Beitrag zum 12.04.2020
Thema: »Spaziergang im Grünen«
Es war ein zu schöner Tag, um ihn in der Taverne zu verbringen. Fanóla streifte durch die Wiesen Belletristicas und genoss den warmen Sonnenschein. Schmetterlinge flogen herum. Ein gelber Zitronenfalter landete auf der Schulter des Elfenjungen. Fanó lief leichtfüßig weiter und strich mit den Händen sanft über die sich im warmen Wind wiegenden Grashalme. Auf einmal sah er weißes Fell im Grün umherhuschen. Im nächsten Moment sprang ein völlig freudiger weißer Schäferhund an ihm hoch. Fanóla stieß einen Jauchzer aus und flauschte den Hund, Niko, sein bester Lieblingsflauschhundekumpel in ganz Belletristica.
»War dir in der Taverne auch so langweilig? Hier draußen ist’s viel schöner!« Der Elf lachte, und Niko bellte zustimmend.
Der weiße Hund legte fragend den Kopf schief.
»Was dagegen, wenn ich dich begleite, Fanó?«
»Nein, überhaupt nicht!«, erwiderte dieser, und die beiden tollten ausgelassen durch das hohe Gras. Bald kamen sie zu den Kastanienbäumen. Fanóla hatte mit ihnen schon Bekanntschaft geschlossen. Niko anscheinend auch, denn er lief mit drohend aufgerichtetem Schwanz, gesträubtem Fell, die Ohren wachsam aufgestellt, neben seinem Freund her.
Doch die Bäume taten ihnen nichts. Irgendwie wirkten sie … verängstigt.
»Niko, irgendetwas stimmt hier nicht. Die Bäume sind so still«, flüsterte der Elf. Niko schnupperte und prüfte die Luft, doch außer dem Duft von zwei Krähen konnte er nichts Verdächtiges wittern.
Aber sein Fell blieb weiterhin gesträubt, ein sicheres Anzeichen für eine dunkle Vorahnung.
Auf einmal ertönte das Krächzen eines Vogels. Im nächsten Moment stürzte sich ein schwarzer Federball auf Fanóla. Erschrocken schrie der Elfenjunge auf und fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. Es war eine Krähe, die es auf den Schmetterling auf Fanós Schulter abgesehen hatte. Seit wann jagten Vögel Schmetterlinge?
Niko bellte und versuchte, die Krähe zu erwischen. Der Hund sprang hoch, die Zähne gefletscht. Doch der Vogel war so plötzlich wieder weg, wie er gekommen war. Ebenso der Schmetterling. Er flatterte in den Sommerhimmel davon.
»Fanó, das gefällt mir nicht!«, winselte Niko, dem der Schreck über die Attacke noch in den Knochen saß, und auch Fanólas Herzschlag war schneller als zuvor.
»Lass uns hier abhauen. Komm.« Sie verließen den Weg und rannten zwischen den Bäumen hindurch. Kurze Zeit später standen sie vor einem Feld mit Pusteblumen. Die Freunde sahen sich an. Beide dachten das Gleiche. Mit einem Jubelschrei spurtete Fanóla los. Niko wich nicht von seiner Seite. Sie sprangen mitten in die Pusteblumen herein. Sofort flogen mehrere Samen in den hellblauen Sommerhimmel. Das sah wunderschön aus. Niko und Fanó tobten herum, warfen sich gegenseitig um oder versuchten, den jeweils anderen zu fangen, wobei Niko hier im Vorteil war. Nachdem sie erschöpft inmitten fliegender Wünsche lagen, welche gen Himmel zogen, kraulte Fanó Nikos weißes weiches Fell.
»Du bist mein bester Freund, weißt du das?«
»Du auch meiner.« Niko leckte Fanólas Hand und die treuen Augen blickten in die des Elfenjungen.
»Ich wünsche mir noch viele solcher schönen Momente mit meinen Freunden. Momente, in denen ich einfach denken kann, dass ich gesund und frei bin.« Die letzten Worte flüsterte Fanóla. Er dachte an die Krähe. Ihm schauderte. Doch bevor ihn die Angst überfallen konnte, legte Niko den Kopf an Fanós Schulter. Dankbar fuhr der Elf ihm über die Ohren.
Sein Blick glitt nach oben zum Sommerhimmel, zu dem lauter Wünsche unterwegs waren.