Ja, auch ich habe in meinem Arbeitsleben bei unterschiedlichen Arbeitgebern ebenso viele unterschiedliche Arten der Zeiterfassung erlebt. Am einfachsten war es, wenn man zu einem bestimmten Zeitpunkt da sein musste und nach der Uhrzeit den buchstäblichen Griffel fallen lassen konnte. Manchmal hatte ich es aber mit den verschiedenen Arten der Zeiterfassung zu tun. Da gab es Firmen, in denen neben der analogen Stempeluhr, so mit „Pling“, links die Karten der Abwesenden und rechts die der Anwesenden in der Halterung waren. So musste man nie seine Karte suchen und der Chef sah natürlich auf einem Blick, wer alles da war. Man steckte beim Kommen seine Karte über den Umweg der Stempeluhr nach rechts und beim Gehen wieder nach links. OK, manchmal gab es dann einen Stau an der Stempeluhr, wenn einer seine Karte nicht in das korrekte Fach gesteckt hatte. Und diese superdigitalen Erfassungsgeräte waren auch herrlich praktisch, denn man musste nur mit seinem Transponder eben daran vorbeifahren und „Palim“ war alles im System.
Aber ihr ahnt es gewiss, wenn immer alles glattgegangen wäre, wäre es hier keine Geschichte wert. Genau, da gab es noch meinen letzten Arbeitgeber, quasi ein kommunaler Bildungsträger als Tochtergesellschaft der Stadt. Als nette Zwischenbemerkung sei hier erwähnt, dass meine Stempelkarte auch im Bürgeramt und Rathaus passte. Aber wo war ich? Ah ja, Bildungsträger. So hatte auch mein Arbeitgeber mehrere Standorte, die theoretisch alle mit Stempeluhren versehen waren, damit wir uns überall ein- und ausstempeln konnten. Leider war ich an einem neuen Standort untergebracht, der keine Uhr besaß. So mussten wir notgedrungen händisch die Eintragungen vornehmen. Nun beriet sich unser Chef in seiner Weisheit und Güte mit der Einkaufsabteilung, um ein neues Gerät für unseren Standort zu ordern. Bei Bildungsträgern dauert das schon mal etwas länger, nun denn nach drei Monaten wurde eine Stempelmaschine geliefert und nach weiteren zwei Monaten wurde sie auch an einer Wand am Eingang installiert. Da dort jedoch keine Steckdose war, konnte die Zeiterfassung immer noch nicht in Betrieb genommen werden. Als dann weitere 6 Wochen später endlich Strom mit Steckdose in der Nähe der Höllenmaschine war, konnten wir endlich stempeln. Voller Vorfreude standen wir davor und versuchten, die Karte zu versenken. Doch oh Graus, unsere Karten passten nicht in den Schlitz. Sie waren zwar nur drei Millimeter zu breit, aber zu breit ist eben nicht schmal genug.
Aus dieser Tatsache ergab sich eine wenig erquickliche E-Mailkorrespondenz. Wir hatten es eigentlich schon vorher geahnt, da das Gerät anders aussah, aber die Verwaltung bestand darauf, dass es passen müsse, man habe es immerhin beim Hersteller der anderen Geräte nach ausgiebiger Beratung bestellt und gekauft. Ein Fotobeweis machte das Dilemma dann deutlich. Man versprach uns für dieses Gerät passende Karten zu ordern. Als diese dann nach einem Monat geliefert wurden, freuten wir uns gar sehr, da unser Martyrium nun endlich zu Ende wäre. Zum Glück war am nächsten Tag der Erste, doch wollten wir dennoch einmal vorher die Nutzung testen.
Voll des Heiligen Geistes nahmen wir eine der jungfräulichen Karten, stellten uns rings um die Maschine auf. Eine Kollegin führte die Karte in den Schlitz. Das Gerät zog die Karte ein, genau so wie es sein musste, gab ein „Biep-Biep“ von sich und spuckte die Karte ohne Aufdruck, aber dafür mit Fehlermeldung im Display wieder aus. Auch dieses Missgeschick wurde für unseren Chef, diesmal als Videobeweis, festgehalten und per E-Mail an die Verwaltung geschickt. Also wurde es wieder nichts mit dem Stempeln. Laut Gebrauchsanweisung, in der wir den Fehlercode fanden, wurden die falschen Karten bestellt.
Irgendwann stand dann unser Abteilungsleiter mit dem Kalfaktor in unserem Büro und beratschlagte quasi auf kleinem Dienstweg, wie die Sache mit der Stempeluhr denn nun zur Zufriedenheit aller gelöst werden könnte. Dann hatte er eine rettende Idee, war nicht ein Standort geschlossen worden, der eine Zeiterfassung hatte und wo war dieses Gerät nun hingekommen? Der Kalfaktor überlegte nur kurz, ehe er antwortete.
„Ich glaube“, sprach er langsam, „die Stempeluhr steht oben im Schrank.“
Mit „oben“ meinte er tatsächlich einen Schrank, der sich in der dritten Etage dieses Gebäudes befand. Erwähnung sollte hier auch noch finden, dass das Gerät dort schon seit einem Jahr oder gar länger stand. Kurzerhand holte er das Gerät von oben herunter und stellte es auf einen Stuhl im Kopiererraum. Bis heute hängt die falsche Uhr am Eingang, da sich keiner zuständig fühlte, diese abzuschrauben und an den Hersteller zurückzusenden. Na ja, eigentlich hätte man auch die korrekte Stempeluhr an dieser Stelle anbringen können, aber auch dafür war niemand zuständig.
Aber alles ist für etwas gut, so konnte man quasi im Vorbeigehen die aktuelle Uhrzeit ablesen.