzen näher untersuchen.>
Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, also nickte ich lediglich knapp. Das Wort Familie waberte in meinem schmerzenden Kopf umher. Hin und wieder hatten einige der neuen Sklaven davon gesprochen, dass man sie aus ihrem Umfeld – aus ihrer Familie geraubt hatte, aber darunter konnte ich mir nie etwas Genaueres vorstellen. Sie erzählten von liebevollen Menschen, ihren Eltern ... vielleicht noch von ein paar Geschwistern. Halt ein Leben, welches sie vor der Sklaverei hatten, aber was wusste ich schon davon. Für mich gab es schließlich nie etwas anderes, als zu dienen und mein Vater war ja zugleich noch mein Meister. Was also sollte so schön daran sein?
Es brachte nichts, weiter darüber nachzudenken, zumal mein Kopf das auch gar nicht mehr wollte. Ich betrachte Reznick noch einen flüchtigen Moment, ehe ich das Tablet nahm und zurück zum Bett tapste. Vielleicht würde es mir besser gehen, wenn ich etwas Vertrautes tat. Das Kissen sowie die Decke aufschüttelte – eben Ordnung machte. Genau, Routine würde mir jetzt guttun. Behutsam legte ich das Tablet auf den kleinen Beistelltisch ab und runzelte sofort die Stirn, als der Bildschirm erneut das Symbol des Grafen zeigte. Pff! Als ob ich noch einmal so dumm wäre und darauf klicken würde.
<Ihr solltet noch einmal mit ihm sprechen. Macht Euch damit vertraut, mehr mit Adligen zu reden ohne dabei zu dienen>, bestimmte leider Heka in diesem Augenblick für mich und prompt erschien ein Gesicht auf der glatten Glasoberfläche, ohne, dass ich etwas berührt hatte. Es war allerdings nicht der Graf, welcher mich da nun missbilligend musterte ... sondern mein Meister! Ich war von seinem Anblick gleichermaßen schockiert wie fasziniert. Seine Nase sah immer noch fürchterlich aus. Das Reznick ihm tatsächlich etwas angetan hatte, war noch immer so unwirklich – so befremdlich. Er war doch mein Meister. Mein Wille. Die Verkörperung meines ganzen Hasses und doch tat es mir irgendwie weh, ihn so zu sehen. Es sollte ihm doch gut gehen. Er sollte stets zufrieden sein, aber im Moment sah er ganz und gar nicht danach aus. Oje, dies bedeutete nie etwas Gutes.
“Johanna!”, sprach er seltsam beschlagen, aber es ging mir sofort durch und durch. “Was musste ich da gerade mit anhören? Wie sprichst du denn mit anderen? Was habe ich dir beigebracht?” Ich schwieg. Starrte auf das Tablet, welches vor mir auf dem Tisch lag, ohne auch nur einen Muskel zu rühren. Ein Lächeln bildete sich in seinem lädierten Gesicht. Es schmerzte ihn offensichtlich, schien ihm aber nicht davon abhalten zu können.
“Sehr schön. Weißt du, Johanna, ich lass dir dieses kleine Spiel von dem wir beide Wissen, dass es nicht lange anhalten wird. Reznick will dich heiraten? Schön. Weißt du aber auch weswegen? Jeder einer hochgestellten Familie bindet sich nur aus einem einzigen Grund und dieser lautet: Genetische Verbesserung! Egal, ob dieser Spinner dir vorgelogen hat, er gehöre irgendwie der Königsfamilie Weckmelan an. Es spielt keinerlei Rolle. Ich habe schon sehr früh vorgesorgt, dass du mir nicht durch eine Heirat entkommen kannst, denn du bist unvollkommen. Dein Genpool ist beschädigt. Du magst vom Blut her ein Rea sein, aber bist minderwertiger als jeder missratener Bauer. Verstehst du das, Johanna? Niemand kann dich somit zur Frau nehmen – dich mir wegnehmen!”
Ich schluckte. Es belastete mich dabei nicht, was er sagte, sondern wie. Ich hatte keinerlei Zweifel, dass ich früher oder später bei ihm landen würde. Furcht flutete sofort jede Faser meines Körpers und ließ mich erzittern. Er war mein Meister und würde es immer bleiben. Es gab kein Entkommen.
“Ich sehe, wir verstehen uns”, sprach er schmunzelnd und dann bildete sich plötzlich Hekas Textfeld auf seinem Gesicht. Die schwarzen Worte von ihr sah ich zwar, aber konnte deren Bedeutung nicht erfassen. Allein die Stimme meines Meistes war alles, was noch von Belang war. “Was passiert jetzt also mit dir, Johanna? Sobald dein geliebter Reznick die Verlobung annulliert, gehörst du wieder zu mir und ich werde aufgrund deines Fehlverhaltens natürlich äußerst ungehalten sein. Verstehst du das?” Ich nickte und schaute anschließend unterwürfig zu Boden. “Gut. Reden wir doch darüber, was du tun kannst, um meinen Zorn abzumildern. Ich denke, du wirst fürs Erste–”
<Wow, was ein Ekel. Geht es dir gut, Johanna?> Ich blickte fragend auf. Heka hatte anscheinend meinen Meister mitten im Satz unterbrochen. Auf dem Tablet war nur noch meine Zeichnung zu sehen. O Schreck lass nach, dies wird ihn gewiss nur noch mehr verärgern. In meinem Kopf schwirrte alles. Es war schlicht und ergreifend zu viel für mich.
<Bitte weint nicht, Johanna. Es tut mir leid, ich hätte schon früher das Gespräch unterbrechen sollen. Hört bloß nicht auf sein haltloses Geschwätz. Wir geben Euch nicht als Sklave zurück. Ihr seit hier bei uns in Sicherheit.> “A-aber er hat recht! Ich bin nur ein Ding, eine Puppe! Er wird mich auf kurz oder lang wieder bei sich haben und mich für das alles hier pausenlos foltern!”, schniefte ich und wischte mir hastig die lästigen Tränen aus dem Gesicht. Schwäche zu zeigen war schon immer eine Schande, führte letztlich nur zu noch mehr Schmerz und Spott. <Johanna, das ist nicht wahr. Bitte beruhige dich, ja? Setz dich einen Moment und atme tief durch. Willst du vielleicht noch etwas trinken? Oder essen?>
“Nein ... danke”, sprach ich erschöpft und setzte mich anschließend aufs Bett. Ich fühlte mich schrecklich. So verloren uunnd diese verdammten Kopfschmerzen ließen auch nicht locker, als wären sie bereits eine Strafe meines Meisters. Schrecklich. Ich wollte, dass es endlich aufhörte – wollte es nur noch hinter mich bringen. Ich konnte ihm ja sowieso nicht entkommen.
“Heka? Ich glaub es ist besser, wenn ich jetzt gehe. Je länger ich fort bleibe, desto schlimmer wird es für mich werden.” <Bitte entschuldigt, wenn ich mich einmische, aber Ihr werdet hierbleiben. Gar nichts wird besser, wenn Ihr jetzt zurückgeht. Es ist in Ordnung, wenn Ihr Eurem alten Meister nicht sofort widerstehen könnt. Reznick hat sein Sklavendasein bis heute noch nicht vollständig überwunden. Sowas braucht Zeit. Manche Wunden heilen allerdings auch nie.> Ich stutzte. Da war es schon wieder. “Reznick soll ein Sklave sein? Das glaub ich nicht. Ebenso wenig, wie das mit dem Eigentum. Er ist doch so ...”, ich blickte verunsichert in seine Richtung. “Er ist doch ein Adliger, oder nicht? Der Sohn des Herzogs von Weckmelan – einer aus der Königsfamilie!”
<Ja. Alles, was Ihr sagt, war korrekt. Er ist in Wahrheit: Re’Nya’Ca Alexander Weckmelan, nimmt aber diesen Titel und damit das Erbe seines Vaters nicht an. Einzig den Namen, welchen seine Mutter ihm gab, akzeptiert er.> “Aber ... warum nimmt er das Erbe nicht an? Er wäre damit doch unfassbar reich und mächtig! Was ist das zwischen ihm und seinem Vater?”
<Die Kurzform wäre wohl, er hasst ihn. Es dürfte ähnlich wie bei dir sein, Johanna. Kind eines Adligen zu sein, bedeutet zwar Rechte zu bekommen, aber gleichzeitig auch Pflichten zu haben. Gehorsam zum Beispiel ist eine sehr wichtige Regel davon. Wenn man sich nicht so entwickelt oder verhält, wie die Eltern es sich wünschen, fällt der Rang und somit der Wert. Ich weiß leider auch nicht alles, was damals vorgefallen ist. Eben nur das, was Reznick mir selbst anvertraute oder ich mir anhand der gängigen Sklavenerziehung ableiten konnte. Er redet definitiv nicht gerne über seinen Meister und zeigt sehr starke Aggressionen. Sein einziger Lebensinhalt war bis vor kurzem, seinen Vater zu töten. Nur dafür lebte er noch, was mich nun unweigerlich zu dem Thema mit Euch und Dezeria bringt. Ihr tut ihm beide gut.> Diese Aussage verwunderte mich. Jemandem guttun bedeutete in der Regel etwas mit Sex, aber Reznick hatte mich nur zur Bestrafung geleckt. Wie passte das zusammen?
“Was genau meinst du damit? Sex? Also, dass er sich an uns abreagieren kann? Willst du mich deswegen nicht gehen lassen, weil ich so für ihn noch einen Nutzen habe?”
<Einen Nutzen – keinen Nutzen. Das lässt sich so einfach nicht einteilen. Ob er an Sex mit Euch interessiert ist, kann ich nicht beurteilen. Wenn ich allerdings euer beider Interaktionen bislang berücksichtige, sieht es eher nicht danach aus. Aber sowas kann letztlich nur er dir sagen – was weiß ich schon über menschliches Verlangen. Mir geht es vielmehr um seine Psyche – um seinen Sinn im Leben, wie es so schön heißt. Sein einziges Ziel war es, seinen Vater zu töten und dann? Ja, er hätte sich danach selbst umgebracht. Dies zu hören hatte mich immer sehr betrübt. Ich weiß natürlich nicht, wie es sich anfühlt, alles, was man je geliebt hatte, zu verlieren. Dazu müsste ich so etwas wie Liebe oder generell Emotionen empfinden können. Aber, worauf will ich eigentlich hinaus? Seit Jahren zeigte Reznick zu diesem Thema keinerlei Fortschritt. Gleichbleibenden Stillstand. Spiel um Spiel verging, ohne dass er etwas für sich fand, das ihn nach dem Tod seines Vaters am Leben gehalten hätte. Jetzt allerdings. Dezeria ist ihm wichtig und auch Euch scheint er zu mögen – das ist gut. Ihr müsst wissen, er ist normalerweise nie so gefühlvoll – so aufgewühlt. Dieses Verhalten ist neu und alles Neue ist besser als der alte todbringende Weg.>
Ich hörte aufmerksam zu, so gut es eben mit diesen fiesen Kopfschmerzen ging. Reznick wollte seinen Meister töten und danach selbst sterben? Ich konnte das alles immer noch nicht so wirklich glauben. Aber, ich konnte ihn nun besser verstehen. Ich selbst wollte es ja auch so machen – schaffte es nur nie. Ja, nicht einmal mich selbst umzubringen.
<Ihr denkt nach? Bitte seht Euch jetzt bloß nicht als minder wertvoll oder als Sklave an, Johanna. Ihr seid für mich, wie Reznick, ein wundervoller Mensch, welchen es zu beschützen gilt. Ich stehe Euch zur Verfügung und helfe, wie es mir möglich ist. Dazu zählt eben auch, Eure seelischen Verletzungen zu heilen.>
“Heilen?”, fragte ich verwirrt, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass sowas überhaupt möglich war. Niemals würde ich vergessen, was mein Meister oder die anderen Herren mit mir gemacht hatten. Wenn nicht einmal so jemand wie Reznick dies gänzlich hinter sich lassen konnte, dann würde es mir erst recht nie gelingen.
<Ja, oder eben damit leben. Alles ist besser als der Tod, finde ich. Dass Ihr etwas gezeichnet habt, war doch schon einmal ein guter Anfang. Hier. Ich hab im Übrigen die ersten Bilder von Reznick gefunden.> Nach diesen Worten schwenkte ein weißer Greifarm, welcher einen großen Monitor hielt, von rechts in mein Sichtfeld. Hm, was mein gekritzeltes Flammenmeer mit Heilung zu tun hatte, erschloss sich mir nicht, aber dennoch war ich neugierig auf das, was Reznick damals gezeichnet hatte.
Eine Reihe von Bildern zogen über die Oberfläche der Adelstechnik. Ich sah viele Grautöne, die wohl einen Strudel darstellen sollten. Wilde und krakelige Linienführung, wie es auch bei mir der Fall war. Es sprach mich auf eine seltsame Art an. Bei einigen Bildern fühlte ich mich, als würde ich regelrecht in einen Abgrund blicken. Es war merkwürdig. Ich fühle Einsamkeit. Hoffnungslosigkeit. Allesamt freudlose Bilder mit wenig Farben darinnen.
<So, die Krankenstation ist fertig. Bitte begebt Euch nun hinüber>, unterbrach Heka letztlich die Aufführung. “J-ja, mach ich”, sprach ich unsicher und ging zu dem Tisch, wo zuletzt Reznick fixiert gelegen hatte. Mit einem mulmigen Gefühl hockte ich mich schließlich darauf und zupfte dabei mein blau-weißes Nachtkleid zurecht. “Muss ich mich auch ausziehen?” <Nein. Das wird nicht notwendig sein, aber bitte lege dich gerade auf den Rücken.> Mehrere schmale Greifarme kamen von der Decke und positionierten sich um mich herum. Dies hatte ich zwar schon so ähnlich bei Reznick gesehen, aber es machte mir dennoch eine Heidenangst.
<Fürchtest du dich?> “Etwas”, gestand ich. “Natürlich bin ich dankbar, dass du dir meinen Kopf ansehen willst, aber ... wird es wehtun?” <Nein, ich werde dich gleich sedieren – betäuben. Du wirst gar nichts mitbekommen und danach auch völlig schmerzfrei aufwachen, das verspreche ich dir.> “G-gut”, stotterte ich und schloss die Augen. Ich wollte es so schnell wie möglich hinter mich bringen. <Bevor wir anfangen, muss ich dir noch ein paar Fragen stellen und ich hab auch noch ein Geschenk für dich.>
Hm? Ich öffnete irritiert die Augen und erblickte prompt einen Greifarm vor meiner Nase, der einen kleinen blau-weißen Stoffstern hielt. “Was ist das?”, fragte ich vorsichtig und nahm ihn in die Hände. Uh! So wunderbar weich!
<Dein Geschenk. Das ist etwas, das nur Euch gehört und Ihr von heute an Euer Eigen nennen könnt.> “Ich-ich darf es behalten?”, fragte ich ungläubig und lächelte. Ich hatte noch nie so etwas bekommen. <Ja. Reznick besaß auch mal solch einen, als er noch jünger war und hatte viel Freude damit. Ich hoffe, die Farbe gefällt Euch. Andernfalls kann ich es später auch noch umfärben.> “Auch in rot?” <Natürlich.> Mein Lächeln wurde breiter. “Ich danke dir, Heka.” <Gerne. Ich stelle dir jetzt noch einige Fragen und dann sind wir auch schon fertig, bereit?> “Ja”, nickte ich kurz und drückte den kleinen plüschigen Stern fest an meine Brust. <Zuerst. Ich würde dir gerne einen Kommunikator implantieren, welcher es dir erlauben würde, mich auch außerhalb des Schiffes hören zu können.> “Das ginge? Ich könnte raus und du wärst dennoch bei mir?” <Ja, so ähnlich. Diese Art Adelstechnik kann absolut fehlerfrei und ohne Komplikationen in deinen Kopf gesetzt oder wenn es dir zu unheimlich ist, auch wieder entfernt werden.> “Ich ... würde es gerne versuchen.” <Supi. In diesem Zusammenhang möchte ich von dir gleich mal wissen, ob du dich erinnern kannst, irgendwann schon einmal Adelstechnik via Gedanken benutzt zu haben.> “Nein, nicht das ich wüsste. Ich durfte niemals Technik berühren oder benutzen. Mein Meister hatte es mir ausdrücklich verboten.” <Verstehe. Dann die letzte Frage: Hast du schon mal den Begriff Tyschenka oder was von den auserwählten Kindern gehört?>
Ich überlegte angestrengt, aber in meinem Gedächtnis fand sich einfach nichts darüber. “Nein, ich glaube nicht.” <Gut. Damit sind wir fertig. Siehst du, war doch gar nicht so schlimm, oder?> “N-nein, aber es tut mir leid, dass ich nicht helfen konnte. Ich hab eigentlich gerade nur Kopfschmerzen ...”, sprach ich wehmütig und sah sofort einen der Metallarme meine linke Schulter ansteuern. Ein leichter Pieks folgte.
<Darum kümmere ich mich jetzt. Ihr braucht nur zu schlafen und wenn Ihr wieder aufwacht, sieht alles schon viel besser aus.> Ich atmete tief durch und hoffte von ganzem Herzen, dass es stimmte. Das weiche Gefühl des kleinen Sterns in meinen Händen war das Letzte, was ich fühlte, ehe die Betäubung zu wirken begann.