Beitrag zum 29.01.2020
Thema: »Firlefanz«
Was wäre, wenn sich die verschiedenen Protagonisten meiner Geschichten mal zufällig an einem Treffpunkt aller Welten zusammenfinden würden? Was würde passieren? Ein buntes Kuddelmuddel, gar Streit? Oder reden sie an einem Lagerfeuer über dies und jenes? Auf jeden Fall ist Firlefanz vorprogrammiert, dessen bin ich mir sicher!
Nun gut, öffnen wir mal die Pforte zum Treffpunkt. Mal sehen, wer kommt …
Ah, da sind die Zwillinge! Joshua und Chad begeben sich zu einer Lagerfeuerstelle. Josh hat seine Gitarre dabei und fängt an, zu spielen, während sein Bruder gedankenverloren in die Flammen blickt.
Eine dritte Gestalt läuft auf flinken Füßen herein. Spitze Ohren, langes Haar – das kann nur Fanóla sein! Er sieht sich neugierig um, entdeckt die Brüder und gesellt sich zu ihnen.
»Kotha runa suol!«, grüßt er in Liemkhón, dem Dialekt der Elfen. – Möge das Schicksal euch auf geheimen Pfaden leiten.
Joshua und Chad starren ihn entgeistert an. Chad packt den Arm seines Zwillingsbruders und flüstert ihm panisch ins Ohr: »Was ist das?«
Fanóla, der mit seinen scharfen Ohren mühelos die Frage verstanden hat, grinst. »Ich bin ein Elf, sieht man das nicht?«
»Chad, lass mich los!«, faucht Joshua seinen Bruder an. »Es ist alles gut, du hast keinen Anfall, und ich sehe ihn auch, zufrieden?«
Dann wendet er sich an den Elfen. »Entschuldige. Er ist Epileptiker.«
Fanóla lächelt und mustert Chad mitleidig. »Ich weiß, wovon du redest. Ich habe diese Krankheit, die ihr Epilepsie nennt, auch. Bei uns heißt sie Calaithles oder auch die heilige Krankheit. Wegen ihr werde ich von der Inquisition gejagt.«
Joshua und Chad sehen entsetzt drein. Fanóla tut es schon leid, ihnen Angst gemacht zu haben. Er zeigt auf die Gitarre in Joshuas Schoß.
»Ist das etwas zum Musikmachen?«, fragt er und Josh nickt. Er fasst sich als Erster wieder. Chad rückt so nah an ihn heran, dass er sich unauffällig an Joshs Jacke festhalten kann, und starrt mit ängstlichem Gesicht in die Flammen. Erst, als Joshua zu spielen anfängt, entspannt er sich ein wenig.
Fanóla hört erst nur zu, dann jedoch singt er drauflos. Es ist eine schöne Stimme, die den Wind zum Raunen bringt, das Feuer zum Flüstern, und die Nacht zum Weinen. Chad spürt, wie sich etwas in seinem Inneren öffnet. Er fühlt sich leicht und schwerelos, stark und schwach zugleich, tapfer, klein, voller Neugier und Zufriedenheit.
Der Junge lächelt den Elfen an. Fanóla zwinkert ihm zu und pustet in den Wind. Funken steigen in den Himmel und zu den Sternen. Eine Nacht voller Gesang und Freundschaft.
Firlefanz halt.