Nachdem wir den ersten Kaffee im Sommerwohnzimmer genossen hatten, saßen meine Mitbewohnerin und ich gemütlich beim Frühstück. Da sie so früh am Morgen, es war gerade mal acht Uhr, noch nicht wirklich zu intellektuellen Höchstleistungen in der Lage ist, beschränkte sich ihre Interaktion mit der Umwelt auf Kaffee trinken und Stuten mit Marmelade essen.
Alexa beglückte uns mit dem lokalen Radiosender, als unser kleinster Kater, Jamie, zu maunzen begann. Erst war es ein verhaltenes Miau, das irgendwie niedlich klang. Doch dann wurde es immer massiver und auch recht laut, man könnte es auch als vorwurfsvoll bezeichnen. Dann veränderte sich sein Ton erneut und er klang nur noch erbärmlich. Kein Ermahnen oder Zureden half. Mich wunderte es, dass aus diesem kleinen Tierchen solche Töne kommen können.
„Ach Jamie, was ist nur los?“ Fragte meine Mitbewohnerin den kleinen Kater, als wenn der ihr antworten könnten. Wieder maunzte er klagend. Dann folgte sie seinem Blick.
„Ach so, die Balkontür ist zu“, sprach sie weiter mit dem Kätzchen. Man merkte förmlich, wie ihr Gehirn zu rattern begann. Was mochte es nur wollen? War das Futter alle oder der Wassernapf leer? War es gar krank? Sie ging gedanklich alle möglichen und unmöglichen Szenarien durch, dann endlich hatte sie es. Heureka.
„Du kannst ja gar nicht raus“, benannte sie das Resümee ihrer Synthese.
„Sag doch was“, ging ihr Monolog weiter, während sie die Tür öffnete und das Kätzchen hinaus hüpfte.
„Ach, hast du ja“, fügte sie dann noch hinzu.
Der Erkenntnisgewinn war doppelt hoch, Hegels Dialektik sei Dank.