Beitrag zum 25.03.2020
Thema: »Was wirklich zählt«
Von Brücken gesprungen, den Koloss bezwungen,
mit Hand, Fuß und Stab den Aidelos besiegt.
Ein Champion, emporgestiegen aus dem Bass des Satans nach Walhalla.
Das war einmal.
Worte fehlen. Ignoranz, Distanz, Angst. Ja, Angst. Davor, erneut dem Ruf des Kranichs zu folgen.
Ich weiß, dass ich nicht richtig gehandelt habe. Ich hätte früher das Schwimmen lernen sollen. Aber ich hab es noch in letzter Sekunde geschafft, nicht zu ertrinken.
Die Gedankenspinnereien waren so viel schöner als die Realität oder die Träume, in denen ich daran erinnert werde, was war und was ist.
Das leere Feld am Abyssos, mein Haufen Erdklumpen von Leben. Das blühende Feld, Lebensfreude. Was ist mit mir? Habe ich etwa - oder tue ich das immer noch? - gehofft, deine Blüten würden einige ihrer Samen zu mir rübergehen lassen?
Optimist ist mein zweiter Vorname. Oder war es in deinem Fall eher Naivität? Heute redest du nicht einmal mehr im Traum mit mir. Du schweigst, hörst Musik und ich sitze hinten, allein in der Dunkelheit und betrachte dein Profil. Von fern ertönt der Ruf des Kranichs, verlockend, doch ich bin zu feige, die Mauer des Schweigens zu brechen. Derweil ist es das, was wirklich zählt. Ich hätte dir etwas vorspielen müssen, so wie der Rest der Welt es tagtäglich tut. Ich hätte mich den Normen und Gesetzen der Gesellschaft anpassen sollen. Denn das ist es doch, was Miteinander ausmacht, oder?
Ein Wolf kann vielleicht eine Zeitlang ohne Rudel auskommen, aber sicherer ist der Schutz der Horde. Ich wollte in deinen Schatten treten. Der Schatten, der mich beschützt und sicher gehalten hätte, so waren damals meine Gedanken.
Heute weiß ich, dass ich dort untergegangen wäre. Elendig ertrunken im Meer des Abyssos, an dessen Rand ich nun sitze und mit einem Lächeln dem Kranich hinterher sehe.
Er wird wiederkommen, mit Träumen im Schnabel und Erinnerungen in den Federn, die auf mich niederregnen werden.
Bis dahin freue ich mich darauf, den süßen, sehnsüchtigen Schmerz erneut zu fühlen. Denn bald wird des Kranichs Schnabel mein Herz nicht mehr zerreißen können, weil mich die Flügel des Sayonara davontragen werden.