Beitrag zum 16.09.2020
Thema: »Drachen steigen lassen«
Ambero fiel vor Schreck fast aus dem Bett, als das Geschrei ertönte. Er gähnte und noch ehe er richtig die Augen aufhatte, war seine große Halbschwester Mooly schon am Fenster und spähte nach draußen.
»Das sind unsere Freunde vom Dreiländerhof! Schluss mit Mittagsschlaf, Jungs und Mädels!« Sie klatschte in die Pfoten und im Nu erschienen nasse Schnauzen und verschlafene Augen unter zusammengeknüllten und zerknitterten Laken.
»Ich hab mich gerade hingelegt!«, beschwerte sich Sissia und ihre langen Hasenohren zuckten verärgert.
»Selbst schuld, wenn man sich fürs Nest das Fell putzen muss!« Tjeo kicherte, fuhr sich mit der Zunge über die Tatze und damit über seine braunen Katzenohren.
»Wer macht hier gerade Katzenwäsche, du Kater?«, erwiderte Sissia frech, und Tjeo hielt ertappt in seiner Wäsche inne.
»Hört auf zu streiten! Nicu und Riccy schlafen noch.« Mooly blickte zu Ambero. »Sind Harvy und Foxxy wach?«
Ambero blickte zu seinen beiden jüngeren Geschwistern, die sich gerade streckten. »Ja«, antwortete er und schwang sich aus dem Hochbett.
Tjeo war schon angezogen und wartete ungeduldig darauf, dass die anderen Timimeeig-Kinder fertig waren. Schließlich war es soweit.
Die Mädchen vom Dreiländerhof rannten erfreut auf sie zu, als sie nach draußen traten. »Wir wollen Drachen steigen lassen! Macht ihr mit?«, fragte Svenja und zwinkerte Tjeo zu. Der kleine Kater spürte, wie sich sein Nackenfell sträubte, und unterdrückte ein wohliges Schnurren.
»Klar!«, erwiderte Mooly und knuffte ihren besten Freund in die Seite. »Das ist kein reinrotziger Rude, also entspann dich, Kater!«
Tjeo blickte die Waschbärin an und verdrehte die Augen, dennoch konnte er nicht verhindern, dass seine Krallen von selbst ausfuhren.
Die reinrotzigen Rudes. Er hasste sie! Wegen ihnen hatten er und die anderen Timimeeig-Kinder, mit denen er zusammen wohnte, ihre richtigen Familie verloren!
»Tjeo? Alles in Ordnung?« Svenja legte ihm besorgt eine Hand auf die Schulter, und der Kater atmete tief durch und versuchte, sich zu entspannen.
»Ja.« Tjeo lächelte Svenja an und maunzte, als sie ihm kurz und unauffällig am Nacken kitzelte.
»Komm, ich zeig dir meinen Drachen!«, sagte das Mädchen und lief voraus.