╬Reznicks Sicht╬
Meine Welt geriet weiter aus den Fugen. Stück für Stück. Sekunde für Sekunde. Ich konnte förmlich spüren, wie sich unter mir ein Abgrund auftat. Ein endloser Abgrund in dem noch etwas Schlimmeres als der blanke Wahnsinn hauste und das alles nur wegen dieser Klinge an meinem rechten Arm, die absolut nicht existieren sollte. Nicht so zumindest. Nicht völlig intakt und doch war sie da. Funktionsbereit wie immer und das machte mich verrückt. Heka hatte sie durchtrennt – zerstört!
Der Gedanke, dass mit mir noch mehr nicht stimmte als ohnehin schon, war pures Gift in meinen Adern. Säure, die meine Realität zersetzte und gegen die ich absolut machtlos war. Nicht einmal Heka konnte etwas dagegen tun. Sie gab mir keine Antwort auf meine Frage. Versuchte nicht, mich zu beschwichtigen, weil da nichts existierte, was mein instabiles Selbst retten konnte. Aber – verdammt noch mal – ihr Schweigen machte alles nur noch schlimmer! Durch die unzähligen Begründungsmöglichkeiten überschlugen sich meine Gedanken. Sponnen ein Hirngespinst nach dem anderen.
Langsam drehte ich das makellose silberne Metall. Es war ein Implantat. Eine Verbesserung, wie so vieles in meinem Körper. Jedenfalls hatte ich das immer gedacht. Ja, gedacht. Ich war so dumm. Nichts von dem, was ich wusste, war echt. Ein Konstrukt aus Lügen. Rea verbesserten sich mithilfe von vielerlei Dingen. Alles war ein Rohstoff oder konnte einer sein. Johanna trug die Macht eines Sterns und konnte in Flammen aufgehen – so verrückt das auch war. Dieser Zerian konnte dies genauso, nur eben mit Wasser. Und ich? Ja. Was war ich jetzt für ein Freak?
“Wahrscheinlich der Größte von allen ...” Diese Erkenntnis sollte vermutlich das letzte Bisschen Verstand in mir grillen – tat es aber nicht. Ich wurde plötzlich ruhig. Sehr ruhig, als wäre mit einem Schlag das gesamte Chaos in mir gestorben anstatt meine Persönlichkeit. Ich war ein Ding. Ein Spielzeug, welches der mächtigste Rea erschaffen hatte. Mein Vater. Richtig. Da konnte mich nichts mehr verwundern oder schlimmer treffen. Diese Wahrheit hatte bereits alles in mir zerstört und doch war ich noch da. Immer noch nicht zerbrochen.
Mein Blick schweifte zu meinem anderen Arm. Es war nur eine Idee. Nur eine was-wäre-wenn Vorstellung, aber es reichte. Wie von selbst schoss eine zweite Klinge aus meiner Haut. Es schmerzte nicht einmal und irgendwie belustigte mich diese Fähigkeit. Was hatte sich mein Vater nur dabei gedacht, aus mir ein wandelndes Messerset zu machen? Wollte er so unbedingt sterben?
“488-mal ...” Wenn ich doch diese Waffen hatte, wieso war es mir dennoch nicht möglich gewesen, ihn zu töten? Lag es an meinem mangelnden Wissen darüber? An meiner Fehleinschätzung über das Ausmaß der Manipulation durch meinen Vater? Vielleicht, aber vielleicht auch nicht. Ich war nicht so naiv, um mir hiervon jetzt einen Vorteil zu versprechen. Das wäre dumm. Mein Vater wusste mit Sicherheit bestens über mein Können Bescheid, immerhin hatte er mich zusammengebastelt.
“Verschwinde endlich!” Ich blickte auf. Zerian stand noch immer etwas Abseits von mir und sah mich finster an. Seine bemüht bedrohliche Art mir gegenüber war lächerlich und kümmerte mich null, allein wie er Johanna besitzergreifend an sich presste, bereitete mir Unbehagen. Ihr Zustand, der mich unentwegt an einen zugedröhnten Sklaven erinnerte, wollte so gar nicht zu ihr passen. Sie war nicht mehr diese willenlose Frau, wie noch bei unserem ersten Aufeinandertreffen. Wenn ich nicht zuvor gesehen hätte, dass sie ihn mochte und mit ihm seelenruhig in Flammen rumvögelte – ach verdammt, ich hatte keine Ahnung, was aktuell los war. Ich hatte das seltsame Bedürfnis, sie aus seinen Händen zu reißen. Warum auch immer. Eigentlich sollte es mir egal sein. Ich hatte immerhin größere Probleme als ihr Wohlbefinden und was sie mit wem trieb.
“Letzte Warnung. Du hast das Wohlwollen meiner Sonne, aber das werde ich nicht länger berücksichtigen! Ich habe ihre Erinnerungen gesehen ... Du wolltest dich auch mit ihr verbinden. Ich lasse nicht zu, dass du ihr noch einmal so nahekommst! Eher töte ich dich!” Mir entfloh ein abfälliges Lachen aufgrund seiner Möchtegerndrohung.
“Mich kümmert es einen Scheiß, was du sagst. Als ob ich mir von dir irgendetwas vorschreiben lasse.” Dennoch. Ein weiterer Kampf mit ihm erschien mir nicht länger sinnvoll. Heka wollte nicht, dass ich ihn umbrachte. Es war lächerlich – ich wusste es ja selbst –, aber auf sie zu hören gab mir ein bisschen Stabilität in diesem Chaos.
“Solltest du es hingegen noch einmal wagen, mich anzugreifen, werde ich dich töten.” Mein Körper hatte sich zwar von seinem vorherigen Angriff vollständig erholt, was nicht bedeutete, dass ich ihm sowas zweimal durchgehen ließ. Für diesen Wicht spielte ich gewiss nicht den Sandsack – das wäre ja noch schöner.
“Irgendwelche Einwände, Heka?” Mein Blick huschte kurz zu ihr, bevor ich wieder Zerian fixierte. Ich wusste nicht, woher das plötzlich kam, aber ich wollte ihre Bestätigung. Wollte sie zufriedenstellen. Ob das etwas Einprogrammiertes war? Eine Manipulation? Natürlich. Wütend biss ich die Zähne zusammen und unterdrückte ein Knurren. Ich sollte nicht so reagieren!
“Pff!” Diese widersprüchlichen Empfindungen nervten. Einerseits war ich wegen dieser ganzen Scheiße einfach nur wütend auf Heka und dann doch wieder nicht. Einem kleinen Teil in mir tat es leid, dass sie so stark beschädigt war und dort reglos am Boden hockte – den Kopf gesenkt hatte. Es war albern. Mein Mitgefühl völlig unangebracht und doch konnte ich es nicht abstellen. Sie war eine Maschine und kein Mensch. Sie schwieg nicht wegen Erschöpfung oder aufgrund von Schmerzen – nein. Sie kontaktierte vermutlich gerade meinen Vater.
Eine massive Gänsehaut überkam mich und ohne Zerian aus den Augen zu lassen, zog ich die Klingen in meinen Körper zurück. Ich würde gleich meine gesamte Kraft brauchen, um dem Ursprung all meiner Alpträume gegenüber zu treten und dabei nicht den Verstand zu verlieren.
Wortlos drehte ich herum und verließ das niedergebrannte Zimmer. Die Sklaven, welche zuvor noch mit einer Mischung aus Neugier und Furcht die Szenerie beobachtet hatten, huschten mir schnellstmöglich aus dem Weg. Gut so. Für diese unbedeutenden Gestalten hatte ich nun überhaupt keine Nerven übrig.
In mir wand sich allein die Frage, wie ich beim Eintreffen meines Vaters reagieren sollte. Ruhig und gelassen wäre wohl die beste Wahl, jedoch widerstrebte es mir, sich in irgendeiner Weise fügsam zu zeigen. Der pure Gedanke, ihn zu sehen, ließ meine Muskeln verkrampfen. Ich hasste ihn so sehr – wollte ihn wie nichts auf der Welt tot sehen. Grausam und qualvoll sollte er durch meine Hände sterben.
Schnaufend hielt ich inne und stützte mich an einer Wand ab. Ich hatte das Gefühl, als würden Wut und Zorn meinen Brustkorb zerquetschen. Zerreißen. Zersetzen. Alles nacheinander und doch wieder gleichzeitig. Verflucht! Ich konnte es mir nicht erlauben, jetzt durchzudrehen! Ich brauchte erst einmal einen Überblick, bevor ich auch nur in Betrachte ziehen sollte, einen Kampf zu suchen. Es wäre dumm. Dümmer als dumm, ihm gleich mit Aggressivität zu begegnen, wenn ich doch außer den wirren Erklärungen von Heka nichts hatte. Nicht einmal die Gewissheit, ob sie mich angelogen oder die Wahrheit gesagt hatte. Aktuell war ich Eigentümer unzähliger absurder Bildfetzen und so sehr es mir auch missfiel, vielleicht – ja, nur vielleicht – würde mein Vater diese zu einem Ganzen fügen können.
“Ja, klar ...” Ich lachte laut. Das zu denken war genauso dämlich, wie alles andere bisher. Keinen Atemzug später erstarb mein Gelächter jedoch genauso schnell, wie es begonnen hatte. Geradezu besessen starrte ich nun den Gang entlang. Das Ende dieses Flures, war auch das Ende meines Lebensinhaltes.
“488-mal ...” Ich hatte mit der Illusion gelebt, seit Jahren an einem Plan zu arbeiten, wie ich meinen Vater umbringen konnte. Mit Hilfe des gewonnenen Vermögens aus den Sklavenspielen wollte ich mich freikaufen. Vor dem großen Rea-Rat und vor aller Augen sollte mein Status als sein Sklave annulliert werden. Er hätte persönlich dort sein müssen und genau dann, wenn er mich freigab – es wäre sein Tod gewesen. Ich hatte all meine Kraft – meine Seele in diese Aufgabe gesteckt, aber jetzt? Was hatte ich jetzt noch?
Mein Vater versteckte sich weder vor mir, noch fürchtete er mich. Wenn er mich erschaffen hatte – mit Fähigkeiten jenseits von Gut und Böse – was konnte er dann? Fest stand, er war sehr viel stärker als ich – musste ja so sein. Heka hatte es mir selbst mit Leichtigkeit vor Augen geführt. Ich war unfähig, etwas gegen sie auszurichten. Ich war schwach. Planlos. Ziellos. Hoffnungslos.
Schwerfällig löste ich mich von der kargen Metallwand und setzte wie betäubt einen Schritt vor den anderen. Langsam betrat ich den Verladeraum und fixierte das Schottentor, welches uns von der Außenwelt trennte. Sobald sich dort vorne die massive Metalltür des Schiffes öffnete, würde die buchstäbliche Hölle auf mich niedergehen, dessen war ich mir sicher. Mein Vater würde genau dort in mein Leben treten. Meinem kümmerlichen Verstand den Rest geben, oder? Ich wusste es nicht. Im Moment war mein Kopf leer und gleichzeitig überfüllt. Zu viele Dinge spielten eine entscheidende Rolle und dann doch wieder nicht. Ein beständiges Auf und Ab.
Ich zitterte. Vor Schwäche. Vor Wut. Ich konnte einfach nicht damit aufhören. Mich nicht zusammenreißen, obwohl ich es wollte. Wirklich wollte. Es brachte immerhin nichts, wenn ich mich jetzt fertig machte, ohne, dass überhaupt etwas passiert war. Richtig. Nichts war geschehen. Nur Worte. Bisher hatte ich nur vielsagende Worte gehört, die streng genommen mein Leben nicht beeinflussen sollten. Das Leben bestand aus einem schlagenden Herzen. Einem funktionierenden Körper. Daran hatte sich nichts geändert.
Unendlich schwach setzte ich mich auf eine Stufe und vergrub mein Gesicht in meine Handflächen. “Nichts hat sich verändert ...” Mein Vater besaß mich nach wie vor. Ich war sein Sklave. Allein das Ausmaß hatte sich vergrößert, aber war das noch von Bedeutung? Was hatte überhaupt noch eine?
Ich krallte die Finger schmerzhaft in mein Haar. Das Gefühl, gleich zu zerspringen, machte mich rasend. “Dein Tod ...” Ja. Das war im Moment meine einzige Konstante. Er musste sterben. Schlicht und ergreifend wegen meiner Selbst willen. Aber dann? Es gab keine Zukunft für mich nach diesem Irrsinn. Kein Platz in dieser Welt, die ich mit jedem Atemzug mehr hasste. Der einstige Gedanke, an ein friedliches Zusammensein mit Dezeria, gab es nicht länger. Alles was ich glaubte ihretwegen gespürt und gefühlt zu haben, war in solch weite Ferne gerückt, dass ich sie fast schon für ein Hirngespinst meiner instabilen Psyche hielt. Hätte Heka nicht ihren Namen erwähnt, wäre ich fest davon ausgegangen, dass sie nicht existierte.
“Herr Reznick?” Für den Bruchteil einer Sekunde zuckte ich erschrocken zusammen, bevor ich angemessen auf die Anwesenheit eines Fremden reagierte. Ein bedrohliches Knurren entwich meiner Kehle, während ich den Oberkörper mit erhobener Faust zu der Stimme hinter mir drehte. Die vermeintliche Gefahr machte sofort einen Schritt zurück. Es dauerte einige Herzschläge, bis ich aus meinem Wirrwarr erwachte und Wilhelms Sklave erkannte. Diesen Theodor.
“Verzeihung, ich wollte euch nicht stören.” Er sah mir nicht in die Augen und es dauerte weitere Zeit, bis ich begriff, was seine Aufmerksamkeit fesselte. Die Finger meiner rechten Hand hatten sich als gebogene silberne Krallen regelrecht in den Metallboden gebohrt, wo hingegen die erhobene linke aus einer einzigen Klinge bestand. Bereit ihn auf der Stelle in kleine Stücke zu zerteilen, hätte er mich angreifen wollen.
“Ich ... habe Euch etwas zu trinken mitgebracht.” Man merkte es ihm an, wie viel Unbehagen ihm dieser Anblick bereitete. Keine Ahnung was er bei meiner Auseinandersetzung mit Zerian mitbekommen hatte, aber jeder Idiot konnte sehen, das dies keine Implantate waren. Es gab keine Technik, die aus Fleisch und Haut Metall formte sowie auch wieder zurückbilden konnte.
“Fruchtsaft aus Otio.” Er deutete auf den goldenen Becher und dem weißen Kristallkrug mit einer auffälligen blau-violetten Banderole in seinen Händen.
“Kein Bedarf.” Auf dieses Zeug schon gleich gar nie. Obwohl ich auch bei einfachem Wasser nicht anders reagiert hätte. Vor lauter Anspannung würde ich keinen Schluck hinunterbekommen, selbst wenn ich am Verdursten wäre. Was bestimmt zutraf, aber auf diese Bedürfnisse achtete ich aktuell nicht. Nebensächlich. Unbedeutend.
“Ich könnte es für Euch auch vorkosten, solltet Ihr Gift oder andere Substanzen befürchten.” Ich schmunzelte über seine Äußerung und stand auf. Lehnte mich bemüht gelassen an das Geländer der Treppe. Meine Waffen hatte ich dabei noch nicht wieder in mein Innerstes gezogen.
“Nur zu.” Ich erhob die lange Klinge und zeigte mit der Spitze auf den Becher. “Lass uns daraus doch eine Wette machen, na wie wär’s?”
“Ein Spiel? In welchem Sinne?” Er verstand sofort und sein Gesicht glättete sich. Vermutlich verschloss er seine Gefühle, was eine übliche Vorgehensweise bei Sklaven war, die Folter befürchteten. Mir war es jedoch Wurst, ob es ihn an seine früheren Leiden erinnerte. Mir half das gerade enorm. Ich brauchte Ablenkung. Wollte beobachten und Reaktionen sowie Handlungen daraus vorhersehen. Etwas Normalität eben.
“Ganz recht, ein Spiel.” Ich lächelte. “Als Einsatz nehmen wir dein Leben.” Eine ziemlich übertriebene Wahl – ich wusste es selbst –, aber ich wollte so schnell wie möglich meinen scharfen Verstand zurück. Zudem sollte er sich anstrengen. Was wäre da also anspornender, als die Aussicht auf den eigenen Tod?
“Was muss ich tun? Wie sind die Regeln?” Das war eine gute Frage, irgendwie mochte ich den Kerl. Kein Verhandeln. Kein Zetern. Sofort bei der Sache.
“Nichts Weltbewegendes. Du trinkst und wir warten ab, ob etwas passiert.” Nun entschied sich, ob er bereits wusste, worauf ich hinauswollte. Sein ahnungsloser Blick jedoch, ging mir runter wie Öl. Er gab mir mit diesem unbedeutenden Ausdruck den Halt, nach dem ich mich so sehr gesehnt hatte. Es war kinderleicht das Kommende zu sehen. So leicht wie eh und je.
“Nur trinken? Und inwiefern wird mein Leben damit zu tun haben?”
“Das ist simpel. Sollte sich eine fremde Substanz darin befinden, wird dein Körper darauf reagieren. Sofern ich auch nur die kleinste Veränderung an dir sehe, werde ich dich zerteilen.” Zur Verdeutlichung ließ ich das scharfe Metall einmal durch die Luft sausen.
“Und wenn nichts in dem Getränk ist?” In seiner Stimme schwang nach wie vor Unglaube, in seinen Augen ebenso. Er war überzeugt, dass es sich hierbei um einen harmlosen Saft handelte, aber da irrte er. Die Otiofrucht war vor allem bei gelangweilten Herrschaften sehr beliebt und gleichzusetzen mit einer Droge. Sie beeinflusste die Nervenzellen, das Gehirn sowie die Muskeln. Manchmal verzerrte sie sogar die Wirklichkeit bis in die unvorstellbarsten Absurditäten. Genau konnte man es nicht abschätzen, was der Anwender letztlich sehen oder durchleben würde und genau darin lag der Reiz bei dieser Sache. Ich hatte mehr als einmal jemanden sabbernd am Boden gesehen – wobei ich im Nachgang natürlich nicht wusste, ob diese Erinnerungen stimmten. Verdammt, daran wollte ich jetzt nicht erinnert werden!
“Passiert dir auch nichts ...” Die negativen Gefühle drängte ich schnell zurück. Mein verkorkstes Leben hatte keine Bedeutung. Vielmehr versuchte ich, mich wieder auf das zu fixieren, was ich sah und an seinem Verhalten ablesen konnte. Er zögerte, wohl aber nicht, weil er tatsächlich Gift oder eine betäubende Substanz hineingetan hatte. Dieser Saft war ausschließlich Adligen oder den höheren Reas vorbehalten. Von daher war mir klar, dass niemand hier die Flasche angerührt hatte. Auch wurde Otio niemals vor Sklaven eingenommen, somit wusste keiner von ihnen um die Wirkung.
“Reicht das oder muss ich die gesamte Flasche trinken?” Theodor füllte den Becher und kippte ihn leicht, sodass ich hineinsehen konnte. Eine gute Menge der violetten Flüssigkeit schwappte darinnen.
“Reicht.” Ohne zu zögern, trank er nach meiner Antwort aus.
“Wie lange warten mir nun?”
“Nicht lange.” Ich lächelte breit und konnte es kaum erwarten, seinen inneren Kampf zu sehen. Sobald er merkte, dass doch etwas in dem Gesöff drin gewesen sein musste und sich ja doch nichts anmerken lassen durfte. Äußerst amüsant. Wie lange würde er wohl bei Muskelzuckungen stillstehen können? Würde er schreien, heulen oder gar ohnmächtig werden? Vielleicht passierte auch nichts dergleichen. Vielleicht irrte ich mich oder generell hatte die Frucht keine Wirkung bei Sklaven. Alles Dinge, die es noch spannender machten. Eine Ablenkung, die ich so dringend gebraucht hatte.