„Das ist wirklich dein Ernst?“, bemerkte Moritz halb überrascht, halb amüsiert, als sich sein Süßer eine kanariengelbe Badeshorts überzog.
Karsten schaute ihn leicht echauffiert an. „Warum sollte es das nicht sein? Du sagst doch immer, dass mir meine Röllchen gut stehen. Dann kann ich doch wohl auch eine Shorts tragen.“
Da hatte sein Freund definitiv einen Punkt, auch wenn weniger die Form als die Farbe eine Überraschung war. Aber dann auch wieder nicht, denn Karsten fiel ja schon gerne auf, so dann und wann. „Ja, sicher doch. Die ist klasse“, beeilte sich Moritz also zu sagen. „Es freut mich, wenn du so selbstverständlich in diesem Blickfang losziehst.“
„Na, dann komm. Ich will unbedingt die neue, große Rutsche ausprobieren!“
Mit diesen Worten schenkte Karsten ihm ein fröhliches Lächeln, drehte sich um und verließ als erster die Umkleidekabine. Moritz grinste. Klar, war es wieder einmal seine Aufgabe, die Handtücher, die Sonnencreme und die Decke seiner unwiderstehlichen, dicklichen Diva hinterher zu tragen.
Draußen auf der Liegewiese zeigte Karsten ihm ganz genau, wo er diese Dinge platziert haben wollte. Nicht zu dicht an dem Kinderplanschbecken, denn nichts war so nervig wie diese ganzen jungen Mütter, die seinem Mo begehrliche Blicke zuwerfen würden, auch wenn der nur eine labberige, graublaue Shorts trug. Und nicht zu weit weg vom Sprungturm, damit sie einen Blick auf die Sahneschnitten riskieren konnten, die sich da todesmutig vom Fünfer warfen.
„Warum sind wir nochmal hier?“, wollte Moritz im Scherz wissen und kniff seinem Pummelchen keck in den Popo.
„Na dafür nicht!“, wies der ihn kichernd in die Schranken. „Das machen wir hinterher. Jetzt will ich rutschen!“
Mit ungebremster Energie und Vorfreude stolzierte Karsten jetzt drauflos und Moritz hinter ihm her.
Die neue Superrutsche wirkte schon von unten imposant. Sie war hoch und garantiert schnell. Es gab eine steile Schräge für richtig viel Schwung und drei enge, wilde Kurven, wo das Wasser nur so herausspritzte. Das Gejohle und Gekreisch von denen, die dort bereits Schuss fuhren, war nicht zu überhören. Unten landeten sie mit einer riesigen Bugwelle im Wasser.
„Geil, komm!“, rief Karsten aus und spurtete die ersten Treppenstufen hinauf.
Moritz hatte ihn lange nicht so ausgelassen gesehen und hechtete ihm nach. Oben angekommen genossen sie für einen Augenblick die Aussicht, dann ging's los. Karsten kniete sich vor den Eingang der Rutsche, doch Moritz hielt ihn zurück.
„Siehst du nicht? Da ist ein Schild. Man soll hier vorwärts und aufrecht sitzend rutschen.“
„Jetzt hab dich nicht so. Ich mache lieber Bauchklatscher. Und bei meinem Gewicht werde ich so schnell nicht werden.“
Kaum war das gesagt, da warf sich Karsten auch schon auf seinen Bärchenbauch und rutschte los.
Moritz wollte noch einwenden, dass gerade das Gewicht auch dafür sorgen könnte, dass sein Süßer zu schnell wurde, aber da war es schon zu spät. Er holte einmal tief Luft, dann ging’s hinterher.
Tatsächlich war die Abfahrt ein Riesenspaß. Es spritze, man wurde hin und her geworfen, Moritz hörte Karsten jauchzen und kreischte selbst vor Begeisterung. Dann hörte er einen mordsmäßigen Platscher: Sein Dicker war gelandet. Gleich darauf klatschte er selbst ins Wasser, tauchte wieder auf, lachte, spuckte aus, räumte den Ausgang der Rutsche und schaute sich um. Wo war Karsten?
Er entdeckte ihn am Beckenrand, von wo er ihm zuwinkte.
„Wow, das war voll krass! Gleich nochmal!“, rief er ihm zu und schwamm herüber.
Sein Dicker wirkte seltsam verhalten und schüttelte den Kopf. „Nicht sofort, Mo. Du musst mir helfen.“
„Wieso, was ist denn? Hast du dir wehgetan?“
Moritz war sofort besorgt. Immerhin war Karsten ja nicht so gerutscht, wie man das sollte. Hatte er sich gestoßen?
„Nein, das ist es nicht“, gestand Karsten und wirkte etwas bedröppelt.
„Was dann?“
„Na schau doch! Ich war so schnell und bin so dermaßen ins Wasser geplatscht, dass ich meine Hose verloren hab.“
„Du hast was?“
Moritz blinzelte, dann verstand er und mit einem Blick ins Wasser wurde ihm das Ausmaß der kleinen Peinlichkeit bewusst.
„Wo ist sie?“
Karsten deutete mit einer dramatischen, ausladenden Bewegung irgendwo hin. „Keine Ahnung.“
„Na, mein Moppel, dann mach dir mal nicht ins Hemd. Ich tauche da nochmal zurück. Dein Blickfang ist ja auch unter Wasser nicht zu übersehen.“
Karsten schenkte ihm einen gekonnten Augenaufschlag. „Du bist mein Held.“
„Ich weiß.“