Beitrag zum 01.04.2020
Thema: »Gefährliches Geschenk«
Ich bin krank und müde. Krank vor Sehnsucht und müde vom Kranksein, weil ich das Gefühl nicht mehr spüren möchte. Aber welches Herz hört schon auf den Verstand, der mir sagt, dass ich zu langsam bin, um dem Kranich hinterherzujagen.
Wieder ein Traum, der in Gestalt einer Feder auf meinem Kopfkissen gelandet ist.
Ein Konzert, gegeben von den Erbauern der Ewigkeit, die Akriavigs Schrei mit klangvoller Melodie kaschieren. Ich, die sich wie ein kleines Kind aufgeregt auf den Weg macht. Du, der an mir vorbeigeht, mich grüßt. Mama, die die Nase rümpft und sagt: »Den schleppst du nicht an!«. Kann man im Schlaf grinsen?
Später, ein Tisch zwischen uns. Du versprichst, mich zu wecken, wenn ihr dran seid. Ich suche nach der Uhrzeit, aber alles ist konfus, verwirrend, wie in mir.
Noch ist es zu früh zum Schlafen. Du nimmst mich mit, ich freue mich. Ich mit der Band, ein Tag in der Stadt. Saufen, Lachen, Reden. Es ist schön. Für euch. Nicht für mich, die stumm dasitzt, dich anspricht und mit eisigem Schweigen konfrontiert wird.
Nein, ich habe nichts anderes erwartet. Keine Erwartung, keine Enttäuschung, das habe ich inzwischen gelernt.
Deshalb genieße ich einfach das Dabeisein.
Nach dem Auftritt, das große Feiern. Am Nebentisch sitzt deine Verlobte, hübsche junge Frau. Du kommst zu mir und legst mir eine Hand auf die Schulter. Deine Worte bringen mein Inneres zum Heulen. Der Wolf jault vor Freude.
Der Mond steht am Nachthimmel. Sein Schein fällt auf einen Wolf, der in den dunklen Wald trottet, die Dunkelheit jedoch nicht wahrnimmt, weil das Herzenslicht so stark leuchtet. Zwei Kraniche verschwinden am Horizont voller Sterne.
Du hast mir ein altbekanntes, gefährliches Geschenk gegeben: Es nennt sich Erinnerung.