“Das wirst du mir büßen!”, knurrte Richard erneut in meine Richtung, was mich aber nicht einmal mehr von meinem Tablet aufblicken ließ. Ich hatte bereits eine lautstarke Schimpftirade von ihm hinter mir und nun echt keine Lust, dies weiterzuführen. Es schien ihn wirklich zu treffen, dass ich mit seiner Sklavin ein Besylin machte. Und hätte ich dies vorher gewusst, Johanna, dann hätte ich auch kein solches Spiel mit dir angefangen. Ach ja, normalerweise war dies genau mein Geschmack und brachte eine schöne Würze in jedes laufende Spiel, aber jetzt wurde die Geschmacksvielfalt in meinem Essen doch etwas zu ... überladen. Warum musste mein letztes Spiel nur derart komplex werden?
Innerlich seufzend ging mein Blick zu Ludwig und meiner Partnerin, welche etwas abseits saßen. Der Graf war sichtlich genervt, versuchte ihr aber dennoch, eine korrekte Einweisung in die Spielmechaniken und der dazugehörigen Technik zu geben. Er bemühte sich sogar soweit, dass er noch einen Gefallen von mir fordern könnte, um dies auszugleichen. Aber das war nicht sonderlich schlimm. Ich konnte mir schon denken, was er wollte, und hatte dementsprechend bereits einen Tepp gesetzt. Er war leicht einzuschätzen. Ein einfacher Charakter und deswegen wäre es mir auch deutlich lieber gewesen, wenn Johanna im gehört hätte und nicht Richard.
Meine Augen schweiften kurz zu dem Haus- und Hofmeister, welcher mich immer noch mit seinen Blicken zu erdolchen versuchte. Dagmara reichte ihm bereits sein drittes Weinglas und nicht einmal dabei unterbrach er diesen Blickkontakt. Jap, das brachte mir sicherlich noch Probleme. Während Ludwig bei diesem Oswelat sicherlich zu wenig Zeit hatte, um einen großartigen Feldzug gegen mich zu führen ... sah dies bei Richard anders aus. Der hatte vermutlich gerade nichts Besseres zu tun, als mir mein Leben schwer zu machen ...
“Grins mich nicht so dämlich an!”, knurrte er, was mich innerlich seufzen ließ. Ich bekam gerade einfach keinen emotionslosen Gesichtsausdruck hin, um diese Sache hier wenigstens ein bisschen zu deeskalieren ... ach was solls. “Und wenn nicht? Es ist nun mal erfreulich deinen Ärger mit anzusehen. Jetzt akzeptier halt, wie es ist und gib mir endlich ihre Akte.” “Das kannst du dir in deine ebenso dämliche Frisur schmieren! Auf die Freigabe kannst du lange warten!” O Mann. “Ich bekomme die Daten so oder so von der Spielleitung, wenn du dich weiter quer stellst.” “Und? Das kann dauern und wenn ich noch entsprechende Tepps mit horrenden Summen auf dein Verhalten setze, sogar noch länger”, sprach er überheblich und nahm genüsslich einen Schluck seines Weißweins.
Mann ... sein Gehabe nervt vielleicht. Aber es stimmte wohl. Er könnte auf mein Verhalten setzen und wenn genügend Interesse an diesen Wetten bestand, bekäme ich die Daten vorerst nicht. Ach ja. Hattest du wirklich diese Summen, um eine derartige belanglose Wette für den Adel attraktiv zu machen? Ich bezweifelte dies, Richard. Du warst schon vor dem Spiel hier – lebtest als eine Art Bediensteter unter Ludwig ... Wie groß konnte da schon dein Vermögen sein? Wenn du hören würdest, wer mein Vater war – wie mein echter Namen lautet – würden dir sicherlich die Ohren schlackern. Im Vergleich zu mir warst du ein Nichts. Du warst nur Dreck unter meinen Schuhen. “Ich bringe dich schon dazu, das Besylin abzubrechen. Sie gehört mir. Nur mir!” Hm ... und scheinbar wolltest du dich unbedingt, wie Scheiße an meine Sohle kleben. Lästig. “So? Das bezweifle ich stark. Das Spiel gilt und dagegen kannst du absolut nichts machen, also finde dich damit ab. Hör auf dich wie ein Kleinkind zu verhalten”, sprach ich gelangweilt und winkte Dagmara zu. “Gute Frau, ein Wasser bitte.” O ja, wenn Blicke töten könnten. Ich machte mir hier wirklich keine Freunde, aber wer brauchte sowas schon?
Während die Hausherrin mir mit einem grimmigen Gesicht und einem unüberhörbaren Zähneknirschen mein Glas brachte, stand Richard von dem mir gegenüberliegenden Sessel auf. Ich seufzte innerlich und wartete, bis er sich in diesem geschmacklosen schwarz-grünen Anzug vor mir aufbaute. “Sie gehört schon seit einigen Jahren mir”, begann er schon fast flüsternd. ”Sie ist nur ein Ding. Eine Puppe ohne eigenen Willen und mit so etwas kann man kein Besitz-Spiel machen.” Ich ahnte schon, wohin diese Andeutung ging. Aber, wirklich Richard? Du kannst mir doch nicht ernsthaft mit sowas kommen. Egal, wie lange sie dir gehörte, ich habe noch Willen in ihr gefunden. Etwas, was du nach all der Zeit nicht hattest zerstört können. Hm ... es war gewagt, jetzt schon meine Konditionierung und ihre Entschlossenheit bei diesem Spiel zu testen, aber Richard, du warst zu leicht zu manipulieren, als dass ich es nun lassen könnte.
“Sie hat dir etwas vorgemacht. Du hattest nie wirkliche Kontrolle über dieses Mädchen”, sprach ich amüsiert und traf damit genau deinen wunden Punkt. Ja, ich sah es deutlich in deinen Augen. Diese Vorstellung, sie habe ausgerechnet dich verarscht, fraß sich gerade wie Säure durch deine Adern, nicht wahr? “Von wegen. Sie ist meine Sklavin durch und durch. Sie wird tun, was auch immer ich von ihr verlange.” Hm, deine Worte waren für meinen Geschmack etwas zu gelassen – enthielten kaum Wut. Du warst also unumstößlich davon überzeugt, dass ich einen Fehler begangen hatte? Perfekt, dann lass uns spielen ...
“Johanna stimmte der Wette zu, da musst du mir nichts beweisen”, sprach ich ruhig und versuchte, einen Hauch von Unsicherheit mitschwingen zu lassen. “Ha! Was hast du ihr denn geboten? Was hast du meinem Besitz versprochen, damit sie eine Zustimmung zustande brachte, hm? Meinen Tod?” “Freiheit.” Nach dieser Antwort sahst du mich einfach nur ungläubig an, ehe du lauthals loslachtest. Nja, ich weiß selbst, wie lächerlich dieses Wort war, und ich hätte dich anlügen können, aber eine falsche Fährte zu legen brauchte ich nicht. Es war wichtig, dass du es weißt. Du musstest Johanna noch mal deutlich machen, warum ich besser war als du. Ja ... du wirst ihr auf unnachahmliche Weise weismachen wollen, dass ich sie angelogen hatte – ihr diese Freiheit niemals geben konnte. Du würdest es ihr unter die Nase reiben und dich darüber amüsieren ... und doch würde sie sich nach all deinen Bemühungen – mich schlecht dastehen zu lassen – für mich entscheiden. Dessen war ich mir sicher.
“Das ist ein guter Witz!”, sprach er schließlich und ich hielt ihm nur wortlos mein Tablet vors Gesicht – zeigte ihm meine Wettangaben. “Du machst es mir zu leicht”, sprach er mit einem teuflischen Grinsen und ging dann zu Johanna. Ich hingegen blieb auf meinem Platz. Meine Nähe musste sie selbst wählen. Nun lag es allein an dir, Johanna. Allein bei dir, wie es weiter geht ...
-‡Johannas Sicht‡-
Mit Mühe und Not versuchte ich die Regeln dieses kranken Spiels zu verstehen, auch wenn ich über dieses Oswelat eigentlich nichts wissen wollte. Mir reichte vollkommen das Besylin um mich. Um meine Freiheit ... Ich wollte keine Wetten auf jemand anderes abschließen, aber es war wohl unumgänglich. Jedenfalls wiederholte der ... der Graf nun schon zum dritten Mal, wie das mit diesen Tepps ging. Wieso wollte Reznick, dass ich weiß, wie das ging? Ich verstand es nicht. Die Bedienung des Tablets dagegen begriff ich schnell. Ich hatte schon oft gesehen, wie die Herrschaften dieses Ding benutzten. Außerdem hatte mich Technik des Adels schon immer fasziniert. All meine Begeisterung für derartige Maschinen und göttliche Gegenstände der Rea, konnte allerdings nicht mein Unbehagen verdrängen. Ich saß viel zu nah bei diesem Mann, dem dieses Schreckenshaus gehörte und da hinten war ja auch noch mein Meister ... Ich durfte ihn bloß nicht ansehen. Durfte nicht an ihn denken! Durfte ...
“Hast du es jetzt begriffen?”, fragte der Graf und holte mich damit wieder aus diesem dunklen Loch, in welches ich erneut drohte zu fallen. Ich nickte schnell, um damit hoffentlich endlich diesen Unterricht zu beenden. Ich wollte – nein – musste aus diesem Zimmer raus! Brauchte dringend Abstand ... Seit mein Meister hier war, zitterte ich am ganzen Körper – ich konnte es einfach nicht verhindern.
“Bist du fertig, Ludwig?”, erklang dann jene Stimme, die mir sofort das Blut in den Adern gefrieren ließ. “Ich habe noch was mit ihr zu besprechen”, sprach er gleich weiter und verpasste mir damit eine massive Gänsehaut. “Ja, sie weiß genügend”, erwiderte der Graf und stand dann von dem Sofa auf, um meinem Meister Platz zu machen, aber dieser setzte sich nicht. Er blieb lediglich vor mir stehen und ich wagte nicht, zu ihm aufzusehen. “Du hast einem Besylin zugestimmt, Johanna. Hab ich dir sowas überhaupt erlaubt?”, fragte er, aber ich konnte ihm darauf keine Antwort geben. Etwas zu sagen, bedeutete Schmerz ... immer schon.
“Was hast du da überhaupt an? Hab ich dir denn erlaubt, dass du Kleidung tragen darfst? Hast du das verdient?” Nein ... hatte ich nicht. “Steh auf!”, befahl er und meine Muskeln reagierten von ganz alleine. Ich richtete mich sofort auf, hielt aber den Kopf weiterhin nach unten gerichtet. Er mochte es nicht, wenn ich ihn direkt ansah. Ich durfte es erst, wenn er es mir erlaubte. Vorher nie. Vorher würde es nur immer Schläge oder Stromstöße geben. Würde es Schmerzen geben.
“Zieh dich aus!” Auch diesem Befehl kam ich ohne zu zögern nach. Ich knöpfte das weiße Hemd auf, zog mir die Schuhe aus, öffnete danach den Gürtel und streifte mir Hose mitsamt Socken von meinem Körper. Ich stand nackt vor meinem Meister, ganz so, wie ich es immer tat.
“Und jetzt, Johanna, putzt meine Schuhe!” Schnell begab ich mich auf alle viere und begann über seine schwarzen Lederschuhe zu lecken – genauso wie schon unzählige Male. Ich zögerte nicht. Ich sagte kein Wort. Ich gehorchte nur. Das war wohl das Erste, was ich bei ihm damals gelernt hatte. Gehorchen. Ich hatte so viel Prügel bekommen, bis ich nicht mehr wusste, wer ich war. Ich hatte sogar vergessen, wie mein richtiger Name lautete. Jetzt war ich nur noch Johanna. Ich war nur da, um meinem Meister zu gehorchen.
“Sehr gut machst du das”, sprach mein Meister, was die Angst in meinem Körper minderte. Wenn er zufrieden war, gab es keine Strafe – keinen Schmerz. “Du bist so brav und doch hast du ohne mein Einverständnis einem Besylin zugestimmt.” Nach diesen Worten traf mich sein Fuß so unvorbereitet im Gesicht, dass ich von der Wucht zur Seite fiel. “Durftest du das?”, fragte er gefährlich klingend und trat noch mal in meine Seite, wodurch ich schmerzlich aufkeuchte. “Ich hab dich etwas gefragt!”, brüllte er nun, aber ich schwieg dennoch. Ich hatte zwar Schmerzen, aber ihm zu antworten würde es nur verschlimmern. Mein Meister wollte keine Antworten von mir – wollte er nie. Dies hatte ich als Zweites bei ihm gelernt.
“Das reicht jetzt”, sprach plötzlich Reznick, wodurch ich mich hilfesuchend nach ihm umsah. Der einzige Mensch, der mir je Freiheit versprochen hatte ... Allerdings blickte er gerade nicht mal zu mir. Er saß noch immer da drüben auf dem roten Sofa und machte was an seinem Tablet.
“Wieso bekommt er deine Aufmerksamkeit, Johanna? Hm? Bin ich dir nicht mehr gut genug?”, fragte mein Meister, packte mich kräftig an den Oberarmen und riss mich auf die Füße. “Er hat dir Freiheit versprochen, hm? Du bist unglaublich dumm, wenn du an sowas glaubst. Du bist mein Besitz! Selbst wenn du sein Spiel gewinnen solltest und er dich freigibt, was glaubst du, passiert danach, hm? Ich werde dich aufspüren und erneut einfangen. Ich werde dich solange bestrafen, bis dir Hören und Sehen vergeht! Hörst du? Verstehst du das? Freiheit gibt es für dich nicht auf Dauer!”, spuckte er mir förmlich ins Gesicht und das war der Moment, wo ich mich erstmal was zu sagen traute. “Ich weiß.” Ja ich wusste, dass es für jemanden wie mich, kein Leben außerhalb der Rea geben konnte. Ich würde immer jemandes Sklave sein, aber das war auch nicht das, was Reznick mir angeboten hatte. Er versprach mir den Tod ... Nicht mehr und nicht weniger.
“Wie war das?”, fragte mein Meister vor Wut schäumend. Ich konnte sehen, wie er die Hand erhob, um mich zu schlagen, aber dazu kam es nicht mehr. “Du hast meine Partnerin lange genug bedrängt und sogar verletzt”, sprach Reznick und riss meinen Meister zurück. “Ich verfüge für die restliche Dauer dieses Spiels, dass du dich ihr nur noch bis auf zwei Meter nähern darfst. Solltest du dagegen verstoßen, wird dir 45% deines Gewinns als Strafzahlung abgezogen und geht in den Besitz meiner Partnerin über.” Ich starrte Reznick verwirrt an, aber als er lächelnd seine Hand nach mir ausstreckte, griff ich erleichtert danach. Er fuhr federleicht über meine lädierte Stelle im Gesicht und hob mich dann einfach auf seine starken Arme. Ich keuchte erschrocken über seine Kraft und Schnelligkeit, wehrte mich aber nicht. Ich lag an seiner muskulösen Brust gebettet und war wie immer beunruhigt, wenn ein Mann mich berührte, aber nun auch irgendwie erleichtert. Dieser Mann, war einfach anders ...
[😍Vielen lieben Dank an Darklover❤️]