Steuererklärungen sind eigentlich überall gleich und uneigentlich auch. Man darf sich als Bürger durch einen Wust an Formularen wühlen, um sie dann mit allen möglichen und unmöglichen Belegen ausgefüllt einzureichen. Irgendwann bekommt man einen Bescheid, der einem die persönliche Steuerschuld ausweist, per Post zugeschickt. Wenn man ganz viel Glück hat, erhält man Geld zurück, meist muss man jedoch Geld an den unersättlichen Fiskus abdrücken.
Für den Fall, dass wir mit der Steuerlast nicht einverstanden sind, können wir einen Einspruch, Widerspruch oder sonst einen Spruch einlegen, dann können wir gewiss sein, dass es erneut geprüft wird. So ist es in deutschen Landen und gewiss auch in Spanien.
Aber was machte La Señora? Als heißblütige Spanierin lässt sie sich doch nicht mit einem dahergelaufenen oder auch dahergeschickten Blatt Papier abspeisen. Oh, nein. Wie eine Furie baute sie sich vor einem der Schalter in der Finanzbehörde auf. Gestikulierte wild mit den Armen, dass sie bestimmt weniger durch Knebeln als viel mehr durch Fesseln der Hände zum Schweigen gebracht werden könnte. Dazu bellte sie stakkatoartig im Hochgeschwindigkeitsspanisch den armen Mann hinter der Glasscheibe an. Meine Mitbewohnerin staunte nicht schlecht. Mit halbem Ohr hörte sie zu und versuchte, einige Brocken zu verstehen. Dann hatte sie es. La Señora verhandelte mit einer nicht zuständigen Person um die Höhe der zu entrichtenden Steuerabgaben. Die Augenbrauen meiner Mitbewohnerin zuckten verdächtig, doch konnte sie ihre Gastgeberin nicht davon abbringen, sich fürderhin in Rage zu reden. Sie sei ja immerhin waschechte Spanierin, proklamierte die naturblonde Schönheit, das stünde ihr immerhin zu. Es sei ja ein Unding, dass ausgerechnet sie als wahre Patriotin so viel Steuern zahlen müsste und das nur, um all die Illegalen im Lande zu unterstützen. Sie feilschte noch eine Zeitlang mit dem armen Beamten am Schalter wie auf einem orientalischen Bazar, ehe er ihr einen vielsagenden nichtssagenden Informationsflyer über zu entrichtende Steuern in die Hand drückte und sie dann wutschnaubend aufgab und davon rauschte.
Aber das letzte Wort über ihre Steuern wäre noch längst nicht gesprochen.