Warum es dauernd Geschichten und Anekdoten aus der Gastronomie gibt? Es passieren dort die absonderlichsten Dinge. So waren wir drei, meine Mitbewohnerin, eine ehemalige Kollegin und ich, Mal wieder in unserem Lieblingslokal am Museum und verbrachten einen herrlichen Mädelsabend. Mit viel Quatschen, Lachen und natürlich einem gepflegten Essen. Irgendwann ließen wir uns die Speisekarte bringen, die ob ihrer Übersichtlichkeit die Auswahl nicht wirklich schwierig machte.
„Hach, ich weiß nicht, ob ich lieber die Spaghetti oder doch die Backkartoffel nehmen soll“, klagte unsere Exkollegin uns ihr Luxusproblem. Da ich keine Pfifferlinge mochte, war dies keine Frage für mich und zuckte nur mit den Schultern.
Dienstbeflissen trat der Kellner an unseren Tisch. Ein Schnuckelchen in den Zwanzigern und vermutlich frisch vom Balkan eingeflogen, wie sein starker Akzent und etwas unbeholfene Ausdrucksweise nahe legte.
„Was meinen Sie“, sprach ihn die Exkollegin an. „Empfehlen Sie eher die Spaghetti oder die Backkartoffel?“
„Äh“, entgegnete er wenig geistreich und pustete geräuschvoll eine Haarlocke aus der Stirn.
„Also, wenn große Hunger, dann Spaghetti. Kartoffel ist für kleine Hunger.“ Er lächelte breit und freute sich scheinbar darüber, diese lange Rede fehlerfrei über die Lippen bekommen zu haben.
Die Angesprochene ging kurz in sich und entschied dann, dass sie nur etwas für den kleinen Hunger benötigte. War das auch geklärt. Wir erzählten und lachten noch einige Zeit, bis dass unser Keller zuerst das Besteck und hernach unsere drei Tellergerichte servierte. Zielsicher verteilte er die Teller an die Bestellerin. Wir staunten nicht schlecht, als wir die Größe der Teller mit den darauf drapierten Speisen verglichen. Wahrlich, sein kleiner Hunger war dann wohl doch ein wenig größer als mein großer Hunger.