Als ich bei schönstem Wetter mit Dr. Holtmann, Jenne, im Sommerwohnzimmer saß, überkam uns ein Hüngerchen, wie es nur bei gewissen Temperaturen bei weilen geschieht. Auf die Frage, ob ich denn auch Hummus zubereiten könne, lächelte ich nur wissend und bot ihm an, mit ihm diesen herzustellen. Begeistert stürmte er in meine Hexenküche, die nicht nur mit exotischen Lebensmitteln, sondern auch ebensolchen Gerätschaften ausgestattet ist. So verfüge ich natürlich auch über eine dieser äußerst nützlichen und neumodischen Küchenmaschinen eines namhaften deutschen Haushaltsgeräteherstellers, der neben dieser Höllenmaschine auch den kleinen Kobold produziert.
„Kennst du das Rezept?“ Fragte Jenne zaghaft, wie es nur meine Studierten tun, da sie um dieses Manko in ihrer eigenen Erinnerung wissen.
„Nein“, tat ich ihm kund und ehe er einen Herzinfarkt bekommen konnte, fügte ich trocken hinzu, „das Gerät hat WLAN und ist internettauglich.“
Seine Augen weiteten sich. So etwas gab es tatsächlich? Schnell hatte ich das Gerät eingeschaltet und nach ausführlicher Erklärung meinerseits, auch das passende Rezept auf dem Display ausgewählt.
„Das ist ja wie mein Smarthpone“, staunte Jenne.
„So ähnlich“, bestätigte ich.
„Hast du denn alles da?“ Wollte er dann wissen.
„Aber gewiss doch, sonst hätte ich es dir nicht angeboten“, erwiderte ich.
Flink hatte ich die geforderten Zutaten aus der Liste herbei geholt und fehlende durch, wie mir schien, passende ersetzt.
„Kann ich helfen?“ Drängelte sich Jenne vor und war aufgeregt wie ein Vierjähriger beim Weihnachtsplätzchen backen.
„Reiß mir bitte einen Bogen Küchenkrepp ab“, trug ich ihm auf. Er wäre kein Akademiker, wenn es nicht schon schief ginge, so trennte er selbstverständlich zwei von der Rolle ab.
„Ups“, er schaute betreten und an seinem Blick merkte ich, dass er nun komplett überfordert war. Was tun mit dem überzähligen Blatt?
„Macht nix“, beruhigte ich ihn, „lege das zweite einfach zur Rolle und das andere gib mir.“ Er atmete erleichtert auf. Es war so einfach, ihn glücklich zu machen.
Zuerst öffnete ich die Dose mit den Kichererbsen und schüttete sie ab, wobei ich die Flüssigkeit auffing. Jenne beobachtete mich irritiert, da ich keinen Dosenöffner benutzte. Er erinnerte sich wohl schmerzlich an das Debakel, als er sich unlängst ein Dosengericht zubereiten wollte und dies in einer dramatischen Videokonferenz endetet (32. Akademiker).
„Ich kaufe immer nur Dosen mit Lasche“, erklärte ich ihm das Phänomen und musste unweigerlich an das Lied von Mike denken, ihr wisst schon, das mit dem Nippel und der Lasche.
Dann kam auch das Küchenpapier zum Einsatz, in dem ich darauf den Abfall vom Putzen des Knoblauchs entsorgte. Ja, ich entferne immer den Keimling, solltet ihr ebenso tun, dadurch ist er wesentlich bekömmlicher. Dann ab in die Höllenmaschine.
„Holst du etwas Basilikum vom Balkon?“, bat ich Jenne und gab ihm eine Schere. Freudestrahlend ging er hinaus und kam auch erst einmal nicht wieder.
„Wie sieht Basilikum aus“, rief er sichtlich verzweifelt.
„Satte, grüne Blätter, die etwas glänzen, die Pflanze ohne Blüten“, beschrieb ich das gewünschte Kraut, das neben einem Töpfchen mit Lavendel stand, „schneide bitte vier Stängel ab.“
Voller Stolz brachte er das Gewünschte. Nach einer Waschung zupfte ich die Blätter ab, gab sie mit Rucola zum Knoblauch in den Topf. Hernach tanzte ich um Jenne herum, da er mal wieder im Wege stand, drehte den Wahlhebel auf vier Sekunden und die Geschwindigkeit auf acht. Die Maschine radaute. Ein wohltönender Gong erklang alsbald.
Jenne staunte: „Woher kommt die Musik?“
„Das ist die Klingel, dass er fertig ist“, beschrieb ich die Funktion.
Jenne nickte beeindruckt. Die abgetropften Kichererbsen verschwanden mit weiteren Zutaten im Topf. Wieder machte die Maschine, diesmal jedoch für 20 Sekunden, Radau. Zuerst schob ich Jenne beiseite und dann mit dem Spatel das Gemenge zusammen, probierte und entschied mich noch für weitere Gewürze und etwas Flüssigkeit. Ihr ahnt es bestimmt, weitere zehn Sekunden Palaver und die liebliche Melodai signalisierte, dass die Zubereitung des exotischen Gerichts nun endlich abgeschlossen sei.
„Gibst du mir bitte eine Schüssel aus der unteren Schublade?“, ich wies vage in eine Richtung.
„Kommt denn nun das Kochen“, wollte er dann ganz Akademiker wissen.
Genervt schob ihn beiseite, da er mir mal wieder im Wege stand.
„Nein“, meinte ich dann. „Eigentlich ist der Hummus jetzt fertig. Nun müssen wir nur noch die Maschine reinigen.“
„Oh ja“, sprach Jenne bedröppelt, „das kenne ich von meiner Mutter, bis die Maschine auseinander genommen und sauber ist, dauert es immer ewig. Vor allem das Zusammenbauen ist ein Graus.“
„Stimmt“, bestätigte ich es ihm, als unsere Speise den Weg vom Mixtopf in das Schüsselchen gefunden hatte. Am Wasserhahn füllte ich einen Liter Wasser in den Topf, gab etwas Spüli hinzu, setzte den Topf auf die Maschine und verschloss den Deckel, nach zehn Sekunden auf höchster Geschwindigkeitsstufe gongte es erneut. Jenne beobachtete fasziniert jeden Handgriff. Dann wirbelte ich zu allem Überfluss noch einmal mit der Spülbürste sowohl durch den Topf als auch über den Deckel und goss den Topf aus.
„So“, meinte ich äußerst zufrieden, „wir sind fertig und können essen.“
Irritiert blickte Jenne auf seine Uhr: „Das waren ja keine fünf Minuten.“
„Stimmt“, ich lächelte ihn zufrieden an.