Es war wieder einer dieser Arbeitstage, die einen leer in die Wirklichkeit entließen, als wir gegen 17:30 auf den Hof traten. Dort stand noch die Hitze des Mittags und wir überlegten, ob wir schon nach Hause fahren oder doch irgendwo ein eisgekühltes Getränk zu uns nehmen sollten. Wir entschieden uns für Option zwei. So strebten wir unserer Lieblingslokalität zu, in der Hoffnung, dass diese geöffnet habe. Als wir dort ankamen, wuselte ein Kellner mit einem Lappen bewaffnet um die Tische. Gäste waren noch keine zu sehen. Unseren fragenden Blick richtig deutend, erklärte er uns, dass um 18 Uhr geöffnet würde, aber wir könnten schon Platz nehmen, wenn uns seine Geschäftigkeit nicht störte. So setzten wir uns an einen der Tische und warteten, dass er seine Vorbereitungen abgeschlossen hatte... Tische abwischen, Aschenbecher und Karten decken, Sitzkissen verteilen.
Dann kam er zu uns mit dem erlösenden: „Bitteschön. Was darf ich euch bringen.“
„Hast du Fassbrause?“ Fragte ich nach meinem Lieblingsgetränk.
Er verneinte.
„Dann vielleicht so eine witzige Limonade mit Minze und so?“
„Leider auch nicht.“ Es schien ihm wirklich peinlich zu sein, meine Wünsche nicht zu erfüllen.
Ich zog noch einmal die Karte zu Rate, während meine Kollegin einen Cocktail bekam, aber ich musste als Fahrerin darauf verzichten. Das Getränk sah vortrefflich aus und schmeckte wahrscheinlich noch besser als es aussah.
„Könntest du mir vielleicht so etwas machen? Mit verschiedenen Säften und Minzblättchen und Früchten drin. Eis darf auch sein. Ach. Überrasche mich einfach.“
Er schaute den gelieferten Cocktail noch mal an, notierte sich gedanklich meine Wünsche und verschwand. Unterdessen setzten sich Gäste an die anderen Tische. Dann kam er wieder und präsentierte mir ein Glas mit einer interessanten Komposition. Gecrushtes Eis, Saft im Farbverlauf von hellem gelb über orange nach dunkelrot. Auf einen Holzspieß waren einige Früchte umrahmt von Minze.
„Wow!“ Hatte ich das laut gesagt. „Das sieht lecker aus. Danke dir.“
Durch den Strohhalm nahm ich einen Zug. „Mhmm!“ Es schmeckte noch besser, als es aussah. Lächelnd wandte er sich den anderen Gästen zu.
„Oh, ich hätte gerne auch so was, wie am Nachbartisch“, hörte ich eine der Damen sagen.
Mein a la Carte Wunsch wurde wohl heute zum Geheimtipp.
Vive la Cocktail.