Jeder, der zur Miete wohnt, kennt die Treppenwoche. Jede Partei ist einer bestimmten Reihe folgend an besagter und darf sich mit Besen und Feudel bewaffnet an der Reinigung des Treppenhauses beteiligen. In rhythmischen Abständen sind dann auch Flurfenster oder Keller im Plan mit einbegriffen.
Als wir nun in das neue Haus zogen, waren wir in den Plan nicht eingewiesen. Da unsere Flurnachbarin etwas simpel gestrickt ist, war sie nicht in der Lage, uns in die Geheimnisse der Flurwoche mündlich zu unterweisen. Zum Glück zogen wir vor Weihnachten ein, dass sie passend zum neuen Jahr einen Kalender mit der Flurwoche aufhängen konnte.
Da wir beide berufstätig sind und sie eine Hausfrau mit Tagesfreizeit, sind unsere Zeiten, da der Flur mit Wasser geflutet wird, nicht kompatibel zu ihren Putzgewohnheiten. So gedenken wir eher Samstag Nachmittag oder sogar Sonntag uns mit Reinigungsarbeiten der Gemeinschaftsräume zu beschäftigen. Es scheint so, dass sie sich mit dieser laxen Art unsererseits nicht wirklich anfreunden kann. Es passierte dann, dass sie ihrerseits die Reinigung vornahm, um dann statt eines Hakens ein fettes Kreuz in den Kalender zu malen.
Nun stellt sich mir die Frage. Wenn ein Kreuz bedeutet, dass nicht geputzt wurde. Sie jedoch wischt und der Flur demnach sauber ist, sollte doch ein Haken gemacht werden. Oder will sie uns mit dem Kreuz sagen, dass sie der Meinung sei, dass wir nicht unserer Pflicht nachgekommen seien, sie aber durchaus die Pflicht gemäß des Planes erfüllt habe und sie es uns deshalb als eine Verfehlung ankreuzte?
Leider kann ich nicht sagen, welche Gedankengänge ihrem Handeln vorausgegangen sind. Vermutlich keine.