Jeder, der schon einmal etwas herrlich schief gelaufen ist, weiß, dass, wenn sie nur gar richtig und wohl möglich ausgiebig motzte, es hernach funktionierte, falls nicht, fühlen wir uns eben einfach nur besser. So habe ich natürlich meine Tomatenpflanzen schon ausgiebig beschrieben und lobenswert erwähnt. Nur tun meine Tomaten nicht, was sich für wohlerzogene Tomaten gehört, es sei denn, sie wollen die Hauptrolle in „Grüne Tomaten“ erringen. Ihr erkennt mein Dilemma? Sie wucherten in die Höhe, blühten nach allen Regeln der Kunst, selbst Früchte sprießten, dass es eine wahre Freude wart. Bis auf die unsägliche Tatsache, dass sie sich nicht in die lieblichen Paradeiser von dieser rötlichen Farbe verwandeln wollten. Nur um mich zu ärgern, na ja, eigentlich ärgerten sie Stan, fielen die ersten grünen harten Früchte polternd herab. Sie erschreckten den armen Puschel, dass er gewiss ein Trauma davon getragen hatte.
So stand ich wieder vor meinen wuchernden Tomatenranken und rief zeter und mordio, als mich meine Nachbarin von gegenüber bemerkte.
„Ihre Tomatenpflanzen sind aber prächtig“, rief sie zu mir herüber.
„Ja schon“, antwortete ich ihr, „aber sie werden nicht rot.“
„Ach“, erwiderte sie, „erzählen Sie ihnen doch einige unanständige Witze, dann erledigt sich das ganz von selbst.“ Sie lachte.
„Solche Witze kenne ich gar nicht“, antwortete ich ihr mit gespieltem Entrüsten und fiel in ihr Lachen mit ein. Also beschränkte ich mich darauf, den kleinen grünen Klickern mein Leid lautstark zu klagen. Was soll ich sagen, heute erschien das erste zarte rot.
Motzen hilft eben doch.