Ihr erinnert euch gewiss, dass ich für den einen oder anderen Bildungsträger tätig war? So wurde ich auch in einigen Sprachkursen eingesetzt, die ESF BAMF finanziert waren. Dies ist für die Geschichte eigentlich nicht wichtig, hier soll nur nur verdeutlicht werden, dass sobald man mit öffentlichen Geldern zu tun hat, der Abkürzungswahn beginnt und alle Beteiligten diese hemmungslos benutzen, ohne nur im geringsten daran zu denken, dass Unbeteiligte gar keine Ahnung davon haben, wovon man gerade spricht. So sei hiermit erklärt, dass sich hinter ESF BAMF der europäische Sozialfond und das Bundesamt für Migration- und Flüchtlingswesen versteckt. Nachdem dies nun hinreichend geklärt ist, zurück zur Geschichte.
In meinen Kursen waren meist Personen aus dem Osten, Polen, Russen, Kasachen oder Russlanddeutsche aus Kasachstan, Vietnamesen, Inder, aber auch Marokkaner, Tunesier, Kurden aus vier verschiedenen Staaten, und natürlich Türken. Manchmal gab es auch Exoten wie den Hawaiianer, den die Liebe nach Deutschland verschlug. Jede einzelne Sprachgruppe unterlegt das Deutsche mit einem ureigenen Akzent. So sprechen die meisten Personen aus den Maghrebstaaten mit französischem Akzent. Besonders spaßig war der Kopte, also Ägypter, der mit italienischem Akzent sprach. Diese Tatsachen sind dem Wahnsinn noch nicht wirklich nahe, der kommt erst, wenn an sich harmlose Deutsche Worte in einer anderen Sprache eine Entsprechung haben, also der Klang und dann eine gänzlich andere Bedeutung bekommen. Kurioserweise sind es dann meist Worte, von denen man behauptet, sie nicht zu kennen, wenn doch, werden diese nicht in der Öffentlichkeit genannt, erst recht nicht von wohlerzogenen Damen aus gutem Hause.
Mein erstes Wort lernte ich, als sich die Schüler am ersten Tag in der Runde vorstellten. Als die Reihe an den Herrn aus Vietnam kam, nannte er seinen vollen Namen, Dan Hui. Die polnischen und russischen Herren fielen vor Lachen beinahe von ihren Stühlen. Irritiert schaute ich sie an und verlangte eine Erklärung. Unter Prusten erklärte mir dann einer, dass es sich bei diesem Begriff um eine recht derbe Bezeichnung für einen speziellen Körperteil handle. Er versicherte mir, dass ich davon nicht betroffen sei.
Ein weiteres unsägliches Wort wurde ich gewahr, als man mich nach meinen Türkischkenntnissen fragte und ich wahrheitsgemäß meine fünf Begriffe aufzählen wollte.
„Mersi, taksi (ja es schreibt sich so), üç (drei), bülbül (Nachtigall)...“ Weiter kam ich leider nicht.
Die Dame von den Philippinen bekam einen hochroten Kopf, da wusste ich, ich hatte wieder so ein Wort erwischt. Sie erklärte mir, dass bülbül auf Tagalog, die Sprache kannte ich bis dahin noch nicht einmal, eine besondere Art von Haaren wäre. Noch während ich überlegte, was denn an Haaren schlimmes dran sei, dass sie eine derartige Reaktion auslösen konnte, meinte sie trocken: „Is the carpet like the curtain?“
Da fiel es mir, um im Bilde zu bleiben, wie Schuppen aus den Haaren und ich musste lachen.
Natürlich lernte ich auch weniger verfängliche Begriffe kennen. In einem anderen Kurs war ein Chinese namens Herr Li, wie auch sonst und ich überlegte, ob wirklich alle Chinesen Li hießen. Dieser erklärte mir irgendwann, dass die saloppe deutsche Verabschiedung „Tschüss“ durchaus eine chinesische Entsprechung habe. Also der Begriff, der diesem Klang sehr ähnlich kam, bezeichnet im Chinesischen den Ort, an dem die toten Menschen sind. Sehr frei übersetzt könnte ein unverfängliches Tschüss „Geh doch gepflegt sterben“ bedeuten. Eingedenk dieser Tatsache einigten wir uns in diesem Kurs auf eine andere Verabschiedungsfloskel.
Recht spaßig war noch die Erklärung, warum gerade russischsprachige Personen das JobCenter nicht so Ernst nehmen. Job oder besser Joppa ist eine derbe Bezeichnung für unseren Popo. Also eben nicht Popo, sondern meint nur diesen Körperteil. Ihr wisst schon, der Begriff den unsere Eltern uns immer verboten hatten zu nutzen. Na ja, irgendwie haben die Leute ja Recht, manchmal sind die Entscheidungen, die das JobCenter trifft, echt was für den A...
In diesem Sinne, Tschüss.